Genre: Mystery / Comedy Eine Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Mit gerade einmal 12 Jahren ist Ciel Phantomhive das Oberhaupt einer Adelsfamilie, die für die englische Königin traditionell Verbrecher und abtrünnige Adlige jagt. Dem jungen Earl zur Seite steht sein teuflischer Butler Sebastian, mit dem er einen Vertrag geschlossen hat: Seine Seele gegen die lebenslangen Dienste des Teufels. Sebastian kann nahezu alles möglich machen, vernichtet Ciels Feinde mit grausamer Freude und verwöhnt seinen Herrn mit köstlichen Süßspeisen. Zudem kümmert er sich um den Haushalt samt vier Angestellten. Gemeinsam brachten Ciel und Sebastian bereits Jack the Ripper zu Strecke, nahmen einen bösen Fluch von dem heruntergekommenen Dorf Houndsworth und retteten Ciels Verlobte aus den Fängen eines verrückten Puppenmachers.
Während sich Black Butler bislang auf kleinere Geschichten um mysteriöse Verbrechen konzentrierte, erhält man nun Einblicke in die Hintergrundgeschichte, die alles miteinander verbindet. Zwielichtige Charaktere, die bislang nur eine kleine Nebenrolle erfüllten, rücken in den Vordergrund und auch der indische Prinz und sein Diener mischen wieder mit. Verschiedene Ereignisse greifen dabei perfekt ineinander und Black Butler beweist einmal mehr, dass die Animeproduktion von vorne bis hinten gut durchdacht ist. Erstmals bekommt man zudem die englische Königin zu Gesicht, die seit dem Tod ihres Gatten nur noch schwarz gekleidet und verhüllt auftritt. Man ahnt, dass mit der Herrscherin etwas nicht stimmt, doch kann es noch nicht richtig fassen. Auch sie hat einen Butler, der im Gegensatz zu Sebastian vollkommen in weiß auftritt und seine Herrin zu beeinflussen scheint.
In den Folgen der dritten DVD-Box herrscht eine seltsame Aufbruchstimmung, denn das Finale schimmert zwischen den neuen Abenteuern schon hindurch. Dennoch hält die Geschichte noch mehrere Überraschungen parat. Die Spannung ist so dicht, dass man sie fast mit dem Messer schneiden könnte. Allerdings nimmt sich der Anime auch Zeit für einen skurrilen Curry-Kochwettbewerb, der wieder einmal Sebastians besondere Talente hervorbringt, ihn aber auch an seine Grenzen führt. Dabei wird deutlich, wie sehr Sebastian in seiner Rolle als Butler aufblüht, denn dass er einem anderen Diener unterlegen sein könnte, kränkt ihn zutiefst. Die Beziehung zu Ciel geht schon lange über ihr Vertragsverhältnis hinaus, doch der teuflische Butler lässt keinen Zweifel daran, dass er sich irgendwann die versprochene Seele holen wird. Ciel hingegen ist bereit, die Konsequenzen zu tragen, wenn er dafür seine Rache erhält.
Die Geschichte hat sich hauptsächlich nach London verlagert, das atmosphärisch und zeitgemäß gezeichnet ist. Das Flair des 19. Jahrhunderts verleiht Black Butler einen ganz besonderen Charme – und wo würde eine Geschichte wie diese besser funktionieren als in England? Neben den typischen Sehenswürdigkeiten Londons bekommt man auch architektonische Meisterleistungen der Zeit zu Gesicht, beispielsweise den Crystal Palace: eine riesige, gläserne Ausstellungshalle. Die eigentümliche Atmosphäre zwischen Industrialisierung und Dunkler Romantik ist das perfekte Setting für die düstere Story, in der Intrigen, Geheimnisse und übernatürliche Mächte im Vordergrund stehen. Besonders gelungen ist außerdem die Kleidung der Charaktere: Egal ob Sebastians Frack oder Ciels auffällige und elegante Kombinationen, jedes Kleidungsstück besticht mit Liebe zum Detail. Zudem hält sich der Stil stark an die Mangavorlage von Yana Toboso.
Der spezielle Humor bleibt Black Butler weiterhin erhalten, wenn auch etwas dezenter als noch in den ersten Folgen. Zwischen den spannenden Entwicklungen bleibt wenig Zeit für Geplänkel, doch den einen oder anderen Spaß lassen sich die Charaktere nicht nehmen. Die deutsche Synchronisation ist durchweg gelungen, auch wenn Ciels Stimme für manchen gewöhnungsbedürftig ist. Dabei trifft sie den Charakter des jungen Earl perfekt: jung, verbittert, trotzig, arrogant und unsicher. Die Stimmen der Hausangestellten sind ein wenig schrill, passen jedoch zu den quirligen Charakteren, die manchmal wie ein Haufen Idioten erscheinen, das Herz jedoch am rechten Fleck tragen. Wie die beiden Vorgängerboxen wartet auch die dritte DVD-Veröffentlichung mit einem schönen Schmuckschuber auf, dazu gibt es ein Booklet mit Zusatzinfos. Über die von Box zu Box unterschiedliche Altersfreigabe der FSK kann man nur den Kopf schütteln - eine Serie sollte als ganzes bewertet werden.
Fazit
Black Butler besticht weiterhin mit dem düsteren Flair des 19. Jahrhunderts, eigenwilligem Humor und zwei herausragenden Protagonisten. Endlich erfährt man mehr über die Gründe von Ciels Verbitterung und Sebastian blüht in seiner Rolle als Butler nochmals richtig auf, ehe man einen Blick in seine finstere Welt erhascht. Das Finale rückt in Sichtweite und man kann auf einen hochspannenden Abschluss der Serie hoffen! 8,5 von 10 Punkten.
Rezension zu Black Butler (Volume 1)