Serie / Zyklus: Das Multiversum, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Cornelius Ibs-von-Seht |
Der erste Roman des neuen SF-Zyklus von Stephen Baxter spielt ein paar Jahrzehnte in der Zukunft. Für die menschliche Zivilisation hat sich noch nicht viel geändert, doch düstere Prognosen stürzen Teile der Bevölkerung in Depressionen, teilweise in Verzweiflung. Eine hochspekulative statistische Vorhersage gibt der Menschheit gerade noch 200 Jahre bis zum Untergang. Obwohl diese Terminierung durch nichts zu beweisen ist, wird sie von vielen als schicksalhafte, unwiderufliche Bestimmung angesehen. Doch nicht alle wollen dieses Schicksal hinnehmen.
Die Hauptfigur des Romans, Raid Malenfant, sieht eine Überlebensperspektive für die Menschheit nur in der Besiedlung des Weltraumes. Als verhinderter NASA-Astronaut setzt er alles daran, eine billige, gewinnbringende Raumfahrt zu installieren. Um aus dem Joch der bürokratischen, sich selbst behindernden staatlichen Raumfahrtunternehmen auszubrechen, gründet er eine Gesellschaft zur kommerzielen Ausbeutung von Asteroiden. Um die Funktionstüchtigkeit seines neuentwickelten Raketenantriebes zu demonstrieren, veranlaßt er einen Start ohne die vorgeschriebenen regierungsamtliche Genehmigungen einzuholen.
Als Malenfant, dieser böse Bube in den Einfluß eines geheimnisvollen Fremden namens Cornelius gerät, ändert er insgeheim seine Pläne. Der Fremde verfügt über ein unheimliches Wissen und erstaunliche Einsichten. Auf seine Veranlassung hin wird eine Apparatur konstruiert mit der man Botschaften aus der Zukunft empfangen kann. Und sie empfängt eine Botschaft, aus einer sehr fernen Zukunft...
Als wegen des ungenehmigten Starts die Schließung seines Unternehmens und damit das Ende seiner Raumflugpläne drohen, startet er illegalerweise mit seinem Raumschiff und einer kleinen, ganz besonderen Crew. Doch die Reise geht nicht zu dem ursprunglich angedachten besonders gewinnversprechenden Asteroiden sondern zu einem anderen Himmelskörper in Erdnähe, der die Sonne mysteriöserweise in wundersamer Kreisbahn umrundet. Auf diesem toten Steinbrocken gibt es nicht viel, nur einen großen, blauen Torbogen, der eine Verbindung zu anderen Zeitaltern, zu anderen Universen darstellt...
Stephen Baxter stößt in seinem neuen Roman die Tür zu neuen Universen auf, und er stößt sie verdammt weit und zu verdammt vielen Universen auf. Einmalig und atemberaubend, hinreißend die Schilderung seiner Protagonisten, sei es nun die automatische Robotsonde oder das Paar von Menschen, auf ihren Exkursionen durch die Mannigfaltigkeit der möglichen Universen.
Ich habe hier nur ein paar Teilstränge der komplexen Handlung wiedergegeben. Das Buch quillt geradezu über von phantastischen Ideen und spannenden Geschichten und bietet weit mehr als brilliante Hard-SF und die Extrapolation fundierter Theorien renommierter Kosmologen und Elementarphysiker. Das Multiversum: Zeit ist das neue Werk eines Meisters der Science Fiction im ursprünglichen Sinne des Begriffes.
Eine Übersicht des gesamten Zyklus gibt es auf der Autorenseite.
[auf fictionfantasy.de rezensierte Bücher sind mit Link unterlegt und fett gekennzeichnet.]