Titel: Das Haus der verschwundenen Jahre Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Stephen King sagt: Ich habe die Zukunft des Horrors gesehen, sie heißt Clive Barker.
Und das stimmt. Die Bücher des Blutes(es gibt sechs davon) sind das Brutalste, aber auch Innovativste, das man sich im Bereich Horror vorstellen kann.
Und dann heißt es plötzlich, Barker hat ein Kinderbuch geschrieben!
Eine herrlich erzählte, schaurig-schöne Geschichte vom Meister der grenzenlosen Phantasie, sagt der Klappentext. Dem möchte ich beipflichten.
Außerdem wird die Süddeutsche Zeitung zitiert: Wenn man nach Horrorgeschichten Ausschau hält, deren literarische Qualität über der von Trivialprodukten liegen soll – hier ist eine. Das hätte auf Die Bücher des Blutes gepasst – und auch auf Das Tor zur Hölle (die literarische Vorlage zu Hellraiser), aber nicht auf dieses Buch. Denn es handelt sich hier nicht um Horror, auch wenn Horrorelemente enthalten sind.
Harvey Swick hängt im Februar fest. Alles ist langweilig, und die Schule sowieso.
Trotzdem ist er äußerst misstrauisch, als ein breit grinsender Typ auftaucht, der ihm eine Art Ferienlager verspricht. Einen Ort wo es nur Spaß und Abenteuer und das leckerste Essen gibt.
Das Angebot ist zu verlockend, dass Harvey nein sagen könnte, und das Haus, in das ihn dieser Typ bringt, ist etwas ganz besonderes: Groß, etwas altmodisch, aber sehr abenteuerlich. Es gibt Katzen und Hamburger, Hot Dogs, verschiedene Kuchen und Eis in Massen. Außerdem viel Gelächter und einen neuen Freund, mit dem Havey ein Baumhaus baut und auch sonst gut abhängen kann. Wendell erklärt ihm auch, dass praktisch täglich Halloween ist, und abends Weihnachten – wobei man sich wünschen kann, was immer man will!
Sicher, das klingt jetzt zu toll, um wahr zu sein. Harveys Misstrauen erwacht, und als Test wünscht er sich eine Arche, die er einst von seinem Vater bekam, die jedoch im Laufe der Jahre verloren gegangen ist.
Er bekommt genau diese Arche als Geschenk, mit all den persönlichen Kleinigkeiten, die außer Harvey eigentlich keiner kennen sollte – und das macht ihn noch misstrauischer.
Wendell ist das egal. Sein Lieblingsspruch lautet: Wen juckt‘s?
Mit den verschiedenen Festen am Tag gehen auch die Jahreszeiten einher. Innerhalb von Stunden ist es mal Sommer, mal Winter. Auch sonst ist einiges möglich: Einmal verwandelt sich Harvey sogar in einen Vampir, mit Flügeln und allem drum und dran...
Das Vampirthema wird später noch einmal aufgegriffen. Harvey vermutet, dass das Haus ein Vampir ist, dass sich von den Kinder ernährt. Eines Tages sind nämlich alle Wünsche gewünscht, und dann ... nun Lulu ist an diesem Punkt angelangt, und ihr Schicksal geht Harvey echt nahe. Er beschließt, aus dem Paradies auszubrechen!
Der englische Titel The Thief of Always (der Dieb des Immer / des Alltags) deutet an, dass sich Clive Barker hier mit dem Phänomenen der Zeit auseinandersetzt. Als Harvey aus dem Haus flüchtet, ist die Welt um ihn herum schneller gealtert, als er. Das Haus hat ihm die Jahre gestohlen.
Interessanterweise sagt ihm Mr. Hood, dass er nur die langweiligen Stellen genommen habe, nämlich die, über die Harvey so arg gestöhnt hat. (Eine klasse Idee!) Aber Harvey möchte diese verschwundenen (gestohlenen) Jahre zurückhaben, deswegen kehrt er in das Haus zurück...
Mit dieser Geschichte hat Clive Barker neues Terrain betreten und sich tatsächlich zum Meister der grenzenlosen Phantasie aufgeschwungen. Einen Titel, den er noch festigt, in seinem Romanzyklus um den Abarat.
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Titel: Das Haus der verschwundenen Jahre
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