Titel: Asylon Eine Rezension von Doris Michel-Himstedt |
Die Bewohner von Asylon wissen, dass sie in der letzten Stadt der Erde leben. Die Erde ist nach einer Klimakatastrophe nicht mehr bewohnbar. Gegen Asylon, das letzte Bollwerk der Zivilisation, rennen Horden Hunger leidender Menschen an, die es mit allen Mitteln abzuwehren gilt. Die Bewohner Asylons drängen sich auf engstem Raum. Neue Gebäude werden auf die alten gebaut. Wer ganz oben wohnt und in den Genuss des Tageslichtes kommt, besitzt Privilegien und gehört zur Elite Asylons. Mehrere Ringe aus Stacheldraht, Minenfelder und einer hohen Mauer schirmen die Stadt gegen die Außenwelt ab.
In der Stadt regieren die Clans und der Gouverneur. Morde und Bandenkriege sind an der Tagesordnung. Zur Wahrung des Gleichgewichts zwischen den Clans werden gelegentlich auch Mitglieder einzelner Clans ganz offiziell beseitigt. Dies erledigen die „Leveller“. Einer dieser Leveller ist Torn. Er findet eines Tages gemeinsam mit seinem Assistenten Scooter die Leiche einer jungen Frau im Minenfeld, die offensichtlich die Stadt verlassen wollte – sehr seltsam. Warum wollte die Frau in die Wildnis? Er versucht, den Fall aufzuklären und gerät dabei mit dem Polizeichef aneinander. In den nächsten Tagen überschlagen sich die Ereignisse. Seine schwangere Frau kommt ins Krankenhaus. Sie soll dort eine Fehlgeburt gehabt haben, so wird Torn mitgeteilt. Seine Frau allerdings erzählt ihm, dass man ihr das Kind fortgenommen habe. Am nächsten Tag begeht sie Selbstmord. Torn kann das nicht glauben und sucht nach ihrer Leiche. Bei dieser Suche trifft er Saina, die den Tod einer Freundin aufklären will. Beiden wird klar, dass in Asylon einiges nicht stimmt und versuchen, die Todesfälle aufzuklären. Wie es endet, werde ich natürlich hier nicht verraten.
Der Moloch Asylon wird aus der Sicht der beiden Hauptprotagonisten geschildert. In einer Stadt, in der die Menschen sich keinesfalls freundlich gesinnt sind, erscheint besonders Torn zu Beginn ebenfalls wenig sympathisch. Ein Mann, dessen Beruf gelegentlich auch das Töten anderer Menschen einschließt, kann das auch kaum sein. Erst als er sich aus seinen Abhängigkeiten von Asylon lösen kann, als er nicht mehr alles glaubt, was man ihm von Amts wegen mitteilt, als er von den Clans gejagt und vom Gouverneur fallen gelassen wird, gewinnt er die Sympathie des Lesers. Auch Saina geht nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit auf die Suche nach ihrer Freundin. Sie sorgt für deren Tochter und möchte sie zu Beginn nur zu gerne wieder an die Freundin loswerden. Aber auch sie wird immer neugieriger, will Klärung all der seltsamen Vorgänge um Asylon und wird dem Leser immer sympathischer.
„Asylon“ wird uns als Endzeitthriller, als Dystopie, angekündigt. Über weite Strecken des Buches hinweg erfüllt sich diese Ankündigung. Bereits die Schilderung der Stadt mit ihren regellos aufeinander aufgebauten Gebäuden, den lichtlosen Löchern, in denen die Armen wohnen, und den Privilegierten, die das Tageslicht genießen können, ist gut gelungen. Langsam, langsam nimmt uns der Autor dann mit seinen beiden Protagonisten auf andere Pfade mit. Die Geschichte ist spannend erzählt, der Spannungsaufbau schreitet fast ohne Unterbrechungen fort. Das Ende ist erst spät im Buch absehbar.
Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen, weil ich nicht aufhören konnte, bevor ich nicht wusste, wie es mit den beiden Hauptpersonen endet. Thomas Elbel ist ein spannender, gut erzählter Debütroman gelungen, der Lust auf Mehr macht.
Auf der Website zum Roman kann man übrigens einiges zur Entstehung von Asylon nachlesen.
Ich vergebe 8 von 10 Punkten.