Reihe: Heyne Hardcore Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus |
Jack Ketchum wird unter Horrorfans sehr geschätzt. Nachdem ich sein Buch Evil gelesen hatte, war ich der selben meinung. Aber irgendwie war es mir danach nie gelungen, Gefallen an seinen anderen Büchern zu finden. Blutrot fand ich erbärmlich (Ich habe es vor so langer zeit gelesen, dass ich keine ordentliche Rezension darüber schreiben könnte, aber ich habe es als so langweilig in Erinnerung, dass ich es auf keinen Fall noch einmal lesen möchte).
The Lost erschien bei Heyne Hardcore als Hardcover, und so dachte ich, dass es der Verlag für etwas Besonderes hält. Ich gab Ketchum also eine Chance.
Ray lungert mit seinen Kumpel Timmy und Jennifer rum. Und dann sind da zwei Mädchen, die sich nackt sonnen. Als die beiden merken, dass sie nicht alleine sind, ziehen sie sich etwas über. Das macht Ray wütend. Dass er sie dabei beobachtet, wie sie sich küssen, lässt ihn dann vollends ausflippen. Offensichtlich hat der Junge neben seiner Cholerik auch eine ausgeprägte Homo-Phobie (die im Buch jedoch nie speziell thematisiert wird). Mit einem Kleinkalibergewehr schießt er auf die Mädchen. Die eine stirbt, die andere landet im Koma.
Danach passiert nicht viel. Die Polizei kommt Ray auf die Schliche, kann ihm jedoch nichts beweisen. Der Autor nimmt sich viel Zeit, Ray zu charakterisieren. Wobei er ihn einerseits als charismatischen Kerl beschreibt, der ein eigenes Apartment hat und immer genug Alkohol und Drogen ranschaffen kann. Deswegen kommen auch alle gerne zu seinen Partys, und die meist minderjährigen Mädchen reißen sich darum, mit ihm ins Bett zugehen.
Auf der anderen Seite ist er jedoch der unsichere Versager, der sich Coladosen (Bierdosen?) in die Stiefel steckt, um größer zu wirken (auch wenn er dadurch humpelt), der ab und an keinen mehr hochkriegt, und sich gerne auch mal einen Finger in den Arsch stecken lässt.
Dieser Kontrast ist irgendwie genauso unglaubwürdig wie die restlichen Charaktere. Der eine Bulle, der beinahe Alkoholiker ist, oder der andere, der sich eine sehr junge Geliebte zugelegt hat.
Gerade diese Geliebte und ein böses reiches Mädchen fallen nicht auf Ray rein und bringen ihn zum Ausflippen. So dass er (der schon zu diesem Zeitpunkt als wahnsinnig gefährlicher Serientäter bezeichnet wird), letztendlich ausflippt und die beiden und die erwähnte Jennifer entführt und in einer Hütte im Wald drangsaliert und misshandelt. Hier hat man dann auch endlich mal das Gefühl, in einem Horrorroman gelandet zu sein.
Das einzige, was mir dann doch noch gut an dem Buch gefallen hat, ist der böse Neger, der im Knast Ray zu seiner Geliebten macht. So schön kann ausgleichende Gerechtigkeit sein ;-)
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Übrigens: Eine sehr gute Rezension, mit Einbezugnahme des Serienkillers, der Ketchum zu seinem Ray inspiriert hat findet Ihr auf Blut & Beuschel!