Reihe: Barracuda, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der zweite Band des Comics Barracuda ist wieder ein optischer Leckerbissen. Schon wenn er die erste Seite aufschlägt, befindet sich der Leser in einem himmelhohen, reich verzierten Gotteshaus wieder. In aller Pracht zeigt uns Jean Dufaux den spanischen König vor einem Altar. Dabei bleibt das Augenmerk nicht nur auf dem üppigen Bild, sondern gleichzeitig wird gezeigt, wie das Königshaus miteinander umgeht. So verlangt der König von seiner Königin, sie solle aufhören zu atmen, solange er betet. Dann trifft der spanische König auf den Kapitän de la Loya, der im letzten Band die adlige Dame Dona del Scuebo verlor. Dieser soll sich an ein Totenbett begeben, wo ein Priester langsam dahinsiecht und an nichts anderes denkt als einen wertvollen Edelstein, den Diamant von Kashar - und nicht an die entführte Adlige, der der Edelstein gehört.
Danach wird wieder in die Karibik umgeblendet. Mit der Landung des Piraten-Kapitäns Morkam wird die Geschichte fortgeführt und eine Ereignisreihe in Gang gesetzt, die in einem vorläufigen Höhepunkt explodiert. Jean Dufaux stellt einige Einzelschicksale vor, die eines gemeinsam haben: Rachegeschichten. Wichtig scheint ihm zu sein, dass er mehrere Handlungsstränge aufbaut. Jeder Strang hat seine eigene Geschichte und seinen Hintergrund an politischen Ränkespielen. Während der Leser noch nicht den großen Überblick erkennt, verstricken sich die handelnden Figuren in ihren eigenen Plänen. Selbst einige der Charaktere, die aufgebaut werden, ahnen nichts von den Verstrickungen. Und jene, die die Verstrickungen in die Wege leiten, erzählen nichts darüber.
Die Bilder von Jérémy sind eindringlich, fangen die Welt der Piraten und all ihre Hässlichkeit mit Leichtigkeit ein. Sie besitzen romantische Elemente, eine sexuelle Komponente und zeigen natürlich auch wieder viel Gewalt. Hinzu kommt eine gewaltige Bildsprache, die sich auch in Vergleichen ergeht, etwa als ein Rotweinglas auf dem Sitz von Mr. Flynn zerbricht, während dieser gerade weit ab von diesem Ort erstochen wird. Die Bilder leben von der sehr wirklichkeitsnahen Darstellung von Menschen. Dazu kommen die Schauplätze, die nicht einfach nur Schauplätze sind. Allein schon das erste Bild, eine volle Seite in dem Comic, zeigt immenses Können und Detailverliebtheit.
Betrachtet man den Comic, die Bilder und die Texte, so haben sich hier zwei Männer gefunden, die in der Lage sind, eine spannende Geschichte zu erzählen. Warten wir nun auf den dritten Band, denn obwohl es so aussieht, als sei die Geschichte zu Ende, bleibt noch der Handlungsstrang um Hauptmann de la Loya, der seit dem Beginn des Comics nicht mehr auftrat; die Geschichte um Morkham, der einfach verschwindet, steht auch noch aus und andere Dinge mehr.