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Titel: Bannkrieger Eine Rezension von Ida Eisele |
Der junge Schmied Rorn führt ein ruhiges Leben in seinem Heimatdorf im Schimmerwald. Seine einzige Sorge ist, ob seine geliebte Neele ihn wohl zum Mann nehmen wird. Doch dann begegnet er der Greifensteiner Jadeträgerin Mea und ihrem Gefolge, die sich auf der Flucht vor Kriegern aus dem Nachbarland Iskan befinden. Da die Reiter ihn ausgesprochen unhöflich behandeln, weist er ihnen einen falschen Weg und berichtet auch den Iskandern, wohin sie sich gewandt haben – nur um ihnen kurz darauf von einem schlechten Gewissen geplagt nachzulaufen und zur Hilfe zu eilen.
Die Greifensteiner ziehen schließlich weiter, doch Rorn sucht und findet den magischen Jadering, den Mea während dem Kampf mit den Iskandern verloren hat und schenkt ihn Neele. Damit aber beschwört er ein schreckliches Unglück auf sein Dorf herab...
'Bannkrieger' nimmt den Leser mit in eine vielschichtige, detailreich ausgearbeitete Welt mit einprägsamen, interessanten Charakteren und einer ganz eigenen Geschichte.
Der junge Rorn ist in seiner Unerfahrenheit, mit all seinen Fehlentscheidungen und seinen Versuchen, seine Fehler wieder gut zu machen, eine sehr angenehme und überzeugende Hauptperson, über die man gerne liest – und über die man gerne noch viel mehr als dieses eine Buch lesen würde. Einzige Schwachstelle ist sein Verhalten nach dem Angriff der Lederhäuter auf sein Dorf. Obwohl er alles verloren hat, scheint er kaum darunter zu leiden, sondern handelt erstaunlich praktisch. Er bricht nach Greifenstein auf, ohne dass dem Leser ganz klar wäre, ob er sich nun an den Greifensteinern rächen oder sie vor der Bedrohung warnen will.
Alvin, der über den Großteil des Buches hinweg wie Rorns Gegenspieler wirkt, bringt dem Leser die Sichtweise der von Hunger geplagten Iskander nahe, deren Land unter den Zaubern der Jadepriesterschaft zu leiden hat, während Baros im Wohlstand blüht und gedeiht. Obwohl der den von den iskandischen Schamanen beschworenen, unheimlichen Lederhäutern in den Kampf folgt, bleibt er den Schreckgestalten gegenüber misstrauisch und wird dem Leser auf seine eigene Art sympathisch.
Weitere Nebencharakere sind die verzogene und letztendlich doch bemitleidenswerte Jadeträgerin Mea, ihr Geliebter, der Magnus Nispe und nicht zuletzt ihre Leibwächterin Yako, die kein Mensch, sondern eine stachelhaarige Phaa ist, welche mit ihrem Kriegsgeschrei gestandene Krieger in die Flucht schlagen kann.
Das Buch besticht schon durch sein angenehm düster-blaues Cover, auf dem man einen Krieger, der nur Rorn sein kann, von Leid geplagt und mit dem Rücken zum Betrachter stehen sieht. Es enthält zwei ansehnlich gestaltete Karten, eine von Baros mitsamt Nachbarländern und eine von der Königsstadt Greifenstein, sowie eine Personenliste am Anfang. Sonst ist es sehr schlicht gehalten.
Der Schreibstil lässt ebenfalls kaum etwas zu wünschen übrig. Angenehm zu lesen und doch nicht zu schlicht, wird er der halb episch tragischen, halb rauen, brutalen Geschichte gerecht.
Sehr interessant und hervorragend umgesetzt fand ich den Ansatz, das Böse durch ein Ungleichgewicht entstehen zu lassen, welches die 'Guten' verursacht haben. Nur durch die Aufhebung dieses Ungleichgewichts kann der Sieg errungen werden – und wer da über wen siegt oder ob überhaupt jemand gewinnt, bleibt doch eher offen.
Von der Jadeträgerin, die mit ihrem Bannspruch alles Geschmeiß aus ihrem Land vertreibt und damit unwissentlich die Nachbarländer schädigt, über die Greifen und Zyklopen, deren Kulturen vor ewigen Zeiten untergegangen sind, bis hin zu Rorn, der am Ende des Buches trotz abgeschlossener Geschichte noch am Anfang seines Weges als Bannkrieger zu stehen scheint, kann das Buch überzeugen und fesseln.
Wie bereits gesagt ist es schade, dass von einer Fortsetzung nichts bekannt ist und die Geschichte mit diesem einen Buch abgeschossen zu sein scheint. So bleibt eben zu hoffen, dass der Autor möglicherweise mit einer lose anknüpfenden Geschichte nach Baros und/oder Iskan zurückkehrt, denn zu erzählen gäbe es über diese detailreiche Welt sicher noch so einiges.
Das beweist auch die am Ende des Buches angehängte Sage vom Feuersänger, welche im Buch selbst kurz angesprochen und dort noch einmal in voller Länge und realistischer Grausamkeit erzählt wird: Der junge Barde Ansgar zieht zur Burg seines schrecklichen Lehnsherren, um seinen Bruder und andere zum Wehrdienst gepresste Jugendliche zu befreien.
Diese wenige Kapitel kurze Geschichte weißt gewisse Ähnlichkeiten mit der Hauptgeschichte auf – der junge Mann, der etwas naiv auszieht, um Rache zu nehmen. Doch der 'Feuersänger' ist durchaus eine eigenständige Geschichte, keine Variation, und verfügt dann auch über eine ganz eigene Spannung und ein eigenes, bitteres Ende.