Genre: Mystery / Comedy Eine Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Mit gerade einmal zwölf Jahren ist Ciel der Erbe der Adelsfamilie Phantomhive und somit der Wachhund der Königin: er bestraft das Gesindel des viktorianischen Englands, kämpft gegen Drogenhändler und dekadente Adlige, die Unterhaltung im grausamen Okkultismus suchen. Ihm zur Seite steht der sprichwörtlich teuflische Butler Sebastian – ein Dämon, mit dem Ciel einen Pakt geschlossen hat und der für seinen jungen Herrn dezent dem Abschaum wegräumt. Doch Sebastian ist gleichzeitig ein hervorragender Butler, der die Gäste des Phantomhiveanwesens bewirtet und Ciel mit selbstgebackenen Kuchen verwöhnt. Mit Jack the Ripper sehen sich die beiden jedoch einem Feind gegenüber, mit dem sogar Sebastian nicht so einfach fertig wird …
Black Butler, die Adaption des gleichnamigen Manga von Yana Toboso, ist eine wilde Mischung aus Mystery, Historik und Comedy, garniert mit einem unheimlichen Gothicflair und eigentümlichen Charakteren. Ciel ist in seinen jungen Jahren schon verbittert, was sich einerseits in seiner tragischen Vergangenheit begründet und andererseits in seinem erzwungenen Kontakt mit geldgieren Adligen, die ihren Titel nicht wert sind. Das Oberhaupt der Phantomhives zu sein, ist für einen Zwölfjährigen ziemlich hart. Sebastian beschützt ihn zwar, jedoch nur aus Eigeninteresse: laut ihrem Pakt muss Sebastian Ciel sein Leben lang beschützen, doch danach gehört die Seele des Jungen ihm. Sebastian sieht man seine dämonische Natur im Alltag nicht an: hier ist er ganz der dezente und vornehme Butler, den man in einer englischen Adelsfamilie erwarten würde. Inklusive exzellenten Kenntnissen über verschiedenste Teesorten und Kuchen.
Zum Anwesen der Phantomhives gehören weiterhin vier Bedienstete, die sich um Haus und Garten kümmern und für den Comedyanteil der Serie entsprechend tollpatschig sind. Da hätten wir den unbegabten Koch Bardroy, den lebhafte Gärtner Finny, das schusselige Hausmädchen Maylene und den teetrinkenden, ehemaligen Butler von Ciels Vater. Eigentlich ist Sebastian der einzige in diesem verworrenen Haushalt, der einen hervorragenden Bediensteten abgibt. Die anderen sind gelinde gesagt eine Katastrophe, die Ciel den letzten Nerv raubt. Dennoch nimmt er seine Dienerschaft immer wieder in Schutz und hin und wieder entlockt diese ihm ein kleines Lächeln. Zu dieser bunten Truppe gesellen sich Ciels Tante (Madame Red, deren Name Programm ist) und seine überdrehte Verlobte, mit der er erstaunlicherweise wie ein richtiger Gentleman umgeht.
Den Mix aus rasanter Mysterystory und ausschweifender Comedy muss man erst einmal verkraften. Da wird der arme Ciel auch mal in ein Ballkleid gesteckt, sein Anwesen von seiner Verlobten verunstaltet und von seiner Dienerschaft in ein Irrenhaus verwandelt. Das historische Setting im 19. Jahrhundert hingegen überzeugt auf Anhieb und sowohl das Phantomhiveanwesen als auch das damalige London sind stimmungsvoll gezeichnet. Die düstere Verbindung zwischen Sebastian und Ciel fasziniert ungemein, auch wenn sie meist vom oberflächlichen Alltag verdeckt wird. Ihre Beziehung wirkt freundschaftlich, auch wenn Sebastian hinter der Seele seines Herrn her ist. Er schützt nicht nur seinen Körper, sondern kümmert sich auch um das geistige Wohl seines jungen Herrn. Sebastian bleibt einem dabei ein Rätsel: man weiß nicht genau, ob seine vornehme und freundliche Art nur vorgetäuscht ist, oder ob er sich tatsächlich bei Ciel wohlfühlt und ihm die Rolle als Butler gefällt. Nichtsdestotrotz ist er ein unglaublich spannender Charakter, dessen Entwicklung man neugierig entgegenblickt.
Dem schrägen Humor, den wohl nur eingefleischte Animefans teilen, steht eine finstere Geschichte um die Schattenseiten des viktorianischen Englands gegenüber. Der Adel ist zu einem dekadenten Haufen verkommen, der auf irrsinnig teuren Festen seine perversen Neigungen auslebt. In dessen Schatten tummeln sich Opiumhändler, Diebe und Mörder, die Ciel mit Sebastians Hilfe beinahe schon charmant aus dem Weg räumt. Über die Kräfte des teuflischen Butlers muss man immer wieder staunen, doch auch er hat seine Grenzen. In der übernatürlichen Welt gibt es nämlich Gegner, die sich nicht mit stilvoll als Waffe zweckentfremdeten Gabeln besiegen lassen. Erwähnenswert sind hier die Shinigami – Todesgeister, die dem Sensenmann nahekommen.
Zeichnerisch überzeugen vor allem Ciel und Sebastian, die beide ausdrucksstarke Gesichter haben und mit ihrer Gestik viel über sich verraten. Auch andere Charaktere glänzen mit einem individuellen Look, nur die Bediensteten leiden etwas an einem Übermaß an Grimassen. Auf einem modernen Flachbildfernseher sehen die ersten sieben Folgen von Black Butler durchweg gut aus und auch über den Klang kann man nicht meckern. Der Soundtrack passt gut zur Geschichte, lässt Besonderheiten jedoch noch weitgehend vermissen. Dafür finden sich unter den Synchronsprechern einige bekannte Namen, die beweisen, dass auch Animes ernsthaft und professionel umgesetzt werden können. Wie von KAZÉ gewohnt, wartet auch die DVD-Box zu Black Butler mit einer gelungenen Gestaltung auf. Die zwei Disks liegen im schmucken Digipack vor und als Bonus gibt es ein schmales Booklet mit den wichtigsten Informationen.
Fazit
Ein dämonischer Butler, der nach der Seele seines jungen Herrn giert und ihn mit Tee und Kuchen verwöhnt: klingt seltsam und ist es auch. Sebastian ist ein kultiviertes Organisationsgenie, doch ebenso ein kaltblütiger Teufel, während Ciel nur mit Bitterkeit die Rolle des Phantomhive-Oberhauptes erfüllen kann. Das Setting im viktorianischen England gefällt, ebenso wie die düstere Mysterystory – nur an den überbrodelnden Humor muss man sich anfangs gewöhnen. Viel spannender ist die finstere Beziehung zwischen Sebastian und Ciel, von deren Abgründen man bisher nur flüchtige Eindrücke erhascht und die neugierig auf mehr macht. 8 von 10 Punkten.
Rezension zu Black Butler (Volume 2)