Titel: Das Schattenreich von Troy Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel
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Als die siebzehnjährige Dyssery auf Geheiß ihres Vaters den 34-jährigen wohlhabenden Phoree heiraten soll, hält sich ihre Begeisterung in engen Grenzen. Als dann auch noch die Trauung und Ehe nach den Riten des lokalen Gottes Odol Blütenatem vollzogen wird, für dessen männliche Anhänger Frauen kaum mehr Dinger sind, die sich nach ihrem Gebrauchswert bemessen, zieht Dyssery einen eher exotischen Selbstmord dem unerquicklichen Leben im Hause Phorres vor.
Kaum dass die dahingeschieden ist, findet sie sich in einer bizarren und vollkommen überlaufen scheinenden Welt wieder, in der ihr erstes Problem darin besteht, ein Schiff – den Stycxz-Express -, das die Seelen der Toten in das Tal der Schatten transferiert, zu erreichen, bevor die Fresser der verlorenen Seelen kommen, um am Ufer aufzuräumen. Als intelligentes junges Ding, das sie ist, findet sie einen Weg auf das Boot und erfährt von Kapitän Käron, dass sie nach ihrer Ankunft im Tal der Schatten ein Erscheinungsform zu wählen habe. Gern genommen sind: Vampir, Zombie, Sukkubus, Jiangshi, Phantom und Mumie; Mensch würde zwar auch gehen, aber damit sei man sozusagen das unterste Glied der Nahrungskette. Dennoch beschließt Dyssery, ihre äußerst apparte Form beizubehalten und muss schon kurz darauf von einem kleinen, freundlichen und auf eine sympathische Art perversen Dämon namens Zebl vor einem Vampir gerettet werden.
Fortan begleitet sie der kleine schwarze Zebl auf ihrer Reise in die Hauptstadt, wo sie hofft, am Theater der Hölle Karriere zu machen, da es ihr an notwendigem Kleingeld mangelt und sie irgendwie ihren Unlebensunterhalt bestreiten muss. Während sich die beiden Gefährten auf den gefährlichen Weg begeben, tut sich auch etwas im Lande der Lebenden: Phoree kann es in seinem Stolz und seiner Eitelkeit nicht verwinden, dass sich seine Gattin durch einen Suizid seiner Herrschaft entzogen hat und fasst daraufhin den wagemutigen Plan, hinab in das Schattenreich zu steigen, um seinen Besitz zurückzuholen.
Auch wenn der Ausgangspunkt der Geschichte – die Zwangsehe der jungen Dyssery mit ihren fatalen Folgen – von geradezu klassischer Tragik zu sein scheint und auch wenn eine fröhliche Reise durch eine jenseitige Welt alles andere als ein thematisches Novum darstellt, so ist Arlestons und Alwetts Story dennoch eine äußerst kurzweilige und unterhaltsame Überraschung. Federleicht erzählt, voller witziger Details, skurriler Typen, spritziger Dialoge und grandioser Situationskomik eröffnet die Geschichte dem Leser eine Welt, die zu erkunden man nicht müde wird, und deren vergnügliches und versöhnliches Ende regelrechtes Bedauern hervorruft.
Die Unbeschwertheit der Geschichte spiegelt sich nahezu perfekt im Artwork Virginie Augustins wider, deren Stil Genre-Fans schon aus der Serie "Alim der Gerber" (dt. bei Splitter) kennen werden. Mit leichtem, dynamischem, skizzierendem Strich fängt sie Mimiken und Bewegungen geradezu beschwingt ein und bringt vor allem die Komik grafisch präzise auf den Punkt. Die helle, zu pastellenen Farben tendierende und selbst in den eher gewalttätigen und inhaltlich düstereren Passagen immer noch freundliche Koloration tut ein Übriges um die positive Grundstimmung diese Albums zu untermalen.
Fazit: Ein trotz seines tragischen Beginns und einiger düsterer Momente durch und durch freundliches Comic, voller skurriler Figuren und Details, die den Leser auf eine Fortsetzung der Abenteuer Dysserys hoffen lassen.