Titel: Chaos auf Deponia Eine Rezension von Ida Eisele |
Chaos auf Deponia ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie um den Müllplaneten Deponia.
Der erste Teil endet damit, dass der selbstverliebte Bastler Rufus sich entschließt, die hübsche Goal und ihren Verlobten Cletus in die paradiesische Stadt Elysium zurückkehren zu lassen. Die beiden sollen dem dortigen Ältestenrat berichten, dass Deponia bewohnt ist und nicht gesprengt werden darf.
Dennoch gibt Rufus seine Ambitionen, der Müllhalde zu entkommen und nach Elysium zu gehen, nicht auf. Mit Hilfe eines überdimensionalen Sägeblattes schießt er sich in die Atmosphäre – und bringt das Notboot von Goal und Cletus zum Absturz. Goals Hirnimplantat wird bei diesem Unfall beschädigt und als sei das noch nicht genug wird ihr Bewusstsein nach einer Operation auf Grund technischer Mängel in drei Teile gespalten. Rufus muss Goal nun wieder vereinen und sie nach Elysium bringen, um die Sprengung Deponias zu verhindern.
Schauplatz
Der größte Teil der Handlung findet auf dem bereits im ersten Teil erwähnten Schwimmenden Schwarzmarkt statt. Dabei handelt es sich um eine typisch deponianisch chaotische Siedlung auf dem Rostroten Meer, bewohnt von Händlern, dem Unorganisierten Verbrechen, Schnick-Schnack-Schnuck spielenden Rebellen und glücklosen Dichtern. Der Ort ist mit viel Liebe zum augenzwinkernden Detail gestaltet und bietet eine Fülle an Gesprächs- und Handlungsmöglichkeiten.
Im Laufe des Spiels eröffnet sich die Option, mit Bozos Kutter auch andere Orte wie die ehemalige Metropole Porta Fisco, den aus unerfindlichen Gründen im Osten liegenden Nordpol sowie die Unwetterinsel Isla Obacht anzusteuern. Diese Schauplätze sind leider eher beschränkt und vor allem auf ihre Funktionalität in der Handlung hin ausgelegt. Mehr als ein oder zwei Gespräche und einige kleine Entdeckungen sind dort nicht zu machen, obwohl auch sie lustig und atmosphärisch überzeugend gestaltet sind und Lust auf mehr machen.
Charaktere
Die bereits bekannten Charaktere aus Teil 1 tauchen größten Teils wieder auf. Die klaren, charmanten Charakterisierungen werden beibehalten und um neue Facetten bereichert. So erfährt man, dass Rufus ein Findelkind ist, was möglicherweise seine verblüffende Ähnlichkeit zu Cletus erklärt. Goals Persönlichkeit wird in drei Teile gespalten: Lady-Goal, ihre gezierte und mitunter arrogante Seite, Krawall-Goal, ihre draufgängerische Seite und die niedliche Baby-Goal, die man alle drei irgendwie liebgewinnt. Gewisse Aspekte des Antagonisten Cletus lassen den Spieler außerdem darüber nachdenken, wer von beiden, Cletus oder Rufus, denn nun unmoralisch und egoistisch handelt.
Story
Der oben geschilderte Beginn führt in eine Geschichte voller frecher Pläne und unerwarteter Wendungen. Rufus' und Goals Gewissenskonflikt zwischen ihrem eigenen Glück und der Existenz Deponias zu entscheiden, wird – vor allem gegen Ende – schön verdeutlicht.
Leider herrscht zwischen dem Anfang auf dem Schwimmenden Schwarzmarkt und den späteren Abschnitten ein gewisses Ungleichgewicht. Die meiste Zeit verbringt man damit, den Schwimmenden Schwarzmarkt kennen zu lernen und die drei Goals miteinander in Einklang zu bringen.
Die actionlastigeren Vorgänge danach gehen im Vergleich sehr schnell vorbei und wirken auch ein wenig unstimmig. Gerade jener Abschnitt, in dem Rufus das Tauchboot des Unorganisierten Verbrechens knacken soll, sticht hier negativ heraus. Drei mit rot leuchtenden Augen vorbeischwimmende Delfine sind einfach kein Grund, Rufus von einer ernsten Bedrohung sprechen und deswegen Maßnahmen ergreifen zu lassen. Mir kam es vor, als habe ich an dieser Stelle etwas entscheidendes verpasst.
Rätsel
Die immer wieder zu lösenden Rätsel waren lustig ausgedacht, allerdings manchmal zu leicht und häufiger zu schwer. Die leichten waren weniger das Problem, bei manchen aber war schlicht nicht ersichtlich, was denn eigentlich zu tun ist. So bereiteten zum Beispiel das Klopfzeichenrätsel in Porta Fisco und die Transporteraufgabe mir ohne Tipp gewaltige Schwierigkeiten.
Extras
Wie schon in Teil 1 wird jedes Kapitel mit einem kleinen Lied eingeleitet, das das Vorangegangene humorvoll zusammenfasst. Auch sind in diesem Spiel an allen nur erdenklichen Orten kleine, unscheinbare Puzzleteile zu finden, die sich im 'Extras'-Menü zu einem Bild zusammensetzen. Im Übrigen finden sich im Spiel verteilt Anspielungen auf andere Computerspiele, die immer wieder lustig sind.
Altersempfehlung
Ein wenig irritierend ist die Altersempfehlung für sechs Jahre. Einmal auf Grund der vielen Andeutungen, dann auch auf Grund der stellenweise ernsten und überraschend brutalen Geschichte und letztlich auch wegen der Schwere der Rätsel. Hierzu sei allerdings gesagt, dass ein Erwachsener möglicherweise auch viel zu konventionell denkt, um die Rätsel einfach zu lösen. Unbeaufsichtigt sollte man ein sechsjähriges Kind auf jeden Fall nicht Deponia spielen lassen. Obwohl die comicartige Gestaltung natürlich den Schluss nahelegt, dass es sich um ein Kinderspiel handelt, halte ich Chaos auf Deponia auch im Vergleich zum ersten Teil eher für verspielte Menschen ab frühestens zehn geeignet.
Zusammenfassung
'Chaos auf Deponia' ist ein äußerst unterhaltsames, freches Point&Click-Adventure, das im Vergleich zu seinem Vorgänger 'Deponia' ein wenig komplexer und erwachsener daherkommt. Trotz einigen leichtgewichtigen Kritikpunkten hatte ich definitiv Spaß mit dem Spiel und kann es nur weiterempfehlen.