Titel: Bilbos Reise zum Erebor - Das Space View-Special zum neuen Tolkien-Film Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Etwas irreführend ist der Titel des im Rahmen des Hobbit-Verfilmung bei Heel erschienenen Specials: "Bilbos Reise zum Erebor". Keinesfalls wird hier zum wiederholten Male der Weg des Hobbits vom Auenland bis hin zum Erebor nacherzählt. Hier handelt es sich mehr um eine Darstellung der Entstehungsgeschichte des Filmes. Stefan Servos beschreibt in teils launischen Worten wie aus einer Idee eine Multimillionen-Dollar-Unternehmung wurde. Servos beginnt in einem kleinen Arbeitszimmer in einer englischen Stadt, irgendwann in den 30er Jahren des letzten Jahrhundert, als ein heute wohlbekannter Herr auf einem Zettel folgende Worte niederschrieb: "In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit". Nichtsahnend, was einmal daraus werden soll, schwelgte dieser eine Satz einige Zeit vor sich hin, bis um ihn herum eine der bekanntesten Geschichten der Menschheit entstand. Nach dem Hobbit entstanden die Ring-Bücher, danach das Simarillion - ergänzt von einer riesigen Flut an Anmerkungen, Aufsätzen, Fragmenten, Briefen und Ideen, die John Ronald Reuel Tolkien uns hinterlassen hat.
Das allem zugrunde liegende Werk, den Hobbit, zu verfilmen, war ein schon lang gehegter Gedanke. Servos beschreibt eindrücklich, wie ein Filmemacher nach dem anderen an dem Herrn der Ringe und dem Hobbit scheiterte. Amüsiert liest man, das auch Forrest Ackermann sich an einem Drehbuch für den Herrn der Ringe versuchte - diesen kann man im übrigen im Tolkien Lesebuch, erschienen bei Bastei, nachlesen. Nach den teils unfreiwillig komischen oder fragmentierenden Versuchen, die Bücher zu verfilmen, wagte man sich mit dem bislang eher unbekannten Peter Jackson und der Verfilmung des Herrn der Ringe als Trilogie neu an den anspruchsvollen Stoff. 30 Nominierungen für den Oscar und ein Einspielergebnis von über drei Milliarden Dollar zeugen davon, das Jackson nicht nur den Nerv der Masse, sondern auch das Herz der Kritiker für sich gewonnen hat. Was liegt dann näher, als auch den Hobbit zu verfilmen? Das dies nicht so einfach war, das vermag Stefan Servos zu erzählen. Finanzprobleme, Schwierigkeiten mit den Rechten und sich mit den Planungen überschneidende Projekte anderer Studios machten die Verfilmung des Kinderbuches fast unmöglich. Irgendwie wurde es aber dann doch möglich...
Dieses Heft ist ein Derivat des mittlerweile eingestellten Magazins Space-View und übernimmt auch dessen Tradition großformatiger Fotos und Abbildungen. Das kann man gut finden oder nicht - bunt und auflockernt wirkt es allemal. Für diejenigen, die bislang nichts mit Tolkien und seinem Werk am Hut hatten und auch nicht haben werden, ist das Heft nicht unbedingt eine Empfehlung, da es in seiner Machart doch sehr auf die Zielgruppe "Tolkien-Fans" ausgerichtet ist. Diese jedoch können aus dem Text die eine oder andere Information herausholen, sich ein, zwei Stunden gut unterhalten und sich in den erwähnten großformatigen Fotos verlieren. "Bilbos Reise zum Erebor" ist typische Begleitliteratur zu einem Film, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Grundsätzlich ist es gut gestaltet, unterhaltsam geschrieben und man merkt dass Stefan Servos aus einem großen Topf Hintergrundwissen schöpfen kann.