Reihe: Dark Moon, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover von “Dark Moon” ist relativ schlicht gehalten: Vor dem komplett schwarzen Hintergrund ziehen sich nur ein paar Rosenranken durchs Bild, einige in Silber, einige nur wenig heller als der Hintergrund. Ein einzelner Bluttropfen, wie durch einen Stich an den Dornen einer Rose ist – neben dem “Dark” im Titel des Buches – das einzige Farbige. Ein interessantes Cover, das wirklich gut zur Geschichte passt.
Nachdem der Kredit seines Vaters nicht verlängert wird, müssen Lydias Freund Mark und seine Familie aus ihrem Heim ausziehen – eine Künstlerin hat die günstige Gelegenheit beim Schopf gegriffen und das Haus sofort gekauft.
Um ihren Freund zu unterstützen ist Lydia bei der Übergabe des Schlüssels dabei und lernt so die ziemlich sympathische Emilia Frazetta kennen. Mark findet sie jedoch nicht im Geringsten sympathisch und auch ihre indianische Großmutter warnt Lydia eindringlich vor Emilia. Emilias plötzlicher Tod überrascht sie alle – noch mehr jedoch die Tatsache, dass sie Lydia als Alleinerbin eingesetzt hat. Aber die eigentliche Überraschung ist das, was hinter dem Erbe steckt.
Der Anfang von “Dark Moon” ist relativ typisch: Lydia und Mark stoßen auf einen blutleeren Tierkadaver, der schnell die örtliche Polizei auf den Plan ruft, denn das Tier, dass Lydia und Mark gefunden haben ist nicht das erste. Der daraus resultierende Schluss ist ziemlich eindeutig. Aber damit endet der vorhersehbare Teil auch – und selbst die Hintergründe für die Tierkadaver sind nicht ganz so einfach wie zuerst vermutet.
Überhaupt ist einiges nicht so, wie man als Leser vermutet, die Hinweise, die man bekommt, weisen einen zwar in eine grobe Richtung, die Lösungen sind jedoch stets um einiges vielschichtiger, als man vermutet. Claire Knightley hat es geschafft, die üblichen Teile eines Vampirromans zu nehmen, zu vermischen und ihnen eine ganz andere Tiefe zu geben. Sie beginnt damit schon bei den Figuren: Das menschliche Liebespaar, das schon zu Beginn der Geschichte ein Paar ist. Die verschrobene Künstlerin mit ihren Geheimnissen, welche erst nach ihrem Tod ans Licht kommen und recht ungewöhnliche Verbindungen offenbaren. Verbindungen, die auch ohne die Erbschaft bis in Lydias Familie hineinreichen (auch wenn Emilia und Lydia nicht im Geringsten verwandt sind). Aber auch die Hintergründe der Vampire, ihre Erschaffung, ihre Entwicklung und ihr Leben bekommen von Claire Knightley ihre ganz persönliche Tiefe verliehen, ohne dabei die “altertümlichen” Mythen um Vampire außer Acht zu lassen.
Als Leser ist man während der Geschichte größtenteils damit beschäftigt, die ganzen Geheimnisse aufzudecken, die die Autorin in ihrem Buch versteckt hat – in fast jeder Ecke wartet eines darauf, entdeckt zu werden. So bleibt der Spannungspegel trotz auch “alltäglicher” Probleme, wie die Gebrechen einer alten Frau (Lydias Großmutter) oder die Geldprobleme von Marks Familie, auf einem hohen Niveau. Erst gegen Ende wissen sowohl Lydia als auch der Leser, was sie in Claire Knightleys Welt wirklich erwartet – und das treibt die Spannung dann noch in die Höhe.
“Dark Moon” ist ein ungewöhnliches Buch, das trotz klassischer Elemente bis zum Schluss hin einige überraschende Wendungen zu bieten hat. Eine mystische und spannende Geschichte, die neben jeder Menge Geheimnisse auch ein guten Schuss Romantik – und gegen Schluss auch etwas Action – zu bieten hat. Ein Buch für all jene Vampirliebhaber, die sich mal wieder von einem Buch überraschen lassen wollen, ein Buch, bei dem man nicht mit der ersten Seite schon auf den Schluss schließen kann.