Titel: American Vampire, Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Michael Scheuch |
Er ist der erste amerikanische Vampir: egoistisch, eigensinnig, unempfindlich gegen Tageslicht, ein Individualist reinsten Wassers. Er hat, im gGgensatz zu den europäischen Vampiren in Amerika, mit denen er sich anlegt, keinen großen Plan, keine Neigung, sich mit anderen zusammenzuschließen. Seine Ziele sind sofortige Lusterfüllung, ohne Umweg, ohne Ideologie, und natürlich ohne Skrupel. Nur manchmal bricht eine andere Seite durch, ebenso spontan wie unberechenbar: Zuneigung, Gerechtigkeitssinn. Aber nichts worauf man sich verlassen sollte. Ein American Vampire
Im ersten Band wurde parallel-montiert die Geschichte erzählt, wie aus dem Outlaw im Wilden Westen der erste amerikanische Vampir wurde, und wie er in den 1920er-Jahren die Konfrontation mit europäischen Vampiren in Hollywood sucht. Dabei macht er die unglückliche Pearl Jones zu seiner ersten Nachfahrin. Er rettet ihr damit das Leben, doch sie sucht bald ihrem Schicksal als unsterblicher Vampir zu entfliehen.
Mit ihrem Lebensgefährten Henry Preston befindet sie sich zur Zeit des Zweiten Weltkriegs auf Hawaii. Preston ist inzwischen klar geworden, was es bedeutet, mit einem Vampir zusammenzuleben, der nicht altert. Er fühlt dagegen die Last der Jahre, und kommt sicht mehr und mehr unnütz vor. Die US-Army verzichtet auf seine Dienste, und neben seiner jung gebliebenen Frau fühlt er sich noch älter als er ist. In den 1930er machte er einen Deal mit einer Organisation VASALLEN DES MORGENSTERNS, die Vampire weltweit jagt. Er gab Informationen über die Schwachpunkte des Typus "American Vampire" preis, im Gegenzug verzichtete die Organisation darauf, auch Pearl zu verfolgen. Mitten in der Offensive der Amerikaner gegen Japan treten die Vasallen an ihn heran und bieten ihm das Mittun in einer Mission: auf einer umkämpften Pazifikinsel scheint es eine Kolonie einer unbekannten Vampirart zu geben. Ein Nest, das die Vasallen ausheben wollen, und Henry darf an der Mission teilhaben. Die wesentlich gefährlicher wird als sich das zunächst darstellt, auch weil das japanische Militär den Vampiren und der Möglichkeit, aus ihnen eine Art biologische Waffe zu formen, auf die Spur gekommen ist.
Und auch Skinner Sweet hat die Spur von Pearl Jones und ihrem Liebhaber aufgenommen - schwingt da so etwas wie Eifersucht mit? Er wird Teil dieser Mission, und sorgt für das dringend nötige Überraschungsmoment.
Scott Snyder und Rafael Albuquerque setzen die Zeitreise mit Skinner Sweet fort, an wichtige Handlungsplätze der US-amerikanischen Geschichte. Das alles ist ausgesprochen düster, blutig, deprimierend. Der Krieg ist schon eine schmutzige Angelegenheit, der Kampf mit und zwischen Vampiren noch viel mehr. Der grobe Strich von Albuquerque und die schmutzigen Farben von Dave McCaig sorgn dafür, dass diese Vampirsaga so weit wie möglich von allen Teenie-Vampir-Schmonzetten entfernt ist. Erwachsen, möchte man sagen, vor allem weil Spannungseffekte und Gore zusammen mit nachvollziehbaren Charakteren und deren Konflikte gemischt wird.
Zur Story GHOST WAR kommt noch eine Reminiszenz an den Wilden West, in der Skinner Sweet eine der beliebten Wildwest-Shows aufmischt, gezeichnet von Danijel Zezelj (NORTHLANDERS).
Der Band setzt wenig Vorwissen voraus und ist daher auch für Einsteiger geeignet.