Titel: Brandoll Eine Rezension von Judith Gor |
Rezension
Fen kann es nicht fassen - da irrt man sich einmal in der Tür und schon landet man in einem wahrgewordenen Alptraum: statt bei der „Special Dispatch Force“ landet er in der „Special Doll Force“, einer Gruppe von Männern, die Plüschtiere sammeln. Dazu noch recht hässliche Exemplare, sogenannte Brandolls, die allerdings etwas ganz Besonderes sind. Fen fügt sich schließlich seinem Schicksal, als der König selbst ihm befiehlt, nach den Brandolls zu suchen. Anfangs ist Fen gar nicht begeistert, doch als er die Bedeutung der seltsamen Plüschtiere erkennt, kann er seinem neuen Job sogar etwas abgewinnen …
Wie auch andere Mangas von Ryo Takagi besticht „Brandoll“ mit einem tollen Zeichenstil, der sowohl lustige Comicsequenzen als auch wunderschöne Porträts bietet. Insbesondere die Mimik gelingt der Mangaka unglaublich gut. Der Panelaufbau ist dabei übersichtlich gestaltet, sodass auch unerfahrene Leser gut zurechtkommen sollten. Besonders auffällig sind wieder einmal die gelungenen Frisuren der Charaktere, sowie die Blicke, die sie sich gegenseitig zuwerfen. Es sei aber gesagt, dass es sich bei „Brandoll“ nicht wirklich um Shônen Ai handelt. Hier und da scheint es zwar ein wenig zu knistern, aber insgesamt ist die Story stark auf die Brandolls und ihre Herkunft fixiert. Es geht vor allem um Familienbande und Freundschaft, gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung. In Kombination mit den Brandolls ergibt sich eine gewisse Herzlichkeit. Ryo Takagi erzählt hier eine gefühlvolle und auch sehr süße Geschichte, die das Leserherz erwärmt.
Der Protagonist Fen reagiert auf die kichernde Männertruppe zunächst ablehnend, was man in Anbetracht der Szene und seiner Herkunft verstehen kann. Seine mürrische Art trägt dabei zum Amüsement des Lesers bei, wobei Fen schon nach den ersten Aufträgen umdenkt. Er vermag es, die Bedeutung der hässlichen und doch irgendwie süßen Puppen für ihre Besitzer zu erkennen. Und als er erfährt, was es mit den Brandolls wirklich auf sich hat, bringt er sogar eine gewisse Begeisterung auf. Ihm wird Dio als Partner zur Seite gestellt, doch Fen möchte eigentlich lieber allein agieren. Dio bleibt dennoch an ihm dran, obwohl er nicht gerne berührt wird und sehr scheu ist. Bei Fen fühlt er sich jedoch wohl und möchte unbedingt seine Anerkennung gewinnen – und greift dabei zu unglücklichen Mitteln, die die ganze Gruppe in Bredouille bringen. Von den anderen Mitgliedern der SDF erfährt man relativ wenig, sie bleiben bis zum Schluss blasse Randfiguren.
Nachdem die Herkunft der Brandolls aufgeklärt wurde, tritt der König selbst ins Zentrum des Geschehens und die Herzlichkeit der Geschichte wird von bösen Absichten getrübt. Doch auch hier spielen letztlich große Gefühle die Hauptrolle und der Oneshot endet recht versöhnlich. Als Einzelband kann „Brandoll“ durchaus überzeugen und schafft es, sich auch im kleinen Rahmen zu entfalten. Ankreiden muss man allerdings, dass zwar Boys Love drauf steht, aber nicht drin ist. Fans der Mangaka werden aber wissen, dass sie sich in punkto Erotik ohnehin lieber zurückhält, allerdings gibt es nicht einmal eine richtige Kussszene. Die Story selbst ist auf ihre eigenartige Art und Weise unheimlich schön, allerdings auch etwas vorhersehbar und in ihrer Grundidee nicht unbedingt innovativ. „Brandoll“ bietet dennoch gute Unterhaltung für Fans gefühlvoller Mangas mit einem ganz leichten Shônen Ai-Touch.
Fazit
„Brandoll“ ist ein unheimlich herzlicher Manga, der Freundschaft und Familienbande ins Zentrum der Ereignisse stellt. Fen überzeugt dabei mit seiner einerseits mürrischen, aber auch verständnisvollen Art und tröstet dabei über die leider recht blassen Nebencharaktere hinweg.3,5 von 5 Sternen.