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Titel: BLUE
Eine Rezension von Sebastian Hallmann
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Inhaltszusammenfassung:
Willkommen in Port, einer Stadt in der nichts ist, wie es scheint. Komische weiße Krabbelviecher kriechen aus dem Meer, welches eigentlich nicht viel mehr als schwarzer Schlamm ist und so manches Übernatürliches liegt in der Luft. Das muss auch Ricky feststellen, nachdem er von einem verunglückten Date auf einem Friedhof zurück kommt. Die Verletzungen, die aus einer Auseinandersetzung mit dem Freund des Objekts der Begierde resultiert sind, verschwinden über Nacht, die kaputten Klamotten sind auch wieder heile… und dann ist da auch noch diese unheimliche Fähigkeit…
Kritik:
Ich für meinen Teil hoffe darauf, dass Frey schon bald eine Fortsetzung heraus bringt (was hinsichtlich der Tatsache, dass diese Novelle noch nicht einmal bei Amazon verfügbar ist vielleicht etwas vermessen klingt). Das war der letzte Satz meiner Besprechung zum Sloburn-Erstling “Nest”, welche so alt noch gar nicht ist. Umso größer die Überraschung, als dann am 22. Oktober der Nachfolgeband “Blue” bei Amazon erschienen ist. Also, nicht lang schnacken, Kopf in… halt, falsches Motto.
Als erstes wird dem Kenner des Vorgängers auffallen, dass die Handlung aus Deutschland in die amerikanische Kleinstadt Port verlegt wurde. Das mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, vor allem das Frey im Story-Verlauf auf die veränderte Szenerie gar nicht eingeht. Ich persönlich finde jedoch, dass der neue Handlungsort der Figur des Jake Sloburn ohnehin viel besser steht und denke mir einfach meinen Teil zu diesem Wechsel. Davon ab bleibt jedoch alles beim Alten, der Autor baut wieder vom Start weg einen Spannungsbogen auf, der konstant nach oben geht und nutzt den Szenenwechsel um eine ungleich düsterere Atmosphäre als beim schon gut ausgefallenen “Nest” aufzubauen. Sehr schön zu sehen sind hier übrigens die Referenzen an den legendären H.P. Lovecraft, so findet sich Port zum Beispiel in direkter Nähe einer anderen Kleinstadt namens Innswitch. Die Geschichte kommt auch fast vom Start weg gut ins Rollen, anders als beim Vorgänger nimmt der Autor sich (zumindest gemessen am Umfang beider Bücher) weniger Zeit für die Einleitung, fährt dafür aber über ihren kompletten Verlauf eine weniger actionreiche Schiene – was man vermutlich auch dem Umstand zuschreiben kann, dass es weniger kompakt daher kommt als das in novellenform veröffentlichte “Nest”. Störend wirkt sich das nicht aus, denn die etwas zurückgefahrene Action wird durch die oben schon angesprochene gelungene und dichte Atmosphäre mehr als kompensiert.
Bei den Charakteren kann man ruhigen Gewissens eine Steigerung attestieren. Sie sind deutlich tiefgründiger ausgefallen als jene aus Freys Erstling und so hat man in “Blue” gleich eine ganze Reihe gut gezeichneter Figuren, die deutlich tiefgründiger daher kommen als noch zuvor. Zwar tritt Namensgeber Jake Sloburn wie gehabt erst relativ spät auf den Plan und bleibt nach wie vor absolut undurchsichtig, aber auch dieser Punkt hat mich bereits im ersten Band nicht gestört und passt absolut zu diesem mysteriösen Privatdetektiv. Deutlich besser lernt man dagegen Ricky kennen und er entwickelt sich schnell zu einer Bezugsperson, die man trotz aller unangenehmen Umstände schnell ins Herz schließt. Der Autor führt zudem mit Sam Watt eine weitere Hauptfigur ein, die ebenfalls sehr sympathisch und authentisch rüber kommt, auch wenn sie die sie plötzlich umgebenen übernatürlichen Geschehnisse vielleicht etwas zu schnell als gegeben hinnimmt, wobei hier die Tatsache, dass es in Port eben doch öfters zu seltsamen Geschehnissen kommt, die Glaubwürdigkeit doch noch einmal etwas unterstützt.
Stilistisch bleibt Lutz C. Frey ebenfalls beim bekannten, guten Rezept. Er schreibt in seinem schnellen, zugänglichen Stil und bringt dabei in die düstere Story immer wieder eine gehörige Prise schwarzen Humors mit einem starken Hang zum Sarkasmus ein. So muss es auch sein, denn alles andere wäre eine faustdicke Enttäuschung gewesen und hätte meine Erwartungen an den Roman doch sehr enttäuscht. Das gehört nun einmal (und das sage ich jetzt nach gerade einmal zwei erschienen Büchern aus der Reihe) zu Jake Sloburn dazu und darf auch nicht fehlen. Ebenfalls sucht man die Fehlerkrankheit, der viele Veröffentlichungen von Selfpublishern anheim fallen, auch hier wieder vergeblich.
Fazit:
“Blue” macht da weiter, wo “Nest” aufgehört hat. Die Geschichte an sich ist zwar komplett unabhängig vom Vorgänger und deswegen auch ohne Vorkenntnisse gut zu genießen, ich würde jedoch empfehlen, diesen trotzdem zuerst zu lesen, da in diesem noch ein paar kleine Hintergrundinfos zu Sloburn enthalten sind. Der Leser darf sich dann auf eine mysteriöse Kleinstadt mit mysteriösen Ereignissen und einen mysteriösen Privatdetektiv freuen, der hier sein nächstes Abenteuer in der gewohnt lesenswerten Mischung aus Horror und schwarzem Humor bestreitet.