Titel: Asche und Phönix Eine Besprechung / Rezension von Vero Nefas |
Inhalt
Ash lebt als “Unsichtbare” in den Straßen von London. Um über die Runden zu kommen nimmt sie immer wieder Jobs in Nobelhotels an und bestielt die Gäste. Diesmal soll Parker Cale, beliebter Hollywood Jungstar, bekannt als Phoenix Hawthorne aus den erfolgreichen Glamour-Filmen, ihr Opfer werden. Aber es kommt anders als geplant. Er ertappt sie auf frischer Tat. Doch statt Ash zu verpfeifen bittet Parker sie um Hilfe. Er will vor dem Ruhm, der Aufmerksamkeit und vor allem vor seinem Vater fliehen. Aber es scheint, als wäre Parker abhängig von Aufmerksamkeit, als wären der Ruhm und die Anerkennung für ihn überlebensnotwendig.
Zusammen mit Ash will Parker zu seinem Vater an die Côte d’Azur, um sich seinem Vater zu stellen. Schnell müssen die beiden Jugendlichen erkennen, dass sie nicht nur von ihren eigenen, inneren Dämonen verfolgt werden. Eine unheimliche Macht ist hinter ihnen her und diese Macht kennt keine Gnade …
Kritik
Zuerst muss ich wohl sagen, dass mir dieses Buch unglaublich gut gefallen hat – ich hab es an zweiAbenden weggelesen und konnte es kaum aus der Hand legen. Ein wirklich spannendes Buch, das vor allem durch die wundervoll gezeichneten Szenen und Bilder besticht, die der Autor schafft.
Trotzdem lässt es mich ein wenig unbefriedigt zurück. Mir bleiben am Ende zu viele Fragen offen, zu vieles ist ungeklärt. Natürlich muss nicht jedes Geheimnis eines Buches geklärt werden und ich möchte hier nicht zuviel verraten, um anderen nicht den Spaß an der Geschichte zu nehmen. Aber im Prinzip geht es mir am Ende einfach “zu schnell”, teilweise einen Tick zu hektisch. Ich hätte gerne ein bisschen mehr “drum herum” gehabt.
Nun aber zum Buch selbst . Ash und Parker, die beiden Hauptfiguren, bleiben für mich sehr abstrakt. Zeitweise kann ich mich zwar wirklich gut in sie hinein versetzen, in anderen Momenten erscheinen mir beide völlig fremd. Das liegt wohl daran, dass man einfach zu wenig über sie erfährt, um sie wirklich verstehen zu können, nicht an ihren Biografien, die sie im Buch bekommen. Die unterscheiden sich zwar deutlich von meinem Leben, sind aber nicht so ungewöhnlich: Erfolgreicher Junge aus reichem Haus trifft auf ein armes, vom Leben gezeichnetes Mädchen. Trotzdem haben mir die beiden gut gefallen, da ihr jeweiliger Charakter nicht geradlinig gezeichnet wurde, sondern viele Ecken und Kanten, sogar Widersprüche aufwies. Ich habe sie gerne auf ihrer Reise begleitet. Vor allem, weil sie eben nicht immer so reagiert haben wie man es von den Helden eines Buches erwarten würde.
Die Story an sich ist toll – die Idee, die Figuren, die Szenen und wie sie beschrieben sind. Man fliegt geradezu durch das Buch, frisst sich durch die Seiten und möchte unbedingt mehr über die Zusammenhänge und Hintergründe erfahren. Und genau hier bleibt der leicht bittere Nachgeschmack - man erfährt einfach vieles nicht.
Kai Meyers Schreibstil gefällt mir gut. Er schreibt sehr bildhaft und lebendig, so dass man sich die einzelnen Szenen wunderbar vorstellen kann. Es entstehen farbenprächtige und beeindruckende Bilder im Geist, aber es bleibt viel Spielraum für die eigene Fantasie. Ein paar Szenen haben mich ein bisschen gestört, die irgendwie nicht wirklich zum Rest des Romans passen wollten.Sie wirkten fast wie nachträglich eingefügt, um Länge zu erzwingen, die an dieser Stelle für mich nicht nötig gewesen wäre.
Beim Ende war ich lange unschlüssig was ich davon halten soll - aber letztendlich bin ich der Meinung, dass es das richtige Ende ist und das man es kaum anders hätte schreiben können.
Besonders gelungen fand ich die Figur des “Gegenspielers”, den ich hier bewusst ins Gänsefüßchen setze. Ein sehr tiefgründiger Charakter, der nicht durch und durch verachtenswert oder eindimensional bösartig ist. Er ist aber auch nicht so gezeichnet, dass man Mitleid oder gar Verständnis für sein Handeln empfinden könnte. Mit Abstand der beste Kontrahent den ich dieses Jahr in einem Buch angetroffen habe und er trägt viel dazu bei, dass mir die Geschichte so gut gefallen hat.
Fazit
Vielleicht bin ich hier ein bisschen zu kritisch, aber mir persönlich ist die Story einfach zu komplex für ein derart kurzes Buch. Ich hätte sie ohne Probleme auch in zwei oder drei Teilen lesen wollen, mit ein wenig mehr Tiefgang. Hier wäre – im Gegensatz zu vielen anderen Geschichten – mehr eindeutig auch mehr gewesen.
Nichts desto trotz ist ’Asche und Phönix’ ein lesenswertes, tiefgründiges Buch mit liebenswerten Protagonisten, interessanten Nebenfiguren und einer kaum kitschigen Liebesgeschichte. Vor allem der Kontrahent der beiden Hauptfiguren hat es mir angetan, denn “das Böse” ist nicht immer so leicht zu enttarnen. Es gibt nicht nur schwarz oder weiß, sondern auch viele Graustufen. Und genau die spielen in diesem Buch – sowohl bei den Helden, als auch bei deren Gegnern – eine tragende Rolle und verleihen der Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre.
Nicht mit hängen und würgen, sondern sehr verdiente 4 von 5 Sternen. (Trotz der Kritik) Es ist sicher nicht der letzte Kai Meyer den ich gelesen habe!
Besonderes Schmankerl dieser Ausgabe ist übrigens, dass man beim Kauf des Hardcovers die E-book Version gratis dazu bekommt! Find ich klasse.
4/5 Sternen