Serie: Conan, Band 16 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Während Conan sich als letzter Überlebender seines ehemals stolzen Söldner-Heeres verletzt und hungrig durch die morastigen Dschungel im Gebiet des Ilbar-Flusses schleppt und dabei nicht nur von den Geistern seiner toten Kameraden heimgesucht wird, sinniert er darüber nach, wie es soweit kommen konnte.
Es ist noch nicht lange her, seit Conan am Hofe Prinzessin Yasmelas von Khoraja – nachdem sie den Zauber Natohk besiegten - als Liebhaber der Herrscherin ein sorgloses aber langweiliges Leben führte; und eben dieses höfische Leben war es, das zunehmend die Distanz zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Menschen zu Tage treten ließ, bis eines Tage Yasmelas alter Freund aus Kindertagen, Prinz Julion von Muric aus Koth als Gast am Hofe auftaucht, dessen Stiefvater, König Strabonus, die Macht in Koth an sich gerissen und den Prinzen und dessen Anhänger aus dem Reich verbannt hat.
In Khoraja nun versucht Julion Unterstützung für seine Vergeltung am Okkupator zu organisieren, wobei sich schnell zeigt, dass Prinzessin und Prinz mehr als nur freundschaftliche Gefühle füreinander hegen. Zum Streit zwischen Yasmela und Julion auf der einen und Conan auf der anderen Seite kommt es jedoch erst, als es um die Befreiung des Bruders der Prinzessin – Khossus -, des khorajanischen Thronfolgers, aus kothischer Gefangeschaft geht: während Julion für eine massive militärische Strafaktion plädiert und Yasmela zögert, hält der Cimmerier eine Nacht- und Nebelaktion einer winzigen Schar für zielführend. Entgegen der Order der Prinzessin realisiert Conan in aller Heimlichkeit sein Vorhaben und kann Khossus tatsächlich befreien. In der Folge davon sind aber auf Grund dieser Subordination und trotz des guten Willens des neuen jungen Königs Conans Tage am Hofe Khorajas gezählt, zumal eine friedliche Einigung mit Strabonus den Barbaren und seine Mannen überflüssig macht, sodass das Söldnerheer gezwungen ist, weiterzuziehen.
Sich wie im Rausche für unbesiegbar haltend zieht die Rotte plündernd von einer Stadt zur nächsten, durch Koth und Zamora bis nach Turan, scheut dabei nicht die Konfrontation mit Herrschern und Banditen und findet sich eines Tages am Fluss Ilbars der unermesslichen Streitmacht Shah Amuraths gegenüber, welcher die Söldner nicht einmal im Ansatz gewachsen sind.
Im 16. Tradepaperback wird der reguläre Story-Run, welcher in Band 15 mit einer Reihe von Fill-in- Storys unterbrochen wurde, mit der Veröffentlichung der Hefte 14 und 16 bis 21 aus der Reihe "Conan the Cimmerian" fortgesetzt.
Abgesehen von der Anfangsstory, "Zu Hause bei der Jagd" (Home for the Hunt; Conan the Cimmerian 14), die sowohl inhaltlich, als auch im Artwork, für das Comic-Legende Joe Kubert verantwortlich zeichnete, mehr als deutlich schwächelt und die keine zwingende Verbindung zum eigentlich Handlungsbogen aufweist – fast scheint es, als habe man dem mittlerweile greisen Künstler eine Art Abgang spendieren wollen -, bietet Timothy Trumans eigenständige Fortschreibung der howard'schen Ausgangsgeschichte "Black Colossus" gewohnt gefällige Sword & Sorcery, ohne dabei jedoch der Figur des Cimmeriers neue Facetten zu verleihen. Allerdings kommen der formale, Rückblenden dominierte Aufbau der Geschichte sowie die Figur des Julion, welcher sich im gesamten Serien-Kanon vergleichsweise differenziert ausnimmt und die landläufigen, vordergründigen Schwarzweiß-Schemata sprengt, wiederum recht originell daher. Das Artwork der beteiligten Künstler ist – abgesehen vom farblich blassen und zeichentechnisch anachronistisch wirkenden Kubert-Part – so gefällig wie die Story. Kräftige Farben, dynamische Kämpfe, markante Figuren und ein exotisches Ambiente eröffnen dem Leser auch visuell eine gleichermaßen harte wie bunte Fantasy-Welt.
Fazit: Erneut ein unterhaltsames Conan-Abenteuer, das vor allem vom exotischen Setting und der mitreißenden Action lebt, das allerdings auch deutlich macht, dass die Figur des Cimmeriers sich selbst dann kaum entwickelt, wenn man einem guten Autor wie Truman "freie Hand" lässt.