Titel: Bedevilled – Zeit der Vergeltung Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Jang Chul-Su arbeitete längere Zeit als Assistant-Director für den bekannten Regisseur Kim Ki-Duk, der durch Filme wie „Bin Jib“, „Samaria“ oder „Seom“ auch in Deutschland kein Unbekannter ist. Wahrscheinlich ist daher auch das Thema seines Debüts zu erklären, das in etwa dem surrealen Thriller „Seom“ ähnelt. In diesem Film wie in Jangs „Bedevilled“ wird die Geschichte einer Frau erzählt, die von allen anderen erniedrigt wird, bis sie sich eines Tages rächt. Beide Filme sind dabei alles andere als zimperlich. Jang Chul-Su wagt sich sogar einen großen Schritt weiter.
„Bedevilled“ handelt von der Bankerin Hae-Won, die mit ihrem Alltag nicht mehr zurecht kommt. Sie beschließt Urlaub zu machen. Als Ziel ihrer Reise wählt sie die einsam gelegene Insel Moodo, wo sie früher zusammen mit ihren Großeltern lebte. Von dort erreichen sie seit einiger Zeit Briefe einer gewissen Bok-Nam, mit der sie in ihrer Kindheit befreundet gewesen ist. Doch kaum ist Hae-Won auf der Insel angekommen, muss sie erkennen, dass die wenigen Menschen, die dort leben, Bok-Nam wie eine Sklavin behandeln. Von den Männern wird sie brutal misshandelt, von den Frauen gedemütigt. Doch plötzlich kehrt sich das Blatt um. Bok-Nam beginnt einen grausamen Rachefeldzug, wobei auch Hae-Won immer mehr in das Zentrum ihrer Rache gerät.
Der Film, eine Mischung aus Thriller und Horror, ist harter Tobak. Dies beginnt mit der grundlegenden Situation, in der sich Bok-Nam befindet, geht über in die durch die Bank weg widerlichen Charaktere und setzt sich fort in den teils überaus brutal in Szene gesetzten Martersequenzen und Deathscenes. Daraus ergibt sich ein konsequenter Alptraum, der dem Zuschauer sehr viel abverlangt. Dennoch präsentiert Jang Chul-Su kein abstruses Schlachten wie Eli Roth und Konsorten, sondern liefert eine hochgradige Ästhetik, die nie ins Plakative abgleitet, aber gelegentlich durchaus Grenzen überschreitet. Manche Szenen sind in der Tat so hart umgesetzt, dass Leute mit schwachen Nerven es schwer haben werden, diese zu verarbeiten. Hier gilt Wes Cravens Werbeslogan für seinen Film „Last House on the Left“ allemal: “Keep repeating: it’s only a movie“. So gesehen passt der Film auch in die derzeitige Retrowelle, die im Horrorgenre vorherrscht. Jang liefert hierzu sozusagen die intellektuelle Variante, indem er sich hin und wieder auf Ingmar Bergman beruft und bei einer Schlüsselszene auch Albert Camus zitiert. Getragen wird der Film von größtenteils unbekannten, aber hervorragenden Schauspielern, denen man ihre Rollen abnimmt. Bok-Nam wird von Seo Yeong-Hie gespielt, die zuletzt in dem Thriller „The Chaser“ und der Komödie „Fortune Salon“ zu sehen gewesen war. Auch sie überzeugt mit ihrer Arbeit auf der ganzen Linie. Insgesamt ist „Bedevillded“ sicherlich kein schöner, aber ein sehr kunstvoller Film und hat meines Erachtens durchaus das Zeug zu einem Klassiker.