Titel: Crota Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der sechzehnjährige Buddy Jerworski ist auf dem Weg zu einem Date - als ihm mitten auf der Landstraße das Benzin ausgeht und seine Harley Davidson auf der Strecke bleibt. Er versucht, sich zu Fuß durchzuschlagen, trifft einen Förster und mit diesem zusammen auf ein bärengroßes, brutales Ungeheuer, welches auch nicht lange fackelt und den beiden den Garaus macht. Sheriff Skip Harding ist es nun daran gelegen, diese grauenhafte Tat, die er und seine Männer einem Bären zuschreiben, aufzuklären. Zwar kommen ihm Zweifel, als er die wüst zugerichteten Leichen sieht, dass dies ein 'normales' Tier vollbracht haben könnte, jedoch kommt ihm nichts anderes in den Sinn - bis just zu dem Zeitpunkt, als er nochmals am Abend an den Tatort zurückkehrt und dem Monster persönlich begegnet. Nur ein Benzinfeuerzeug und viel Glück bewahren ihn vor allzu großen Verletzungen.
Derweil wird der Indianer Jay Little Hawk auf die immer größere Anzahl von Morden aufmerksam und erkennt die wahre Ursache: Der Crota ist unterwegs! Das Ungeheuer stammt aus einer Zeit, als Dinosaurier noch auf seiner Speisekarte standen, und wurde zwangsweise in den Winterschlaf vertrieben, als ein Meteorit die Erdoberfläche verwüstete und die Saurier hinwegfegte. Immer wieder wachte der Crota auf und stillte seinen Hunger bei den umliegenden Indianervölkern, welche ihn mit einem Bann belegten und seine Schlafstatt zumauerten. Durch ein Erdbeben ist nun dieser Wall in sich zusammengebrochen, und der Crota wütet nun in der amerikanischen Kleinstadt Logan blutrünstig umher.
Der machtgierige Stellvertreter Hardings nutzt die Abwesenheit seines Vorgesetzten und macht sich mit zwei Hilfspolizisten auf in die von Hawk benannte Höhle, um den 'Bären' zu erledigen; jedoch stellen die drei recht schnell fest, dass der Indianer keinesfalls übertrieben hat, was die Blutrünstigkeit und Brutalität des Monsters betrifft.
Zusammen versuchen nun Harding und Hawks mithilfe indianischer Zauber, den Crota endgültig zu besiegen und die Gefahr für Logan und die weitere Umgebung zu bannen.
Das Buch hat in mir einen zweischneidigen Geschmack hinterlassen. Einerseits hat es Owl Goingback, seines Zeichens selbst Indianer vom Stamm der Choktaw-Cherokee, verstanden, in einfacher klarer Sprache einen temporeichen, dramatischen und spannenden Roman abzuliefern, der von der ersten bis zur letzten Seite den Leser zu fesseln vermag. Für Unterhaltung ist wahrlich gesorgt, und der Freund blutiger Gedärme kommt hier kiloweise auf seine Kosten. Was der Leser allerdings nicht darf, ist über diesen Roman nachzudenken - dafür ist er nämlich nicht ausgelegt. Weder sind die Charaktere großartig ausskizziert noch werden ihre Hintergründe beleuchtet - eine einfache, klare Motivation muss hier im Vordergrund genügen. Ebenso werden allerlei logische Fehler begangen, die im temporeichen Lesen vielleicht untergehen, aber trotzdem ziemlich schade sind. So wird die von Hardings Stellvertreter Lloyd entdeckte unterirdische Stadt in den Höhlen des Crota mehr oder weniger hingenommen und ihre Existenz kaum erklärt. Ebenso passt die Erweckung des Monsters nicht ganz - nach der von Little Hawk erzählten Legende, wie die Indianer vor Urzeiten den Crota bändigten, spielen hier viele Zauber und Magie eine Rolle. Dass das Monster dann lediglich durch eine eingestürzte Mauer befreit wurde, die es mit Sicherheit auch selber hätte durchbrechen können, ist etwas seltsam. Die von Owl Goingback mehr oder weniger nur oberflächlich beschriebenen indianischen Rituale passen in das Gesamtbild des Romanes, welcher nicht in die Tiefe gehen will, sondern, sich entsprechende Horrorstreifen und Western als Vorbild nehmend, nur klischeehaft unterhalten will. Die einzelnen Charaktere haben auch hierzu passende Verhaltensweisen, die man in den einschlägigen Filmen schnell wiedererkennt. Das hat Vor- und Nachteile. Einerseits leidet natürlich die Qualität des Romanes, andererseits findet sich der Leser anhand bekannter Schablonen sehr schnell zurecht und kann sich rein der Dramatik widmen, ohne lange Beschreibungen über sich ergehen zu lassen.
Insgesamt hat mir Crota gefallen; wenn man mit der entsprechenden Motivation und Kenntnis an den Roman geht und keinen großartigen literarischen Wurf erwartet, wird man bestens unterhalten. Dass Owl Goingback hierfür 1996 den Bram Stoker Award für den besten Debütroman zugesprochen bekam, spricht allerdings nicht ganz für die Jury...