Serie/Zyklus: Gewiefte Wiesel, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Ich war ja schon immer auf der Seite des Guten. Der Helden. Der Cowboys mit den weißen Hüten. Der Unterdrückten. Der Minderheiten. Aber was soll ich sagen? "Scheiß drauf!" Diesmal bin auf der Seiten der Gesetzlosen, der Bösewichter. Die, die gegen die Herrschaft aufmucken, der Wiesel, die wie Robin Hood den Reichen nahmen und den Armen gaben. Jawohl.
Ich freue mich immer, wenn ich eine Trilogie lesen kann, von der ich weiß, dass sie dann zuende issssssssssssst. Platsch! Wer wirft mit Büchern? Und was soll das heißen, Band vier, AUA - voll aufs Fressbrett. Band fünnnnnnfffff. Iff haffe daff.
Aber jetzt mal ohne Jux. Inzwischen gibt es in good old England die Bände vier und fünf. Hoffentlich keine Endlosserie. Denn auch ein guter Gag läuft sich tot. Das ist wie bei den Dackelhunden, die Beine werden zu kurz. Und irgendwann enden sie als Wackeldackel im Auto. Oder die Bücher enden als Unterlage des Fernsehsessels.
Die bösen Ratten, die sich bereits im letzten Band unter dem Magier Flaggatis sammelten, greifen das Land der Hermeline an, Ziel ist die Burg Rägen. Prinz Punktum steht damit unter Belagerung und hat einen schweren Stand. Sein Sheriff, der glücklose Trugkopp, steht ihm zur Seite. Vor allem weil der Magier Schnecken und Läuse vom Himmel regnen lässt, ist die Lage in der Burg sehr unangenehm. Obwohl Sylber, Kunicht und die anderen Gesetzlosen (MEINE Helden) keine Freunde der Obrigkeit sind, gelingt es dem Anführer, in einem Husarenstück Proviant in die Burg zu bringen. Dafür versprach Prinz Punktum Amnestie. Aber entweder war es ein Versprecher oder Amnesie beim Prinzen. Die Freunde (MEINE Freunde) landen im Knast bei Wasser und Brot. Die Lebensmittel landen natürlich beim Prinzen, und als Dank foltert er ein wenig die Freunde. (Die Helden von Rägen, wie ich sie gerne nennen möchte). Die Bevölkerung hingegen nagt im wahrsten Sinn des Wortes am Hungertuch. Den Wieseln aus dem Wald gelingt die Flucht, und sie verlassen auf kürzest möglichem Weg die gastliche Heimstatt des Prinzen.
Im zweiten Teil des Romans geht es weiter um die Suche nach den Menschen. Da die Tiere alle keinen Daumen haben, ist es nicht einfach, Werkzeug zu benutzen. Aber genau das wird benötigt, um die maroden Deiche der Insel wieder instand zu setzen. Sylber erhält einen Hinweis, der ihn aber aufs Meer hinaus führen wird. Garry Kilworth vollführt mit seinem Band einen Spagat zwischen ernsthafteren Begebenheiten, wo er dem Menschen einen Spiegel vors Gesicht hält, und dem slapstickhaften Verhalten verschiedener Tiere. Auf der einen Seite sind der Prinz und der Sheriff zwei Handlungsträger, die an Robin Hood und dessen Gegenspieler erinnern, dann wieder eher Dick und Doof oder Pat und Patachon. In anderen Dingen erinnert Kilworth an Tolkien oder an Shakespeare. Hier ist er ernsthafter, gewissenhafter. Ob dieses Buch als Jugendbuch oder Erwachsenenbuch durchgehen soll, bleibt von meiner Seite unbeantwortet. Ich denke, Jugendliche werden eher ein wenig oberflächlicher lesen als Erwachsene. Das wiederum bedeutet, das Buch ist für beide Altersgruppen geeignet. Mir hat es jedenfalls viel Spaß bereitet. Ein langer, verregneter Vatertag war der geeignete Zeitpunkt, das Buch nicht nur in die Hand zu nehmen, sondern auch zu lesen.