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Titel: Justice League of America: Crisis 1963 - 1966 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Bevor es in medias res geht, ist eine kleiner Exkurs erforderlich: es war in den 40'er Jahren des letzten Jahrhunderts, als die Justice Society of America das Licht der Welt erblickte und für rund eine Dekade dem begierigen Publikum nicht nur Team-ups von zwei Helden präsentierte, sondern gleich mehr als einer Handvoll Stars wie Hawkman, Flash, Green Lantern oder Doctor Fate gemeinsame Auftritte bescherte. Der Geschmack der Leserschaft wandelte sich jedoch und im Jahre 1951 wurde das JSA-Konzept ad acta gelegt. Wiederum rund eine Dekade später – Anfang 1960, – wurde ein neues Team aus der Taufe gehoben: die Justice League of America, in der zeitgemäßere Helden wie Superman, Batman, Green Arrow und Green Lantern ihre Kräfte bündeln und Superschurken zeigen konnten, wo der Frosch die Locken hat.
Weitere anderthalb Jahre später wurde mit der legendären Ausgabe Flash #123 (Flash of Two Worlds) das Fundament für Ereignisse gelegt, die das DC-Universum gleichsam in Stücke reißen sollten: der Silver-Age-Flash Barry Allen traf auf seinen Golden-Age-Vorgänger Jay Garrick, der seine Heimat auf einer Parallelwelt – Erde-Zwei – hatte. Das Publikum war begeistert und gierte nach mehr, sodass sich der damalige Redakteur Julius Schwartz und Autor Gardener Fox genötigt sahen, nach und nach weitere Helden des Golden Age zu reaktivieren, und das Ganze schließlich in jenem Zweiteiler - münden zu lassen, der den vorliegenden Band eröffnet und in dem die Justice League des Silver Age auf die Justice Society des Golden Age trifft.
In den folgenden rund zwanzig Jahren wurden diese gemeinsamen Auftritte, die unter dem Story-Titel „Crisis“ an den Mann gebracht wurden, nicht nur zu einem alljährlichen Fixpunkt im Sommerprogramm DC's, sondern die Anzahl der involvierten Welten wuchs und wuchs.
Im ersten Zweiteiler des TPB, der aus August/September 1963 datiert, tun sich jeweils drei Superschurken von Erde-Eins und Erde-Zwei zusammen, erstens um die Früchte ihrer Verbrechen in der jeweils anderen Welt unerkannt zu genießen und zweitens um unter der Identität eines jeweils anderen Schurken – Dr. Alchemy von Erde-Eins als Wizzard von Erde-Zwei - Verbrechen zu begehen, die die Helden der JSA und der JLA verwirren und hilflos machen.
Im Jahr darauf – August/September 1964 – schließen sich die Schurken von Erde-Drei, einer Erde auf der alles gegenteilig zur Erde-Eins und Erde-Zwei, funktioniert, angesichts des Mangels an Herausforderungen – sie sind die einzigen Superwesen – zum Crime Syndicate zusammen, um durch die Herausforderung zunächst der JSA und dann der JLS etwas Pepp in ihr Müßiggängerleben zu bringen.
Kurz bevor Johnny Thunder im Jahre 1965 einer Einladung der JSA folgt, möchte er sehen wie sein Gegenstück auf Erde-Eins aussieht und lässt sich von seinem Thunderbolt – einem machtvollen Wesen mit bizarren magischen Fertigkeiten – zu seinem irdischen Gegenbild versetzen. Bedauerlicherweise ist der alles andere als ein Held, sondern bestreitet als kleiner Ganove seinen Lebensunterhalt. Als es ihm gelingt, den Thunderbolt unter seine Kontrolle, sieht er die Chance gekommen, großen Reibach zu machen. Und in der Tat sehen die Helden beider Welten schlecht gegen die Kraft des Thunderbolts aus, der wiederum selbst alles andere als glücklich damit ist, Verbrechen verüben zu müssen und der dementsprechend die Pläne seines Meisters subtil hinterbreibt.
Im abschließenden Zweiteiler sorgt eine unbekannte Kraft dafür, dass Personen zwischen Erde-Eins und Erde-Zwei willkürlich ausgetauscht werden. Das betrifft nicht nur Helden, sondern auch Kreaturen wie Solomon Grundy und das Tumbe Monster. Zugleich drohen nicht nur die beiden Erden zu kollidieren, sondern ein gewaltiges Wesen – der Antimaterie-Mann – bedroht die Existenz des Universum. Die Helden der JSA und der JLA haben also wieder einmal alle Hände voll zu tun, eine Katastrophe zu verhindern.
Markige, pathetische Texte, eine immer gleiche Dramaturgie, Null Charakterentwicklung und ein ganzer Container voller absurder Superkräfte sind zweifelsohne das inhaltlich herausragende Merkmal vieler Storys aus der Anfangszeit des guten alten Silver Age. Wer damit Probleme hat und lieber gebrochene Helden in schmutzstarrendem Ambiente beim Leiden zusehen will, für den ist dieser nostalgische Sammelband sicher nicht das Richtige. Wer hingegen klare Kante liebt, ein Butterbrot einem Kaviar-Lachs-Baguette vorzieht und Wasser genau so zelebrieren kann wie vergorenen Traubensaft, der liegt mit diesem Comic nicht falsch.
Die Geschichten und die Welt sind einfach, die Texte verquast, die Plots naiv und unplausibel und die Charaktere dienen nur als Vehikel für die absonderlichsten Kräfte, bei denen es zuweilen schwerfällt, ernst zu bleiben. Dennoch macht das Ganze in seiner Einfachheit und Klarheit einen Heidenspaß und Leser, die mit dieser Art von Superhelden-Geschichten groß geworden sind, werden in nostalgischen Gefühlen schwelgen können.
Das Artwork ist durch und durch zeitgemäß, was ein Euphemismus für einfach, klar und bunt ist, wobei der bemerkenswerte scharfe und farbintensive Druck sowie das halbmatt gestrichene Papier gegenüber der aus heutiger Sicht schlechten Qualität der Originale tasächlich doch ganz neue visuelle Eindrücke vermittelt.
Fazit:
Eine Reise in eine Vergangenheit, in der die Welt noch einfach war und Helden sich über ihre Kräfte definierten. Für Nostalgiker und Comic-Fans, die das Einfache und Bunte lieben, ein Muss.