Titel: Children of Men Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Wir schreiben das Jahr 2027. Seit 18 Jahren wurden keine Kinder mehr geboren, die Menschheit ist unfruchtbar. Der Alltag ist trist und grau, Einwanderer werden in England in Internierungslager geschafft und die Kriminalität regiert die Straßen. Theodor (Clive Owen) ist ein kleiner Regierungsangestellter, der jede Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufgegeben hat – bis seine Ex-Frau Julianne (Julianne Moore) Kontakt zu ihm aufnimmt. Sie ist Mitglied einer Untergrundorganisation und bittet ihn, Reisepapiere für eine junge Frau zu beschaffen – eine schwangere Frau. Theodor beginnt die Resignation abzustreifen und sieht die Frau als das, was sie möglicherweise ist: die letzte Chance für die Menschheit. Er beschließt zu helfen und gerät dabei zwischen alle Fronten.
Kritik:
Ich muss gestehen, dass ich den Film schon eine ganze Weile auf dem Schirm hatte (er wurde mir von meiner Freunin ans Herz gelegt), ohne mich jedoch dazu durchringen zu können, ihn mir auch anzusehen. Zusätzlich ausschlaggebend war nun ausgerechnet der gestrige Media Monday, bei dem “Children Of Men” an einigen Stellen als der definitive Science Fiction-Film gefeiert wurde. Und das ist natürlich eine Herausforderung für mich gewesen, weswegen der Titel unbedingt gesichtet werden musste. So viel vorab: ich habe es nicht bereut.
“Children Of Men” erzählt eine Geschichte, wie sie düsterer kaum sein könnte. Die Menschheit ist am Aussterben und kann nichts tun, außer sich selbst dabei zuzusehen. Eine Aussicht auf eine Heilung besteht nicht, da (so zumindest meine Interpretation) der Auslöser für die mysteriöse Unfruchtbarkeit nicht gefunden werden konnte. Die ganze Welt steht vor dem Abgrund, lediglich in England herrschen noch halbwegs normale Verhältnisse, welche aber auch nur durch massiven Einsatz von Staatsgewalt und die Internierung aller Zuwanderer aufrecht erhalten werden. Man sieht also, dass Cuaróns Zukunftsvision alles andere als rosig ist und das schlägt sich auch in der gesamten Atmosphäre seines Filmes nieder. Er versteht es sehr gut, die Hoffnungslosigkeit der Zukunft widerzuspiegeln und dem Zuschauer klar zu machen, dass vor allem eines in seiner Welt kaum vorkommt: Hoffnung. Er vergißt dabei aber auch nicht, dass er eine Geschichte erzählen möchte, die den Zuschauer auch fesselt. Zwar verlegt er sich in der ersten Hälfte darauf, einen eher ruhigen Film zu machen, baut dabei jedoch schon von Beginn an einen Spannungsbogen auf, der den Zuschauer mit sich reißt – und das bis zum Schluß. Hier kann man “Children Of Men” also nur als Gewinn auf voller Linie bezeichnen: eine großartige, dystopische Endzeitstimmung begleitet von einer packenden, oftmals bedrückenden und in ganz wenigen Punkten auch anrührenden Geschichte (hier sei stellvertretend der Moment genannt, an dem unsere Helden ein von der Armee belagertes Haus verlassen). Super.
Auch auf darstellerischer Seite gibt es nichts zu bemängeln. Man nimmt den Hauptfiguren ihre persönlichen Situationen absolut ab und zweifelt zu keinem Zeitpunkt daran, dass man es hier mit resignierten, verzweifelten oder wütenden Menschen zu tun hat. Man möchte nun behaupten, man sieht den Schauspielern Freude an ihren Rollen an, was aber wahrscheinlich nicht ganz die richtige Beschreibung wäre. Viel mehr möchte man sagen, dass sich jeder Beteiligte der Tatsache bewusst war, an was für einem Werk er mitgewirkt und alles daran gesetzt hat, diese Emotionen entsprechend rüber zu bringen. Clive Owen als resignierender Theodore, der langsam aber sicher seinen Kampfgeist wieder bekommt, Julianne Moore als militante Menschenrechtlerin und nicht zuletzt auch Michael Caine als bekiffter Alt-Hippie – für mich DIE Nebenrolle des Films – die Darsteller sorgen dafür, dass diese Welt vor dem Abgrund noch glaubwürdiger wird.
Von einem Film mit dieser Thematik sollte man nun natürlich kein Effektfeuerwerk erwarten, wobei man sagen muss dass “Children Of Men” zumindest in der zweiten Hälfte deutlich weniger ruhig und etwas action-orientierter wird, ohne dabei jedoch in einen simplen Ballerfilm auszuarten. Die gezeigte Action orientiert sich ebenfalls eher an der Realität und es fliegen dem Zuschauer dementsprechend nicht im Sekundentakt explodierende Autos um die Ohren – was auch die konsequenteste Entscheidung ist, die man treffen konnte. Meiner Ansicht nach hätte zu viel Action den Film zerstört, vor allem wenn man sie auf eine übertriebene (Hollywood-)Ebene gebracht hätte. Das ist hier glücklicherweise nicht passiert, diese Passagen sind sehr wohl spannungshebend, aber definitiv nicht als reiner Eyecatcher eingebaut, sondern fügen sich sehr gut in die Handlung des Filmes ein. Selbiges gilt im übrigen auch für den Soundtrack, der zielsicher gewählt wurde.
Fazit:
Alles in allem kann ich sagen, dass “Children Of Men” mich absolut begeistert hat und ich es bereue, nicht früher auf die Empfehlung meiner Frau gehört zu haben. Nach der ersten Sichtung teilt er sich den Titel “Ultimative Dystopie” nun mit Orwells “1984″ (wobei mir hier nur das Buch als vergleich dienen kann). Eine absolute Empfehlung, nicht nur an Genrefreunde.
Bewertung: 9/10 Punkten