Reihe: Ulldart - Die Zeit des Neuen, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Ereignisse auf Ulldart spitzen sich zu. Alana die Zweite, einstige Herrscherin über Tersion, kehrt zurück und macht Ansprüche geltend auf Thron und Ländereien. Mit diesen Machtkämpfen wäre das Reich schon ausgelastet genug. Doch es landen plötzlich fremde Schiffe an der Westküste des Kontinents. Zuerst weiß niemand recht, was die fremden Kriegsschiffe wollen. Als die fremden Krieger jedoch das kensustrianische Heer angreifen, das die Stadt Ammtára belagert, brechen alle in großen Jubel aus - der ihnen gleich darauf im Hals stecken bleibt. Die angeblichen Retter haben eigene Ziele, und die stimmen mit denen der vorherrschenden Adligen gar nicht überein. Der Feind meines Feindes ist auch mein Feind, bestätigt sich mal wieder. Ziel der Fremden ist es, alle Kensustrianer des Kontinents zu töten, eine blutige Aufräumaktion durchzuführen. Aber warum, kann zurzeit niemand sagen. Selbst die beiden Oberspitzel und Informationensammler Fiorell und Perdór sehen keine Chance, schnell an Informationen heranzukommen. Dafür sorgen sie einmal mehr für Humor und lockern damit den Roman auf. Allerdings muss Fiorell seine eigenen kleinen Abenteuer überstehen. Doch kaum wechselt die Handlungsebene, ist die Spannung wieder da. Der Kontinent an sich wird in einen neuen Krieg hineingezogen. Gleichzeitig soll Norina, die tatsächliche Herrscherin von Tarpol, das Opfer einer Verschwörung werden. Die Falle wurde von Aljascha und Zvatochna aufgebaut - und Norina läuft sehenden Auges hinein. Nur knapp entkommt sie dem Mordanschlag, aber was ist schon ein Fehlschlag? Man kann es doch noch mal versuchen. Oder was anderes. Zum Beispiel mal schnell Ritus, geschrieben für Knaur.
Ich glaube, ich schweife ab. Außerdem bin ich eh vorbelastet. Inzwischen kenne ich Markus als einen sympathischen Mann, mit dem man sich lange und ausführlich unterhalten kann. Vor allem, wenn man Interviews führt und dann dauernd abschweift. So wie ich jetzt.
Das Schöne an den Figuren der Romanreihe ist, dass sie selbst ein eigenes Leben führen. Ob nun Lodrik und Estra sich unterhalten und ein eifersüchtiger Tokaro hinzukommt, ob es eine Verschwörung ist, vom Alleslügner Zvatochna angezettelt, es ist ein Leben, das beschrieben wird. Daher sind Markus Heitz' Personen den Lesern so ähnlich, dass diese sich ohne weiteres damit auseinandersetzen oder gar in ihre Rolle schlüpfen. Ich würde ja gern die von Zvatochna nehmen, glaube aber, dass da der Autor schon drin steckt.
Die Lage auf Ulldart spitzt sich zu. Den Satz habe ich schon mal geschrieben, das macht die Lage nämlich dauernd, wenn Markus Heitz seine Finger am Manuskript hat. Der Mann macht mich fertig. Wenn ich Markus auf dem Buchmessecon treffe, werde ich ein paar ernste Worte mit ihm reden müssen. Ich habe sechs Stunden für das Buch gebraucht, um es durchzulesen. Ja, ich war langsam, gebe ich zu. Aber das muss man ja auch. Er versteckt in seinem Buch so viele Andeutungen, dass ich als Leser gezwungen bin, langsam zu lesen, da ich sie sonst überlese. Er baut zudem Ereignisse in die Handlung ein, die ich nicht erwartet habe. Markus kann seine Leserinnen und Leser dermaßen fesseln, dass man nur noch Finger bewegt, um Seiten umzublättern. Würde ich an Fingernägeln kauen, hätte ich sie mir wahrscheinlich bis zum Mittelhandknochen abgenagt und müsste dann die Seiten mit der Zunge umblättern. Markus Heitz hat seinen eigenen Schreibstil, der mir gerade bei seinen Fantasy-Büchern sehr zusagt. Ich möchte nicht wissen, was er bei seinen Romanen an Herzblut lässt. Wahrscheinlich gibt er sein ganzes Honorar dafür aus, beim DRK eine Blutspende zu erhalten. So, Markus, genug gelobt. Jetzt treten wir mal gegen deinen Thron, damit du wieder auf den Teppich kommst, aber nicht den roten, sondern den von Motten zerfressenen. Wenn du schon einen Roman schreibst und die Leserschaft warten lässt, bis er fertig ist, sollte unbedingt eine Zusammenfassung des vorherigen Bandes erstellt werden, damit man wieder darüber informiert ist, was Sache ist.