Titel: Das Haus am Park Eine Besprechung / Rezension von Markus Solty |
Das Haus am Park ist eine Novelle. Da die Geschichte selbst für eine Novelle recht kurz ist, gibt es in dem Band als Zugabe noch zwei Kurzgeschichten. Eine vom Autor der Novelle C. H. Illmann, Lazarus, und eine vom Herausgeber Niels Rudolph, Kopfkino. Das Buch ist das Debütwerk des Autors und eine unabhängige Veröffentlichung bei Amazons Print-on-Demand-Service Create Space.
Der Ich-Erzähler Illmann, ein Schriftsteller mit Schreibblockade, erwirbt eine alte, an einem Park gelegene Villa, die voll mit altem Plunder steht. Der Leser erfährt recht schnell, das mit dem Haus irgendetwas nicht stimmt, als in einer kurzen Sequenz, die Erzählperspektive geändert wird. Der Schriftsteller jedoch merkt erst einmal nur, dass seine Schreibblockade weg ist. Er schreibt wie in Trance recht brutale Szenen von Verbrechen, denen vor allem Personen aus seinem Umfeld zum Opfer fallen. Nur gehen diese Schreibanfälle mit Fällen von Amnesie einher. Und er ist sich nicht mehr sicher. Hat er pure Fiktion aufs Papier gebracht oder dokumentiert er die Realität?
Der lockere Schreibstil Christoph Herbert Illmanns hat mich gleich zu Beginn für die Novelle eingenommen. Diese Lockerheit im Stil geht zwar im Laufe der Geschichte etwas verloren, was aber dem Zustand des Erzählers geschuldet und somit mehr als plausibel ist.
Die Novelle ist natürlich eine fast schon klassische Haunted-House-Geschichte. Das Haus scheint das Böse zu beherbergen und sich des neuen Besitzers zu bemächtigen. Das ist vom Aufbau her schon recht gut gemacht. Die von Illmann im Roman auf einer alten Schreibmaschine zu Papier gebrachten Texte sind kursiv gedruckt und somit vom Rest abgehoben. Dort werden schon ein paar recht fiese Szenen beschrieben. Der Leser bleibt auch lange Zeit im Unklaren darüber, ob wirklich übernatürliche Mächte am Werk sind oder ob der Erzähler in den Wahnsinn abdriftet.
Trotzdem muss ich sagen, dass ein bisschen was fehlt, um aus dieser guten Novelle eine sehr gute Novelle zu machen. Es gibt einige kleinere und größere Logiklücken in der Geschichte. Zum Beispiel die erste Szene, die der Erzähler in seinem neuen Haus schreibt. Ob sich das in der Realität so abgespielt hat oder nicht, hätte Illmann auch viel später noch sehr leicht herausfinden können. Er macht aber überhaupt keine Anstalten in diese Richtung. Das sind so kleine Fehler, die das Vergnügen an der Novelle etwas trüben, die man bei sorgfältiger Überarbeitung aber ausmerzen könnte.
Aber ich will nicht zu viel meckern. Für ein Debüt ist das schon eine mehr als ordentliche Vorstellung. Mal schauen, was da noch kommt.
Noch ein paar Sätze zu den Kurzgeschichten. Die Story Lazarus hätte man meinetwegen gerne weglassen können. Eine belanglose Geschichte über einen Auftragsmord, die ohne Überraschungen und Spannung daher kommt. Das C. H. Illmann mehr kann, zeigt er in der längeren Form.
Die zweite Kurzgeschichte Kopfkino ist eine Art Bewusstseinsstrom. In schneller Abfolge werden einzelne biographische Episoden erzählt. Es war mir zwar recht schnell klar, worauf die Geschichte hinauslaufen wird, trotzdem hat sie mich in ihren Bann gezogen. An den Titel angelehnt muss ich sagen: Ganz großes Kino von Niels Rudolph.
Fazit: Gelungene und spannende Debüt-Novelle mit kleinen Fehlern. Der Stil des Autors hat mich überzeugt, nur hätte die Geschichte ein wenig ausgefeilter sein können Die angehängten Kurzgeschichten sind von unterschiedlicher Qualität, wobei Kopfkino in meinen Augen ein echtes Highlight ist