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Eine Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Naight und Yuta treten früh in die Fußstapfen ihres Vaters und arbeiten neben der Schule als Detektive. Seit sieben Jahren leben die beiden alleine, erhalten jedoch regelmäßig Unterhaltszahlungen, was sie als Beweis sehen, dass ihr Vater noch lebt und zumindest an sie denkt. Doch dann kommt eines Tages kein Geld. Kurz darauf taucht ein Freund der Familie, Arthur, auf und behauptet, ihr Vater wäre spurlos verschwunden. Arthur nimmt die Zwillinge mit nach Dubai, wo er ihnen erst einmal die Stadt zeigt. Nachdem sich die beiden etwas eingewöhnt haben, nimmt Arthur sie mit zu den „Agenten“: Menschen, die ebenso wie Naight und Yuta mystische Siegel auf dem Körper tragen. Arthur offenbart den Zwillingen, dass die Erde mit dem sogenannten Totengeist-Planeten verbunden ist und dass sie zwischen beiden Welten reisen können …
Der erste Band von 1001 Knights ist ein typischer Auftaktband, der allerdings etwas braucht, um in Schwung zu kommen. Zunächst wird der normale Alltag von Naight und Yuta umrissen, wobei früh deutlich wird, dass die Zwillinge nicht ganz normal sind. Während von Yuta eine ungeheure Energie und teilweise auch Aggressivität ausgeht, kann Naight Verletzungen heilen, was zu seinem ruhigen Wesen passt. Es gibt eine seltsame Verbindung zwischen den Brüdern, die über die normale Geschwisterliebe hinauszugehen scheint und den Leser irritiert. Später wird klarer, woher das seltsame Gefühl kommt, denn die Zwillinge sind durch eine schicksalhafte Prophezeiung miteinander verbunden. Während beide Brüder faszinierende Charaktere sind, wirkt Arthur oberflächlich und erzwungen albern. Vielleicht verbirgt sich ein finsterer Typ unter der lächelnden Fassade oder Arthur ist wirklich ein ewig gut gelaunter guter Freund – was werden weitere Bände zeigen.
Diese Prophezeiung und auch die Offenbarung des Totengeist-Planeten bietet ein großes Spannungspotential, allerdings erfährt man über beides im ersten Band nur sehr wenig. Der Titel des Manga und auch die ersten Eindrücke des mysteriösen Planeten legen die Vermutung nahe, dass es sich um eine orientalische Welt aus 1001 Nacht handelt. Wirklich etwas zu sehen bekommt man jedoch nicht. Stattdessen dümpelt die Geschichte vor sich hin, die Geschwister reden lange mit Arthur und genießen dann ein ausführliches Sightseeing in Dubai. Dabei wird ihre tiefe Verbindung veranschaulicht und man lernt beide Protagonisten gut kennen. Trotzdem hätte es gerne etwas früher zur Sache gehen können: Die Hölle bricht erst auf den letzten Seiten los und die Story bricht mit einem äußerst gemeinen Cliffhanger ab.
Zeichnerisch bewegt sich 1001 Knights zwischen Shoujo und Shounen: Die Frisuren der Protagonisten sind wild und kantig, die Augen groß, aber nicht so riesig und emotional wie bei typischen Shoujo-Manga. Trotzdem wirken die Blicke, die sich die Zwillinge zuwerfen, unheimlich intensiv. Die Story kommt mit leichtem Humor daher, entsprechend werden hier und da SD-Zeichnungen eingesetzt, vor allem, wenn Arthur auftritt. Die wenigen Kampfszenen sind sehr dynamisch gezeichnet und versprechen eine tolle Optik für actionreichere Folgebände.
Fazit
1001 Knights punktet mit frischen Ideen und großen Spannungsmomenten, verliert sich am Anfang jedoch zu sehr in Nebensächlichkeiten. Die Beziehung der Zwillinge wird intensiv dargestellt, dazu gibt es leichten Humor und jede Menge Andeutungen. Potential ist genug vorhanden, es muss nur noch ausgeschöpft werden! 3,5 von 5 Punkten.