Serie: Ich, der Drache, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Während vor den Toren der Festung Rosentall die Truppen Mate Trofens den Tod Treppos betrauern und dessen Bruder von der Mutter einen vernichtenden Schlag gegen die Stadt fordert, was Mate vehement ablehnt, erfolgt innerhalb der Mauern die Krönung Silvia Christinas zur neuen Königin von Ferona.
Noch bevor man sich in der Burg ob der seltsamen Zurückhaltung der hochüberlegenen Belagerungstruppen in Spekulationen ergehen kann, trägt Eminenz Fabian zur Klärung des Rätsels bei: Mate Trofen will sich augenscheinlich des Eisernen Buchs bemächtigen, eines magischen Artefakts, mit dessen Hilfe nicht nur Toten das Leben wiedergeschenkt werden kann, sondern das auch eine immense Gefahr für die geistige Gesundheit seines Besitzers darstellt. Sollte dieses Buch in die Hände der Belagerer fallen, könnten sie ein Heer aus Tote ausheben.
Unterdessen starten die Truppen außerhalb der Mauern in einem Akt der Auflehnung gegen ihre Führerin ein Schlag gegen Rosentall, der die Festungsstadt in eine Flammenhölle verwandeln und das Buch vernichten könnte; gerade noch rechtzeitig kann Mate jedoch einschreiten und das Schlimmste verhindern.
Die vergleichsweise komfortable Situation der Belagerer ändert sich von einem Augenblick um nächsten, als die beiden Drachen - Mandragon und ihre Tochter Valka – zurückkehren, um Feuer und Tod über das Heer Mates zu bringen. Doch diese Aktion fordert ein hohen Preis, denn Mandragon erleidet während des Überflugs über das Lager im Pfeilhagel der Feinde tödliche Verletzungen.
Da Gimenez nicht zu den begnadetsten Szenaristen und Dramaturgen unter den Comic-Schaffenden gehört, sondern seine Stärken eher im visuellen Bereich liegen, gleicht jedes Album einer Wundertüte, bei der man nur weiß, ob sie für Jungen oder Mädchen ist, die aber ansonsten für viele Überraschungen – auch negative – gut ist.
Mit dem zweiten Band seiner „Heroic Fantasy“-Reihe hat Gimenez nicht nur sich, sondern auch dem Leser etwas Gutes getan. Zwar ist die mit zahlreichen Rückblenden und Ortswechseln vergleichsweise lebhaft konstruierte Story kein Ausbund an Originalität und Wow-Erlebnisse halten sich in kleinem Rahmen, aber im Großen und Ganzen bietet das Album das, was man als Fantasy-Fan erwarten darf: düstere Action, Magie, Intrigen, schöne Frauen, strahlende Krieger und mythische Wesen.
Während die Geschichte also erfreulich daherkommt – ohne vollends zu begeistern -, schwächelt das Artwork spürbar: oftmals sehr skizzenhaft, ja fast schon grobschlächtig, verliert sich die Handlung in relativ kleinteiligen, geradezu beengten, düsteren Bildern, denen es erstens an kolorativen Highlights fehlt – die alles dominierenden erdig-schmutzigen Töne sind auf die Dauer einfach langweilig – und die zweitens von den Sprechblasen an zentralen, redseligen Stellen geradezu visuell erschlagen werden. Was wiederum überzeugt, sind – wie eigentlich immer bei Gimenez – die Lebendigkeit des Farbauftrags und die Texturen.
Fazit: Trotz einiger erzählerischer Volten eine straighte, lebendige Fantasy-Story, die eine lebendigere und munterere Koloration gut vertragen hätte. Genre-Fans können dennoch bedenkenlos zugreifen.