Titel: Das Geheimnis von Schloss Monte Christo Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Ab Ende der 60er Jahre wurde das italienische Horrorkino unter Genrefans immer beliebter, gefolgt von den Genrefilmen aus Spanien. Eine Ursache dafür waren die Filme von Mario Bava, dem Begründer des modernen Horrorfilms. Durch Filme wie Die Stunde wenn Dracula kommt, Baron Blood oder Die drei Gesichter der Furcht setzte Bava im internationalen Vergleich sehr hohe Maßstäbe, so dass selbst Vertreter der American International Pictures, welche Vincent Price unter Vertrag hatten und mit Filmen wie Der Untergang des Hauses Usher oder Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes für volle Kinokassen sorgten, vor Staunen kein Wort mehr herausbrachten, als sie sich bei den italienischen Produktionsfirmen umsahen. In Spanien sorgte gleichzeitig Amando de Ossorio mit seinen Reitenden Leichen für neue Aspekte im Horrorfilm.
Der Grund, weswegen die amerikanischen Produzenten aus dem Staunen nicht mehr herauskamen, war ganz einfach der, dass man im italienischen Horrorkino den Zuschauern viel mehr Blut, Sex und Gewalt zumutete als in den damaligen amerikanischen Filmen, die dagegen einfach zu brav wirkten.
Ein Beispiel für das italienische Horrorkino ist Das Geheimnis von Schloss Monte Christo des sonst im Italowestern beheimateten Regisseurs José Luis Merino. Der Film erzählt die Geschichte der Chemikerin Ivana Rakowsky, die eine Anstellung auf Schloss Dalmar angenommen hat. Sie soll helfen, ein Elixier zu suchen, das den toten Bruder des Grafen wieder lebendig werden lässt. Doch kaum ist Ivana bei der Arbeit, als sie beginnt, unter bizarren Alpträumen zu leiden, in denen sie von einem Fremden auf einer Folterbank gequält wird. Als zu diesen Träumen auch noch unheimliche Morde geschehen, lässt Ivana ihre Arbeit ruhen und beginnt, nach der Lösung des Geheimnisses von Schloss Dalmar zu suchen.
Typisch für italienische Horrorfilme der 60er, 70er und 80er Jahre ist, dass 1. der deutsche Titel nichts mit dem Film zu tun hat und 2. unzählige internationale Alternativtitel zu diesem Film bestehen. So lautet der Originaltitel ganz einfach Ivanna. Mit Schloss Monte Christo hat dies nun wirklich nichts zu tun. Andere internationale Verleihtitel lauten z.B. Altar of Blood oder Scream of the Demon Lover.
Zum Film selbst ist zu sagen, dass Regisseur Merino einen recht guten und spannenden Horrorfilm im Stile der Gothic Novels kreierte. Vor allem fallen die überdurchschnittlich guten Dialoge auf. Besondere Spannung erhält der Film durch den Konflikt zwischen der überaus selbstbewussten Protagonistin und dem charismatischen Grafen Dalmar. Seine Herrschsucht trifft bei ihr zum ersten Mal in seinem Leben auf Widerstand. Dieser Streit zwischen der Chemikerin und dem Grafen ist von Merino sehr einfühlsam und mitreißend in Szene gesetzt worden. Die Szenen im Folterkeller sind ebenfalls typisch für damalige Horrorfilme und dienen hier eher dazu, dem Film einen Hauch von Sexploitation zu verleihen, was von den Produzenten zwecks Vermarktungsstrategie stets verlangt wurde. Die Charaktere wirken sehr lebendig und scheinen jeweils ihre eigene Geschichte zu haben. Die teils natürlichen Kulissen des geheimnisvollen Schlosses bieten einen guten Hintergrund für die Geschichte. Man merkt, dass sich Merino für diesen Film viel Mühe gegeben hat.
Das Geheimnis von Schloss Monte Christo ist somit auf jeden Fall eine kleine Entdeckung für Horrorliebhaber.