Reihe: Die geheime Mission, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Behemoth, Scott Westerfelds Fortsetzung zu seinem Roman Leviathan, ist sehr gelungen. Der 15-jährige Prinz Aleks ist mit einigen wenigen Getreuen auf der Flucht vor den Deutschen. Seine Eltern wurden im Jahr 1914 ermordet. Und die Geschichte dazu findet sich eben in Leviathan, benannt nach dem gleichnamigen britischen Luftschiff.
Inzwischen im osmanischen Reich angekommen erfährt Aleksander, Prinz von Österreich-Ungarn, dass sich sein Land mittlerweile auch mit Großbritannien im Krieg befindet. Daher bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Luftschiff fluchtartig mit seinen zwei Begleitern zu verlassen. In Konstantinopel ist er fast auf sich allein gestellt.
Die britische Regierung plante eine Friedensmission, weil sie ein Kriegsschiff nicht an die Türken auslieferten. Dies holten die Deutschen inzwischen nach. Britannien will den Eintritt des Osmanischen Reichs in den Krieg verhindern. Das Luftschiff Leviathan hat neben der Diplomatin Dr. Barlows auch ein wertvolles Geschenk an Bord, welches den regierenden Sultan günstig beeinflussen soll. Dr. Barlows Mission scheitert, weil der osmanische Sultan in den Deutschen mittlerweile neue Vebündete fand. Aleksander findet sich zusammen mit seinem englischen Freund, dem Kadetten Sharp, in den politischen Wirren des um sich greifenden Krieges wieder. Auf Seiten der Briten folgt man den Überlegungen, einen vorbeugenden Angriff, die sogenannte Vorwärtsverteidigung, durchzuführen. Während die Briten ihre stärkste Waffe, den Behemoth, in die Meerenge vor Konstantinopel bringen, erkennen Aleks und seine Freunde jedoch, dass das Vorhaben verraten wurde und die Britin in eine Falle gerieten, sollte der Plan durchgeführt werden. Aleks bleibt nichts anderes übrig, als zu handeln, denn den Deutschen muss mit ihren Machenschaften ein Riegel vorgeschoben werden. Der einzige gangbare Weg scheint es, sich einer Revolution, beginnend in den Gassen der Stadt Konstantinopel, anzuschließen. Aleksander erkennt, dass er neue Verbündete benötigt.
Mit Behemoth – Im Labyrinth der Macht führt Scott Westerfeld seine Geschichte aus Leviathan als eine fesselnde Verbindung von historischen Geschehnissen und politischen Entwicklungen in sich stimmig und ereignisreich fort. Die Handlung folgt den realen geschichtlichen Ereignissen aus dem Ersten Weltkrieg. Dabei ähnelt das Buch von der Herangehensweise dem Comic Tanatos von Didier Convard und Jean-Yves Delitte, erschienen in der Egmont Ehapa Comic Collection. Scott Westerfeld ließ sich ebenfalls eigene, neue Figuren einfallen, um die Geschehnisse zu erklären. Neben der fiktiven Handlung nehmen die historischen Ereignisse ihren Lauf. Behemoth nimmt von Anfang den Leser gefangen und ist kurzweilig und abwechslungsreich gestaltet. Scott Westerfelds Ideen von Maschinen und darwinistischen Tierschöpfungen besitzen eine eigene Faszination. Lesenswert ist dabei vor allem die Unterscheidung zwischen den sogenannten Darwinisten, wie sie das Inselreich Großbritannien und das zaristische Russland darstellen, und den Mechanisten wie Deutschland und Österreich-Ungarn. Die Erstgenannten entwickeln durch Genmanipulationen neue Kriegswaffen, während sich die zweite Gruppe auf futuristisch anmutende Kampfmaschinen verlässt. In Leviathan lag der Schwerpunkt auf der Kultur der Darwinisten und deren Städten. Jetzt wendet sich der Autor den Mechanisten zu.
Die Geschichte liest sich bis zum Ende abwechslungsreich. Der gefällige Erzählstil sorgt dafür, dass das Buch schnell durchgelesen werden kann. Jugendliche werden vermutlich länger brauchen, dafür aber auch länger Spaß haben. Die Hauptfiguren Aleksander und Deryn sind dem Leser bereits mit dem ersten Buch ans Herz gewachsen.
Keith Thompsons fabelhafte Zeichnungen sorgen dafür, dass das gelesene Wort mit Bildern ergänzt, erweitert wird. Die eigentümliche Welt, die Geschichte und Steampunk vereint, erweitert das Bücherregal jedes interessierten Lesers um weitere zehn Zentimeter.