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Reihe: Einzelband Eine Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Shin hat eine echte Pechsträhne: Er ist arbeits- und obdachlos und weiß nicht, wie er den nächsten Tag überstehen soll. Er sucht Zuflucht in einem Schrein und findet dort etwas zu essen. Gedankenlos macht er sich über das Mahl her und spricht übermütig aus, dass er für so leckeres Essen sogar die Braut des Fuchsgeistes werden würde – womit er die Hochzeit des Fuchsgeistes Ginrei ruiniert! Denn Shin verfügt über die Macht der Worte und ist nun durch seinen unbedachten Ausspruch mit Ginrei verheiratet. Dessen Verlobte ist alles andere als begeistert und fordert Shin auf, das Siegel sofort wieder zu lösen. Doch wie soll er das anstellen? Schließlich war Shin bis dahin gar nicht bewusst, dass er über die Macht der Worte verfügt …
Liest man den Klappentext, könnte man einen humorvollen Shounen-Ai ('Boys Love') mit mystischen Elementen erwarten, doch Shin und Ginrei arbeiten ernsthaft daran, ihr Hochzeitssiegel wieder zu brechen. Ginrei bleibt dabei, dass er seine Fuchsfee heiraten möchte, und betrachtet Shin zunächst nur als lästiges Anhängsel. Im Lauf der Geschichte erkennt er jedoch, dass Shin viel Pech gehabt hat und dass er daher über keinerlei Selbstbewusstsein verfügt. Wenn er seine negativen Gedanken laut ausspricht, könnte das üble Folgen haben – und so versucht Ginrei, Shin aufzubauen. Es entwickelt sich eine sanfte Freundschaft zwischen Shin und dem Fuchsgeist und im zweiten Teil dieses Einzelbandes erhält Shin die Gelegenheit, seinen Mut und seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Trotz einiger doppeldeutiger Szenen kommt es auch dabei nie zu einer eindeutigen Annäherung der Protagonisten. Es bleibt bei einer kuriosen Freundschaft, die im Verlauf der beiden Geschichten wächst.
Die Idee hinter Bride oft the Fox Spirit ist durchaus interessant und die mystischen Elemente harmonieren meist gut mit dem humorvollen Unterton. Einzig die Scheidungsgeister, die Shin und Ginrei aufsuchen, werden zu lächerlich dargestellt. Die anderen Charaktere handeln im Rahmen der Geschichte glaubwürdig, wobei die Protagonisten sehr sympathisch daherkommen. Die Nebencharaktere hingegen sind nahezu allesamt Stereotypen, die nur dazu dienen, neben Shin und Ginrei auch mal andere Gesichter zu zeigen. Auch dem Anfang des Manga mangelt es an Substanz: Die vermasselte Hochzeit wird schnell heruntererzählt und man kann (als westlicher Leser) nicht nachvollziehen, wie Shin überhaupt auf die Idee kommt, zu sagen, er würde die Braut des Fuchsgeistes werden. Liest man weiter, erkennt man schnell, dass diese bizarre Szene lediglich dazu dient, Shin und Ginrei zusammenzubringen und ihnen einen Grund für die folgende gemeinsame Reise zu liefern. Was die Macht der Worte genau ist und vor allem warum Shin sie beherrscht, wird dabei leider nicht geklärt.
Die Zeichnungen sind insgesamt sehr schön und kontrastreich. Mimik und Gestik der Charaktere wirken natürlich und glaubwürdig. Für Schattierungen wurde sparsam Rasterfolie eingesetzt und sofern Hintergründe vorhanden sind, warten diese mit ansprechenden Details auf. Einzig die lächerlich inszenierten Scheidungsgeister sehen entsprechend albern aus – man fragt sich bis zum Schluss, was sich Rihito Takarai und Miryu Masaya dabei gedacht haben. Aufgrund der höheren Seitenzahl ist der Preis gerade noch ok.
Fazit
Bride of the Fox Spirit ist ein unterhaltsamer Einzelband, der entgegen naheliegender Vermutungen kein Shounen-Ai ist. Viel mehr handelt es sich um eine humorvolle Mystery-Story, in der die Welt der Fuchsgeister und die aufkeimende Freundschaft zwischen den Protagonisten im Mittelpunkt stehen. Insgesamt kein überragendes Werk, aber ein witziger Happen für zwischendurch. 3,5 von 5 Punkten.