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Reihe: Band 2 Eine Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Skye ist eine Engels-Tochter: Ihre Mutter war eine Wächterin und ihr Vater ein Rebell, in Skye fließen somit die Mächte des Lichts und der Dunkelheit. Ihre Eltern fielen den Kämpfen zwischen den verfeindeten Engeln zum Opfer und nun wollen sowohl Wächter als auch Rebellen Skye auf ihre Seite ziehen. Dazu haben sie die beiden Engel Devin und Asher entsendet, die Skye helfen sollen, ihre Kräfte zu kontrollieren. Schließlich haben die Wächter entschieden, dass Skye zu gefährlich für ihre Ordnung ist und sterben muss – durch Devins Hand. Asher konnte sie jedoch in letzter Sekunde retten …
Dark Skye beginnt in einer abgeschiedenen Hütte im Wald, wo Skye um ihr Überleben kämpft. Asher wacht an ihrem Bett, eine weitere Rebellin unterstützt ihn und kümmert sich um Skye. Nach dem Mordanschlag ist für Skye klar: Sie kann den Wächtern niemals verzeihen und gehört zu den Rebellen. Sie und Asher werden ein Paar – auch wenn Skye immer wieder seltsame Visionen hat, in denen sie Devin näherkommt. Sollte das ihre Zukunft sein? Sie kann doch jenem Engel, der sie töten wollte, nicht einfach vergeben? Nach dem dramatischen Ende des ersten Bandes hat man als Leser eigentlich gehofft, dass sich das Thema Devin erledigt hat. Doch Skye hat weiterhin Gefühle für den Wächter, wenn auch nicht so leidenschaftliche wie für Asher.
Einerseits kann man verstehen, dass Skye die positiven Erlebnisse nicht vergessen kann, doch nach allem, was Devin ihr angetan hat, müsste sie misstrauischer sein. Es ist schlichtweg unglaubwürdig, wenn die Protagonistin Visionen hat, in denen sie den Jungen küsst, der sie umbringen wollte. Die Dreiecksgeschichte wird auf Dauer nervig und irgendwann tut Asher einem richtig leid. Auch wenn er ein Rebell ist und oftmals über die Stränge schlägt, sind seine Gefühle für Skye aufrichtig. Er hat es nicht verdient, dass Skye immer wieder an ihm zweifelt und sich zu seinem Feind hingezogen fühlt. Dazu ist Skye eine der typischen Jugendbuchprotagonistinnen, die von fast allen männlichen Charakteren begehrt wird – ein Klischee, das man nach Twilight und Co. allmählich über hat. Dass sie eifersüchtig wird, weil ein bei ihre chancenloser Kumpel eine andere anschaut, macht sie nur noch unsympathischer.
Jocelyn Davies schildert immerhin Skyes Umgang mit ihren Engelskräften glaubhaft. Nach und nach gewinnt sie die Kontrolle über die Talente, die sie von ihren Eltern geerbt hat. Ein gewisser Größenwahn bleibt dabei nicht aus, denn Skye verfügt immerhin über beides: helle und dunkle Kräfte. Man merkt, dass sie eben doch noch nicht erwachsen und von der Situation überfordert ist. Schön ist auch, dass Skye ihren eigenen Weg geht und sich nichts von einer der beiden Seiten vorschreiben lässt. Allerdings hat sich die Autorin zu wenig Zeit für diesen Aspekt genommen. Die Geschichte dümpelt lange vor sich hin, bis Skye auf den letzten Seiten plötzliche Erkenntnisse hat. Das letzte Drittel wird viel zu knapp abgehandelt und das Ende bleibt offen.
Neue Nebencharaktere, insbesondere die beiden Rebellen Ardith und Gideon, bringen etwas Abwechslung in die Geschichte, sie sich überwiegend um Skyes Gefühlschaos dreht. Auf der Seite der Wächter mischen ebenfalls neue Figuren mit, doch diese bleiben allesamt blass. Einzig Raven, die bereits im ersten Band auftrat und nun die Freundin von Devin ist (als wäre die Dreiecksgeschichte nicht kompliziert genug), fällt auf – durch ihre Bösartigkeiten. In manchen Szenen herrscht ein regelrechter Zickenkrieg, den höchstens junge weibliche Leser nachvollziehen können. Schade, denn eigentlich schreibt Jocelyn Davies rechts gut. Sie nimmt sich allerdings zu wenig Zeit für ihre Nebencharaktere und ihre Hintergrundgeschichte, die unter Skyes Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, verwässert.
Fazit
Dark Skye führt die Geschichte um die Engelstochter Skye, die die Mächte des Lichts und der Dunkelheit in sich vereint, nahtlos fort. Die schöne Idee scheitert jedoch zunehmend an der Umsetzung: Das Gefühlschaos der Protagonistin beginnt allmählich zu nerven und man kann kaum fassen, dass Skye sich immer noch nicht richtig zwischen ihren Männern entscheiden kann. Jocelyn Davies schreibt zwar flüssig und spannend, verliert jedoch ihre Hintergrundgeschichte und die Nebencharaktere aus dem Blick. 3 von 5 Punkten.