Reihe: Die Legenden der Albae, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Asaviel |
Klappentext:
Dsôn Faïmon, das Reich der Albae plant einen Feldzug gegen alte Feinde. Die Albae Caphalor und Sinthoras sollen einen mächtigen Dämon auf ihre Seite ziehen, um die Schlagkraft des Heers noch zu verstärken. Doch die beiden Krieger könnten unterschiedlicher nicht sein: Während Caphalor lediglich die Grenzen des Reichs verteidigen möchte, giert der ehrgeizige Sinthoras nach mehr. Er ist darauf aus, das gesamte Geborgene Land endgültig zu unterwerfen …
Meine Meinung:
Von Beginn an muss dem Leser eins klar sein, das geht schon aus der Widmung des Buches hervor: Wir haben hier als Protagonisten keine strahlenden Helden, wie zum Beispiel große Elbenkrieger, treue Menschenfürsten, stämmige Zwergenmänner. Nein, unsere Helden sind die wahren Schurken. Unsere Helden sind Albae, die sich rechtlose Sklaven halten und mit ihnen genauso respekt- und skrupellos umgehen wie mit jedem ihrer Feinde. Albae sind auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Mögliche Verluste auf dem Weg dahin sind Bauernopfer, die sie nicht einmal mit der Wimper zucken lassen. Vielmehr genießen sie das Leid, den Schmerz eben jener Opfer noch zusätzlich.
Ich gestehe hiermit ein, dass ich die Zwerge nicht gelesen habe. Warum? Weil ich mit den Zwergen als Rasse so noch nie etwas anfangen konnte. Wenn sie in einer Gruppe als einzelne Mitglieder dabei sind, wie in Tolkiens Klassiker beispielsweise, ist es für mich kein Problem. Aber eine ganze Geschichte und dann noch vier Bände über dieses Volk? Ich hab es versucht, bin auf Seite 200 gescheitert und habe mich jetzt den Schurken der Geschichte zugewandt, die mich persönlich viel mehr begeistern konnten. Und die Geschichte der Albae, die ausziehen, um die Elben endgültig zu vernichten, lässt sich auch wunderbar ohne das Hintergrundwissen aus den Zwergenbüchern, in denen dieses Volk das erste Mal erscheint, verstehen.
Wie nicht anders zu erwarten war, liegt hier ein High-Fantasy-Roman vor. Markus Heitz hat eine eigene Welt geschaffen, mit eigenen fremdartigen Völkern und mit der klassischen Schwierigkeit der oft unaussprechbaren Namen. Das muss man mögen oder lieben wie ich es tue. Hilfreich ist hierbei trotzdem, dass es neben einer Karte des Landes und der Stadt auch ein Personenverzeichnis gibt, das ich auf den ersten Seiten doch ab und an zu Rate gezogen habe, um die Charaktere den richtigen Lagern zuzuordnen und niemanden zu vertauschen.
Wir wechseln also den Blickwinkel mit dieser Geschichte. Wir sehen die Welt nun aus der Sicht der klassischen Feinde, man könnte sagen des Bösen und ich war erstaunt wie wunderbar es dem Autor gelingt, diese fremde Mentalität, fremde Moral, das Kunstverständnis und die Gesellschaftsform so zu vermitteln, dass man trotz aller Unterschiede zu uns selbst oder auch zu den sonst fiktiv erschaffenen Völkern versteht, was die Albae antreibt und nach einiger Zeit trotz allen Widerwillens ihre Denkweise zu akzeptieren, sogar mit ihnen fühlt.
Besonders spannend wird die Situation noch dadurch, dass unsere beiden Protagonisten Sinthoras und Caphalor von Beginn an Feinde sind. Ihre erste Begegnung innerhalb des Buches sagt schon nichts Gutes voraus und als sie von ihren Herrschern auf eine gemeinsame Mission geschickt werden, ist keiner von beiden darüber begeistert. Gleichzeitig haben sie beide ihren Charme. Die Geschichte wird wechselnd aus der jeweiligen Perspektive der beiden erzählt – mit kurzen Einschüben anderer Charaktere. Und dieses Mal war es tatsächlich so, dass ich keinen Liebling hatte, wie es sonst oft der Fall ist, wenn Handlungsstränge aufgeteilt werden. Sie sind beide faszinierende und interessante Figuren, die das Lesen zu einem ganz neuen Abenteuer machen.
Nach und nach scheint sich auch das Verhältnis der beiden Protagonisten zueinander etwas zu verändern. Und trotz aller Unterschiede zwischen ihrem und unserem Denken, dem Verständnis davon wie Leben miteinander funktionieren kann und soll, ist auch diese Rasse zu Gefühlen fähig, nicht nur Gefühl von Wut und Zorn oder Hass, auch Freundschaft und Liebe können ihr Herz erreichen, auch wenn sie sich das manchmal selbst nicht eingestehen wollen.
So gibt es zum einen etliche Kampfszenen mit und gegen die verschiedensten Rassen, die in dieser Geschichte auftauchen und die Markus Heitz selbst entworfen hat, zum anderen auch gefühlsbetone Szenen, wobei das Thema Liebe hier keine übergeordnete und einnehmende Rolle spielt, sondern lediglich ein Rädchen im inneren des Räderwerks der Handlung ist.
Fazit:
Wie Markus Heitz sich das in der Widmung wünscht, begegnet der Leser hier den Schurken mit dem „gewissen Etwas“. Es ist erfrischend anders, wie die Geschichte der Bösen erzählt wird, ohne dass sie dabei gleichzeitig verharmlost werden. Nein, sie sind so brutal und skrupellos wie sie sein sollen und trotzdem oder gerade deshalb entwickelt sich eine hochspannende Handlung,
die ich nur mit 5 von 5 Sternen bewerten kann.
Über den Autor:
Markus Heitz wurde 1971 in Homburg geboren. Er absolvierte das Gymnasium und den Wehrdienst. Danach begann er auf Lehramt an der Universität des Saarlandes zu studieren, entschied sich dann aber für den Magister Artium. Inzwischen schreibt er hauptberuflich und äußerst erfolgreich. Er ist einer der bekanntesten deutschen Fantasyautoren.