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Titel: Das Blut des Wolfs Eine Rezension von Doris Michel-Himstedt |
Es ist schön hier – ein bischen langweilig, aber schön. Nun, eigentlich empfindet es Herr Proschke als schön, Frau Proschke als langweilig. Deshalb wollen sich beide beeilen beim Spaziergang im Naturpark Eifel. Sie kommen nicht mehr von ihrem Spaziergang zurück. Ihr Auto wird auf dem Parkplatz der Rangerstation gefunden, von Ihnen fehlt jede Spur. Später wird man ihr Verschwinden mit der Katastrophe in Verbindung bringen, die über das Dorf hereinbrechen wird. Sie sind die ersten Opfer.
In Wolfgarten, dem nahe gelegenen Dorf, wird zwar nachgeforscht, aber der Fall bleibt ungeklärt und noch ahnt niemand etwas Böses. Wenig später diskutiert das Dorf über ein Projekt zur Wiederansiedlung von Wölfen, das im Naturpark stattfinden soll. Ein Wolfspaar soll im abgesperrten Bereich des Parkes ausgesetzt und dort heimisch werden. Eine Beobachtungsstation wird gebaut und mit einem Team von Wissenschaftlern besetzt. Die unerklärlichen Vorfälle häufen sich. Ein Hund wird grausam getötet. Svenja, die Tochter des Dorfpolizisten, findet gemeinsam mit dem Förster einen toten Wolfswelpen. Weitere Haustiere werden nachts getötet. Innerhalb kurzer Zeit ändert sich die Stimmung im Dorf. Die Wölfe werden verdächtigt, am Tod der Tiere Schuld zu sein.
Svenja träumt jetzt immer öfter nachts, sie sei ein anderes Wesen, im Dorf unterwegs, um Tiere zu töten. Dann stirbt der erste Dorfbewohner, zu Tode gehetzt durch ein katzenähnliches Tier. Die Station der Wolfsbeobachter wird von einem geheimnisvollen Wesen angegriffen und in Brand gesetzt. Die Dorfbewohner holen ihre Jagdwaffen aus den Schränken und wollen die Wölfe töten, obwohl immer klarer wird, dass diese nicht für die Tode verantwortlich sind. Ein Sturm zieht auf, der das Dorf von seiner Umgebung abschneidet. Die Wandelwesen lassen niemanden aus dem Dorf heraus, so dass von außen keine Hilfe kommen kann. Sie belagern das Dorf, töten immer mehr Bewohner. Die Überlebenden ziehen sich in eine alte Burg zurück und versuchen, hier den Wandelwesen zu widerstehen. Zu Hilfe kommt ihnen ein „Gefährte“, ein Wesen, das sich ebenfalls verwandeln kann, ein Wesen ähnlich den Werwölfen. Nur dieser Gefährte ist stark genug, die Anführerin des Rudels der Wandelwesen zu töten. Vorher allerdings kommt es zum Showdown, den nur wenige Menschen überleben.
Das Buch ist eine spannende Mischung aus Horror- und Mystery-Elementen. Michael Schenk spinnt hier eine Geschichte von Menschen, Wandelwesen, Gefährten und Wölfen. Er nutzt dafür viele Versatzstücke des Genres und eine Reihe bekannter Klischees. Haustiere werden gerissen, wer anders soll es schon gewesen sein als die Wölfe? Menschen werden getötet. Wer kann es schon anders sein als ebenfalls die Wölfe, dieser alte Feind des Menschen. Ein Schrecken taucht auf, den die Menschen nicht wahrhaben wollen. Wer kann schon glauben, dass Wesen, die sich in Tiere verwandeln können, unerkannt unter uns leben. Auch ein unvermutet auftauchendes einzelnes Wesen, das den Menschen schon seit früher Zeit gegen die Wandelwesen hilft, kommt gerade zur rechten Zeit. Schließlich bietet der Kampf selbst auch viele altbekannte Stereotypen – das von der Umwelt abgeschnittene Dorf, der unterbrochene Funkverkehr, Der Rückzug der Überlebenden in die kleine alte Burg, in der fast nach Art eines Kammerspiels der letzte Kampf stattfindet. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, zumal ich mir die Umgebung und die Menschen gut vorstellen konnte. Meine einzige, allerdings nur kleinere, Kritik besteht in der Frage, ob es gleich ein ganzes Dorf sein musste, um das Thema auszuarbeiten. Am Ende fielen die Toten fast aufeinander. Ich hoffe trotzdem auf eine Fortsetzung des Themas. Es bietet sicher noch Potential.
Ich vergebe 8 von 10 Punkten.