Titel: Das Geschenk der Wölfe Eine Rezension von Martin Wagner |
Es gibt Autoren, da braucht man nur den Namen zu lesen und man weiß was man bekommt, wenn man das Buch aufschlägt. Das ist bei Stephen King so, das ist bei Ken Follett so und auch bei Dan Brown. Es gibt aber auch Autoren, die sich im Laufe ihres Lebens total gewandelt haben und plötzlich ein komplett anderes Genre zu schreiben begannen. So geschehen bei Anne Rice, die, nach ihren ganzen sehr erfolgreichen Vampirromanen, den Schritt zum christlichen Roman gewagt hatte. Mittlerweile ist sie aber zu altbewährtem zurückgekehrt, nämlich den Kreaturen der Nacht.
„Das Geschenk der Wölfe“, so der Titel des ersten Bandes der Geschenk der Wölfe-Chroniken, macht dabei deutlich, dass es diesmal nicht um Vampire sondern um ein anderes Geschöpf der Nacht geht, nämlich um Werwölfe. Für deutsche Leseratten ist das Buch jetzt beim Rowohlt-Polaris Verlag erschienen und die Zitate im Klappentext versprechen ein exzellentes Buch, wohingegen die Buchrückseite nur von einem „Interview mit einem Werwolf“ spricht. Ob diese Hommage wirklich nötig und passend ist, sei jetzt mal dahingestellt, die Ausgangslage ist aber ähnlich, denn der Protagonist ist ein Journalist.
Der Journalist Reuben begleitet die sehr attraktive Frau Marchent Nideck für einen Artikel über das Grundstück der Familie Nideck auf eben jenes Grundstück irgendwo im Nirgendwo. Dort angekommen ist Reuben nicht nur vom Grundstück und dem Haus sondern auch von Marchent sehr angetan. Daraus resultieren einige sehr angenehme Stunden, die durch einen Schrei in der Nacht je unterbrochen werden und zum Tod von Marchents durch die Hand von Einbrechern und einer schweren Verletzung Reubens durch ein wildes Tier, das, zumindest scheint es so, Marchent helfen wollte, führen. Im Krankenhaus finden Reubens Familie und auch seine Verlobte schnell heraus, dass mit Reuben etwas nicht stimmt, denn zum einen heilen seine Verletzungen äußerst schnell und zum anderen scheint er wieder zu wachsen. Seine Mutter, eine Ärztin findet darüber hinaus heraus, das etwas mit seiner DNA nicht stimmt. Soviel zu dem was offensichtlich passiert und alle mitbekommen. Für Reuben ist das aber nichts, denn er verwandelt sich nach Sonnenuntergang nun in ein Monster, wie das, was ihn in dem Haus der Familie Nideck angegriffen hatte. Als Monster geht er aber nicht willkürlich auf die Jagd, Reuben jagt Verbrecher und beschützt dabei die unschuldigen Opfer dieser Verbrecher. Bei einer seiner Jagden trifft er auf Laura und er verliebt sich unsterblich in sie und die beiden beginnen ein gemeinsames Leben. Als dann ein ein russischer Arzt auftaucht, der sehr starkes Interesse an Reuben zeigt ändert sich aber alles und endlich bekommt Reuben auch Antworten auf seine Fragen.
„Das Geschenk der Wölfe“ ist ein typischer Anne Rice Roman, mit vielen sehr detaillierten Beschreibungen aber auch mit vielen spannenden Szenen und vor allen Dingen einigen überraschenden Wendungen. Anne Rice ist definitiv zurück in dem Genre, das sie bekannt gemacht hat, hat aber auch noch Steigerungspotential, denn ein neues „Interview mit einem Vampir“ ist das Buch nicht. Dafür sind auch zu viele unlogische Entscheidungen des Protagonisten vorhanden, die ihn wenig rund erscheinen lassen. Aber nicht nur der Protagonist verhält sich teilweise merkwürdig, auch die anderen Figuren und vor allen Dingen die Antagonisten sind alles andere als clever. Hier hat Anne Rice viel Potential auf Kosten der Fortführung der Geschichte links liegen lassen. Kann man nur hoffen, dass der zweite Band der Chroniken mit weniger unlogischem Verhalten auskommt und die anderen Elemente weiterhin beinhaltet.
Fazit:
„Das Geschenk der Wölfe“ ist in einigen Hinsichten ein typischer Roman dieser Autorin. Tolle Beschreibungen, eine tolle Spannungskurve und einige Überraschungen. Leider krankt dieser Roman doch sehr stark an den unrunden Figuren, die sich weder logisch entwickeln noch durchgehend logisch handeln. Zum Glück überwiegen die positiven Elemente und somit kann das Buch dennoch empfohlen werden und wer Anne Rice mag, wird sich von den negativen Dingen sowieso nicht abhalten lassen.