Reihe: Dark Angels’, Band 1 Eine Rezension von Damaris Metzger |
Klappentext
Eine verlassene Farm voller Erinnerungen an glückliche Tage. Ein Schwarm unheimlicher Vögel, der darüber kreist. Zwei Schwestern, so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Und eine Liebe, die sich niemals erfüllen darf.
Es ist der Sommer, in dem Dawna und Indie beide 17 Jahre alt sind - vertraute, verrückte, beunruhigende 33 Tage lang. Gemeinsam mit ihrer Mutter kehren sie zur Oase ihrer Kindheit zurück: Whistling Wing, voll mit Erinnerungen an die geliebte Granny. Aber Whistling Wing hat sich verändert. Nicht jeder hier spielt mit offenen Karten, Freund und Feind lassen sich immer schwerer voneinander unterscheiden und ein Schwarm unheimlicher Vögel, der von Tag zu Tag größer wird, sorgt für Unruhe und Angst unter den Einwohnern. Fast ist es zu spät, als Indie und Dawna beginnen, zu verstehen, was geschieht. Und erkennen, welches unglaubliche Opfer sie bringen müssen, um das aufzuhalten, was sich über ihnen zusammenbraut.
Wie weit würdest du gehen, um den Menschen zu retten, der dir alles bedeutet?
Über die Autoren
Die Schwestern Kristy und Tabita Lee Spencer leben zusammen auf einem abgelegenen Anwesen. Sie können besser schießen als stricken und besser Holz hacken als kochen. Die besten Ideen haben sie, wenn sie gemeinsam am früher Morgen mit den Pferden unterwegs sind und nur das Hufgeklapper ihre Gedanken unterbricht.
Die Geschichte von Dawna und Indie beruht auf einem Traum von Kristy Spencer.
Rezension
Der erste Satz: Wir sitzen zusammengequetscht vorne im alten Pick-up meiner Mutter.
Die Geschwister Dawna und Indie sind beide 17 Jahre alt, auch ohne Zwillinge zu sein. Das besondere ist, dass sie sich dasselbe Alter jedes Jahr, zwischen August und September, genau 33 Tage lang teilen, bevor Dawna dann wieder ein Jahr älter als Indie ist. Während dieser 33 Tage passieren seltsame Dinge. Es ist sehr heiß und es regnet nicht. Die Mädchen können die Gedanken der jeweils anderen Schwester hören, und es besteht eine Art rastlose Energie zwischen den beiden. Sobald Dawna Geburtstag hat und die 33 Tage vorüber sind, öffnet der Himmel seine Regenschleusen, und der Spuk ist vorbei.
Die Mutter von Dawna und Indie lebt in ihrer eigenen Welt, mit vertauschter Mutter-Kind-Rolle, und ständig auf einem neuen Selbstfindungsweg. Gerade ist sie auf dem "Engel-Trip" und sucht Erleuchtung im alten Anwesen der verstorbenen Granny. Da die Familie sowieso nie länger als ein halbes Jahr am selben Platz wohnt, ziehen sie jetzt also auf die verlassene Farm der Großmutter. Die Schwestern sind wenig begeistern, fügen sich aber den Wünschen ihrer Mutter. Auf Whistling Wing ist jedoch nichts wie es war. Dawna und Indie machen bald unheimliche Entdeckungen und seltsame Bekanntschaften. Bald wird klar, dass die Schwestern einen Sinn in den ganzen Ungereimtheiten erfüllen.
"Du bist meine Hoffung, das Licht, das finstere Räume erhellt. Aber ich habe Angst, dass dein Licht so hell und heiß wird, dass es dich verbrennt", raunt er dicht an meinem Mund. S. 307
Die Autorinnen lassen die Geschwister Dawna und Indie ihre Geschichte im Wechsel (Ich-Form, Präsens) erzählen. Die Charakterbeschreibung der beiden gelingt so perfekt. Sobald jede der Schwestern auch nur ein Kapitel erzählt hat, meint man sie zu kennen und kann sich ein Bild des jeweiligen Charakters machen. Dawna, die ältere Schwester, dunkelhaarig, ruhig und besonnen, wirkt sehr freundlich und beherrscht. Sie hält sich mit Äußerungen oft zurück, und nimmt ständig Rücksicht auf andere, vor allem ihre labile Mutter. Dagegen ist die jüngere Indie ein echter Wildfang. Rothaarig, aufbrausend und provokant lässt sie kein Fettnäpfchen aus und gibt ständig frei heraus ihre Meinung zum Besten. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Beide Mädchen sind, gerade wegen ihrer Eigenheiten, wunderbar sympathisch. Für Dawnas Verhalten hat man Verständnis, ist sie doch das Gleichgewicht zur ihrer aufbrausenden Schwester. Indie kommt so natürlich rüber, dass ihr die Sympathien nur so zufliegen. Mit ihren Sprüchen trifft sie einfach immer ins Schwarze und ist dabei teilweise so unverblümt frech, dass man oft laut auflachen muss. Alle Nebenpersonen wurden sehr gut charakterisiert. Vor allem Dawnas und Indies Mutter und ihre Anhängsel treiben einen manchmal fast in den Wahnsinn. Welche Schwester gerade erzählt ist in der Kapitelüberschrift zu sehen und wird im Buch auch optisch, durch schwarze oder rote Federn, auf jeder Seite angezeigt. Das Auge liest hier definitiv mit!
Die Sprache ist einfach und sehr bildlich. Das Cover gibt diesmal das Lesegefühl sehr gut wieder. Man spürt die Hitze, riecht die Kräuter und den Lavendel, schmeckt den Schweiß und fühlt sich dabei ständig von dem Geheimnis der Geschichte angezogen. Trotz permanenter Hitze und Sonnenschein ist die Handlung und Stimmung teilweise recht düster.
Jugend- bzw. Umgangssprache ist in Büchern immer ein Wagnis, da diese nicht jedem Leser zusagt. Und "Dark Angels' Summer" geizt damit nicht. Vor allem Indie hält mir ihrer Meinung nie hinterm Berg. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge und drückt das auch schön provokativ und jugendsprachlich aus. Das könnte man kritisieren, ABER zur Geschichte, vor allem Indies Charakter könnte es besser nicht passen. Der sprachliche Präsens (Gegenwart) unterstreicht das Ganze noch. Und da die Schwestern sehr sympathisch auftreten, ist die Jugendsprache kein relevanter Kritikpunkt. Eher gibt sie den Dialogen den gewissen Pfiff, und die Ausdrücke gehören zudem zu der zahmeren Sorte.
Auch wenn die Geschichte vor Sonne nur so strotzt, kommt man nicht um das düstere Gefühl herum, das einen während des Lesens oft beschleicht. Das hat zum einen mit geheimnisvollen und teils abartigen Personen zu tun, die man in der Geschichte nach und nach kennenlernt, zum anderen aber auch mit unheimlichen Tieren. So zum Beispiel mit einem merkwürdigen Hund, dem des öfteren ein wölfisches Knurren herausrutscht. Die unheimliche Krönung sind aber die schwarzen Vögel, die immer mehr werden und mit denen einige ungeklärte Fälle im Zusammenhang stehen. Sie wirken zwar wie große Raben, sind aber mit ihren nackten Gesichtern und den bösen Augen keiner Vogelart zuzuordnen. Beide Mädchen machen natürlich männliche Bekanntschaften, die Liebesaspekte halten sich hier jedoch vornehm im Hintergrund. Die Gewichtung der Geschichte liegt eindeutig auf der Bestimmung der Schwestern.
Ist man anfangs, und das ist der einzige Kritikpunkt, von der geheimnisvollen Geschichte noch fasziniert, könnte sie einem dann auch schnell zu geheimnisvoll werden. Ein dunkler Fremder taucht regelmäßig, aber doch sehr spärlich auf. Vermutungen bleiben lange unbestätigt und das Gefühl einem Ende ohne direkte Lösung nahezukommen, stellt sich unweigerlich ein. So ist die Handlung immer interessant und nicht vorhersehbar, weiß man doch bis kurz vor Ende nicht, mit welcher Art von Wesen man es zu tun hat. Das ist einerseits spannend, andererseits hätte man doch gerne mehr erfahren. Des Rätsels Lösung prasselt dann in den letzten Kapitenl so geballt auf den Leser ein, das es einem schnell "zu bunt" werden könnte. Verständnisprobleme gibt es nicht, man wird mit Informationen aber buchstäblich erschlagen.
Der eigentliche Schluss ist dann kein wirkliches Ende. Vielmehr der Beginn einer Fortsetzung. Man möchte fast behaupten, dass kein Handlungsstrang zu Ende geführt wurde. Für die Bestimmung der Schwestern gibt es bestenfalls eine Zwischenlösung. Bei einigen Protagonisten, ob menschlich oder tierisch (?) fragt man sich vielmehr, wo diese plötzlich abgeblieben sind. Wegen dem großen Lesespaß und der spannenden Geschichte, mit zwei tollen Hauptcharakteren, lässt sich der Hinweis auf eine Fortsetzung jedoch gut verkraften. Diese wird man nämlich unbedingt lesen wollen.
"Dark Angels' Summer: Das Versprechen" ist der Beginn einer Paranormal-Romance-Tetralogie (4-Teiler) und wird im Herbst 2012 mit "Dark Angels' Fall: Die Versuchung" fortgesetzt.
Persönliches Fazit
"Dark Angels' Summer: Das Versprechen" verspricht spannende und geheimnisvolle Lesestunden. Und das hält es auch! Die Geschichte hat eine tolle Balance zwischen sonnigem Lesegefühl und düsteren Gänsehautmomenten, wobei die Düsternis überwiegt. Die Hauptcharaktere sind sehr authentisch und überzeugten mich mit gefühlsbetonten Handlungen und vielen lustigen Dialogen. Mein Romantik-Herz hat teilweise recht schnell geschlagen, obwohl ich mir etwas mehr Anwesenheit des "dunklen, geheimnisvollen, männlichen Wesens" gewünscht hätte. Die Umsetzung, dass man mit des Rätsels Lösung so lange im Dunkeln gelassen wurde, hat mir gut gefallen. Das Ende selbst erschien mir etwas zu vollgepackt, viele Infos nehme ich mit, wenn ich im Herbst definitiv Band 2 lesen werde. Ich erwarte Großes und verspreche hier schonmal 4 von 5 Sterne!