Titel: Berlin Werwolf Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Ich liebe Werwölfe. Aber in Zeiten, in denen diese haarigen Gesellen als Höschenbefeuchter für pubertäre Jungmädchen herhalten müssen, ist Vorsicht geboten. Groß ist die Gefahr, an ihrend einen Romantik-Thriller zu geraten. Aber hier nicht. Auch wenn das Buch als Urban Fantasy verkauft wird, es ist Horror. Aber von einer speziellen Sorte. Ich musste beim Lesen desöfteren an Bukowsky und den Mann mit der Ledertasche denken. Ja, denn Bukowsky Horror geschrieben hätte, wäre wahrscheinlich dieses Buch dabei herausgekommen...
Der Held/Antiheld ist Gero, eigentlich Gerolf von Sarnau, ein aus Norwegen stammender Werwolf. Ex-Soldat (Einzelkämpfer) und Ex-Stuntman. Da er als Lupus nicht für einen Nine-To-Five-Job geeignet ist, hängt er mit seinen Freunden Pierre (der Dude), Josh und Matte herum. Sie rauchen, saufen, vögeln rum und sind auch sonst der Typ Loser, der nie Geld hat (es aber trotzdem ausgibt). Auch gerne mal für Nutten und Drogen.
Weil sie immer blank sind, beschließen sie, den größten Gangster ihrer Nachbarschaft auszurauben. Auch gerne mal für Nutten und Drogen.
Weil sie immer blank sind, beschließen sie, den größten Gangster ihrer Nachbarschaft auszurauben. Yildiray Öztürk, der nicht nur etliche Wettbüros am Laufen hat, sondern diese auch noch von seinen Söhnen und Anverwandten bewachen lässt – und das sind alles ganz üble Schlägertypen mit ganz vielen Muskeln und ganz wenig Hirn.
Was das Ganze noch komplizierter macht: Gero hat was mit Suna am Laufen – der Tochter des Gangsterbosses...
... da die Geschichte hauptsächlich in Berlin (und ein klitzekleines bisschen in Brandenburg) spielt, haben wir hier also so etwas wie einen Heimatroman vorliegen. Aber vergesst den Förster im Silberwald – Berlin ist schmutzig und voller Türken und Assis, und das ist der Roman auch. Unglaubliche Typen, die überzogen rüberkommen wie ein trashiger Comic. Und das macht verdammt Spaß. Wenn unsere Assis bei Curry 36 futtern, und ausgerechnet der Werwolf von der Bedienung zusammengefaltet wird. Oder wie Gero zwei riesigen Schlägern (die er gedanklich King und Kong nennt) eine Taxifahrt in einer Bullenkutsche verschafft. Das ist schon lesenswert, das macht Spaß.
Alles in Allem spielt der Wolf die meiste Zeit eine eher untergeordnete Rolle, bis dann ein französischer Werwolfjäger auftaucht und jede Menge Pfaffen und Bullen im Schlepptau hat – um die Morde aufzuklären, die Gero begeht, wenn sie mal wieder verpeilt haben, ihn zur Vollmondnacht wegzuperren...
Das Buch ist jetzt keine Weltliteratur (das sind Horrorromane selten), macht aber echt Spaß. Selbst für Landeiner wie mich, die Berlin nie gesehen haben (und jetzt auch nicht mehr sehen wollen). Der Autor hat ein paar Handlungsstränge so angelegt, dass sie fortgeführt werden können. Ich denke mal, da wird ein zweiter Teil kommen – und ich freue mich schon drauf!