Reihe: Barracuda, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Betrachtet man sich das ausdrucksstarke Titelbild, ist man geneigt, im Gesicht des einäugigen Piraten den im Titel genannten Barracuda zu erkennen. Doch mitnichten ist dies der Fall, denn das Schiff des Piratenkapitäns heißt so. Seinen wirklichen Namen erfahren wir nicht, er wird lediglich Blackdog genannt. Jener Blackdog greift mit der Barracuda ein Handelsschiff an. Alle Männer werden ermordet, nur die Frauen überleben. Das heißt, es gibt bei den männlichen Mitgliedern drei Ausnahmen: einen Jungen, der ein Frauenkleid anzieht, einen Priester und den Kapitän des Schiffes, de la Loya. Letzterer tritt gegen Blackdogs Sohn an. Er gewinnt und darf in einem Ruderboot lebend davonfahren, mit der Gewissheit, in Blackdogs Sohn einen immerwährenden Feind zu haben. Der Junge in den Frauenkleidern überlebt mit Donna Emilia Sanchez del Scuebo, deren Tochter und dem Mönch. Alle sollen auf der Pirateninsel verkauft werden. Doch die Mutter stirbt und auch der Mönch überlebt nicht. Bleibt noch die Tochter - als Sklavin verkauft, erklärt sie sich bereit, den Sklavenhändler zu heiraten, schwört aber gleichzeitig, ihn umzubringen. Und der Junge im Mädchenkleid landet bei einem Piraten, der einem gewissen Fernsehpiratenschauspieler namens Errol Flynn ähnlich sieht. Damit sind drei Handlungsträger klar herausgearbeitet. Raffy, der Sohn des Piraten Blackdog, der Ich-Erzähler, der von einem Jungen zum Mädchen wird und dessen Namen nicht genannt wurde, und die Tochter der Dame Scuedo.
Der Comic ist eine erstklassige Arbeit, ähnlich wie die von Eric Liberge und seinen Korsaren der Alkibiades. Beide Comics leben davon, dass sie wortlose Bilder zeigen, die in ihrer Eindringlichkeit den Bildband zu einem Erlebnis werden lassen. Es geht nicht darum, besonders brutal oder beschönigend zu sein. Die Bilder sind wirklichkeitsgetreu. Sie zeigen die Brutalität der damaligen Zeit, das Recht des Stärkeren. Im gleichen Bild zeigt sich aber auch, dass die einzelnen Personen ausgearbeitet wurden. Sogar die unwichtigeren Personen sind keine einfachen Farbkleckse.
Jean Dufaux schreibt in seinem Vorwort, dass er eine Vorliebe für Herrn Flynn habe. Dies sieht man in der Person, bei der der Mädchen-Junge Unterschlupf gefunden hat. Die Geschichte selbst handelt vordergründig von einem sehr wertvollen Diamanten, aber es wird eine Rachegeschichte werden. Sehr gelungen. Zeichnungen und Text sind hervorragend aufeinander abgestimmt. Spannend, mit Wendungen, die ich nicht erwartete. Was ich für weitere Bände erwarte, ist eine Liebesgeschichte zwischen Raffy und der Tochter der Signora.