Serie / Zyklus: ~ Titel: Blutmusik Originaltitel: Blood Music Autor: Greg Bear Übersetzer: Walter Brumm Verlag: Heyne
Besprechung / Rezension von Christian Plötz
Der Titel kam mir irgendwie vertraut vor, nach einigem Suchen wusste ich auch, wieso: eine Kurzgeschichte mit identischem Inhalt von Bear ist auch in dem Sammelband Die 20 besten SF Stories zu finden. Dieser Roman ist nur die aufgeblähte Version davon. Und da liegt das Problem: Die erste Hälfte des Buches wirkt unnötig aufgeblasen, erst die konsequente Weiterverfolgung des Plots an der Stelle, an der die Short Story abbrach und den Leser in die Alpträume entließ, wird interessant. Die Handlung ist kurz erzählt: Der geniale, aber unkonventionelle Genetiker Vergil Ulam züchtet intelligente Zellen, Lymphozyten, von denen jede einzelne so intelligent wie ein Mensch ist. Weil sein Arbeitgeber ihn feuert und den Laborzugang sperrt, beschließt er, sich diese Dinger zu injizieren, um sie rauszuschmuggeln. Zunächst scheint es, als wären die Zellen von seinem Immunsystem vernichtet worden, doch dann stellt er einige ungewöhnliche Veränderungen an sich fest: Seine Kurzsichtigkeit verschwindet, sein verkrümmtes Rückgrat ist über nacht geheilt, auch seine Freundin ist von seiner neuen Topform überaus beglückt. Doch dann erscheinen weiße Linien auf seiner Haut, sein ganzer Körper beginnt sich zu verändern und in seinem Blut beginnen Stimmen mit ihm zu sprechen (als ob das was besonderes wäre!). Als diese Kerlchen beginnen, ihre Forscher und Kolonisten auszusenden, breiten sie sich über ganz Nordamerika wie eine Seuche aus und verwandeln die Menschen in unförmige, ledrige Fleischklumpen, bevor sie sie schließlich vollends auflösen. In Europa bricht derweil eine Hysterie ungeahnten Ausmaßes aus, und die Russen, in der Sicht von 1985 völlig unzurechnungsfähige Finsterlinge, beginnen mit Atombomben zu werfen. Doch da passiert etwas Entscheidendes: Das Leben in Nordamerika ist nicht verschwunden, es ist umgewandelt worden auf ein Niveau, das man sich kaum vorzustellen vermag, eine Lebensform, die in der Lage ist, Atombomben während des Fluges zu deaktivieren. Doch das war nur ein Anfang ...
Urteil: Greg Bear at its best. Wer diesen Autor nicht kennt, sollte schleunigst eines seiner Werke antesten. Sicher, seine Visionen sind nicht jedermanns Sache, manchen mag seine Erzählweise zu sehr ins Thrillerhafte hineinspielen, doch ist er immer auf dem neusten Stand der Forschung und seine Bücher fesseln den Leser und vor allem, seine Warnungen vor einem Technologiemißbrauch sind zeitlos!