Reihe: Die Licht-Tetralogie, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Asaviel |
Meine Meinung:
Wie so häufig ist es ein Jahr her seit der erste Band erschienen ist und in der Zwischenzeit wurden Dutzende andere Bücher gelesen. Also gilt es zu Beginn der Geschichte erst einmal im Gedächtnis zu kramen und zusammenzusetzen, was denn in Band 1 passiert ist. Brent Weeks liefert dafür durch die Gespräche der Charaktere eine Gedächtnisstütze, beginnt aber keine Nacherzählung. Das ist für alle jene, die das Glück haben die Bücher am Stück zu lesen, sehr angenehm. Und diejenigen, die sich gedulden mussten, müssen nun eben erst einmal ein wenig grübeln. Aber schnell kommt die Geschichte wieder ans Tageslicht, denn schon der erste Teil konnte voll auf überzeugen.
Der Leser geht wieder an der Seite der bekannten Charaktere: Kip, Karris, Gavin und Dazen. Sie alle haben ihre besonderen Eigenarten, sind besonders fein herausgearbeitet und charakterisiert. Auch Liv begegnen wir wieder. Diese kommt meiner Ansicht nach aber etwas kurz, um sich wirklich in sie hineinzufühlen. Sie ist ja zur Seite des Farbprinzen gewechselt und die kurzen Ausschnitte geben zwar einen Einblick in das feindliche Lager, aber lassen nur wenig Zeit, um sich als Leser näher mit Liv zu identifizieren.
Dafür folgt man Kip, Karris und Gavin bzw. auch Dazen umso intensiver. Sie werden noch genauer dargestellt. Der Leser begleitet Kip auf seiner Ausbildung in der Schwarzen Garde, was der Autor nutzt, um auch das Magiesystem weiter zu erläutern. Dieses steht natürlich auch im engen Zusammenhang mit Gavin und mit dessen Sterben. Wunderbar verschachtelt und verzwickt ist die Situation. Das fordert die Aufmerksamkeit des Leser, aber weckt auch eine Menge an Interesse.
Außerdem gelingt es so dem Autor den Leser mit den Handlungen seiner Charaktere immer wieder zu überraschen. Jedes Mal, wenn man meint, man habe sie durchschaut - insbesondere Gavin, Karris, die Weiße und auch Kips Großvater -, tun sie etwas, mit dem man überhaupt nicht gerechnet hätte. Dabei entstehen aber keine Logikfehler, den diese Handlungen werden dann im Nachhinein wieder sauber aufgelöst und erklärt. Gerade hier lässt sich der Handlungsstrang um Gavin und Dazen, der ja schon im ersten Teil besonders vertrackt ist, besonders gut anführen. Er wird am Ende aufgelöst, aber ganz anders als der Leser sicherlich erwartet.
Oft scheint über recht weite Teile nicht viel zu passieren. Kips Ausbildung schreitet voran, er muss sich behaupten. Gavin stirbt langsam und versucht nebenbei noch den Krieg zu gewinnen. Es gibt kleinere Scharmützel. Gavins und Karris Beziehung wird vertieft. All das geschieht oft ohne großes Brimborium, sodass man beim Lesen Sitzfleisch mitbringen muss. Die Geschichte erfordert Zeit und sie verlangt Konzentration, denn wenn eigentlich nur Alltagssituationen beschrieben werden, passiert manchmal doch etwas Wichtiges, was der Leser nicht verpassen sollte. Damit ist die Geschichte nicht mal eben schnell zu lesen. Man muss davon ausgehen, dass auch das gewöhnliche Lesetempo stark gedrosselt ist, wenn man die Geschichte vollauf genießen möchte. Doch es lohnt sich Muße, Zeit und etwas Geduld mit zubringen. Wer sich ganz auf Brent Weeks einlässt, wird ihm verfallen und die Charaktere, ebenso wie die Geschichte lieben.
Abschließend bleibt noch darauf hinzuweisen, dass wir noch zweimal das Vergnügen mit dem Lichtbringer haben werden, denn aus der geplanten Trilogie werden nun vier Teile, also eine Tetralogie.
Fazit: Die Geschichte, die hier erzählt wird und die Art und Weise sind ganz große Kunst. Man muss sich darauf einlassen dem Autor in seine fremde Welt und in seinem Tempo zu folgen. Wenn einem das gelingt, erlebt man Fantasy der Spitzenklasse. Dieser zweite Teil der Licht-Tetralogie fordert die volle Aufmerksamkeit des Lesers, belohnt ihn aber zugleich mit einer herausragenden Geschichte.