Titel: Die Wälder Am Fluss Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Alles fängt damit an, dass Toby bei der Eichhörnchenjagd von einem herunterfallenden Ast getroffen wird. Der Rücken ist verletzt, und der Hund gelähmt. Deswegen verlangt Daddy, dass der 11jährige Harry und seine 9jährige Schwester Tom ihn erschießen. Die beiden Kinder nehmen also die Flinte, packen ihren Hund auf einen Bollerwagen und ziehen in den Wald, das Notwendige zu erledigen.
Die beiden beschließen, dem Hund noch ein paar gute Stunden zu gönnen. Sie jagen mit dem Bollerwagen Eichhörnchen, wobei ihnen der Hund durch schief legen des Kopfes zeigt, wo sie lang müssen – und dann ist es plötzlich dunkel. Sie wissen nicht, wo sie sind. Und sie hören Schritte. Da ist jemand, der sie verfolgt. Der Ziegenmann. Von dem wissen sie, dass er sich in den Wäldern am Fluss herumtreibt, dass er kleine Kinder frisst und dass er nicht über die Straße der Prediger kann. Wenn sie bis dorthin gelangen, sind sie in Sicherheit.
Also rennen sie los, die beiden Kinder, mit der Flinte und ihrem verletzten Hund. Sie kriechen durch ein Gebüsch und finden eine verstümmelte Frauenleiche. Eine Negerin, die irgendjemand mit Stacheldraht an einen Baum gefesselt hat...
Daddy ist nicht nur Farmer, er besitzt auch einen kleinen Frisiersalon – und ist der Constable des Distrikts. Als solcher untersucht er den Mord.
Aber 1933 interessiert sich niemand in Texas für eine tote Negerin. Wenn der Täter ein Weißer war, dann wird er schon seine Gründe gehabt haben. Wenn er ein Farbiger war, so sollen die Neger das unter sich regeln. Der Arzt weigert sich, die Leiche ins einer Praxis zu untersuchen. Schließlich würde sich keine Weiße jemals wieder bei ihm untersuchen lassen, wenn dies bekannt würde.
Also bringt Daddy die Tote nach Pearl Creek. Dort leben nur Farbige. Eine ganz neue Welt für den kleinen Harry. Mit ein paar einheimischen Kindern klettern sie auf das Dach des Kühlhauses und beobachteten durch ein Loch im Dach die Obduktion.
Es kommt zu weiteren Morden. Man legt Harrys Vater jedoch nahe, nicht so viele Fragen zu stellen. Schließlich sind die Tote ja nur Farbige Prostituierte.
Dann wird eine Weiße getötet – und die Kluxer schnappen sich den erstbesten Schwarzen, hängen ihn auf und schneiden ihm die Eier ab. Dich damit hören die Morde nicht auf...
Im Mittelpunkt des Roman steht natürlich die Suche nach dem Serientäter. Da der Junge nicht verstehen kann, dass Menschen zu solch extremen Grausamkeiten fähig sind, sucht er eine Erklärung ind em Übersinnlichen. Bestimmt war der Ziegenmann der Täter.
Miss Maggie, eine Schwarze die er gerne besucht, vermutet, dass ein Reisender der Täter ist, also jemand, der dem Teufel seine Seele verkauft hat.
Wieder einmal wird das Geschehen durch die unschuldigen Augen eines Kindes beschrieben. Das hat ja schon in Ein feiner, dunkler Riss hervorragend funktioniert. Doch dieser Roman, der noch tiefer in die Geschichte Texas eindringt, der ist um einiges Eindrucksvoller (ja, das geht. Ehrlich.) Es ist, als würde man die Evolution in zurückgehen, zu immer primitiveren Menschen. Wo kreatürlichere Ängste, tief verwurzelter Rassismus und aggressive Gewalt hausen. Ein beeindruckender Roman, der aufwühlt und einen aufatmen lässt, dass wir in einer zivilisierteren Zeit leben. Hoffe ich.
Das Einzige, das mir an dem Buch nicht gefallen hat, ist das unscheinbare und nichtssagende Titelbild.