Titel: Das Schwarze Auge - Satinavs Ketten Eine Rezension von Martin Wagner |
Computerspiele basieren auf vielen Dingen, Filmen, Büchern, Comics, Rollenspielen, historischen Ereignissen und natürlich auch einfach nur auf den Ideen der Programmierer. Manchmal ist es aber auch andersherum und Computerspielen inspirieren Autoren, Regisseure und Spielentwickler zur Übertragung des Computerspiels in ein neues Medium. In beiden Fällen gibt es gute Beispiele für gelungene Übertragungen und Beispiele für Übertragungen, bei den man am Besten den Mantel des Schweigens ausbreitet.
In Deutschland erfreut sich das Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ schon lange großer Beliebtheit und auch die Umsetzungen als Computerspiele sind bei vielen seit Jahren in aller Munde und die Lizenz bei vielen Herstellern von Computerspielen sehr begehrt. Die ersten Umsetzungen waren allesamt Rollenspiele und dementsprechend nah am Ursprungsspiel. Daedalic Entertainment und Deep Silver, von denen Spiele wie „Deponia“ und „Edna Bricht Aus“ stammen, haben sich dem „Das Schwarze Auge“-Stoff auf andere Art und Weise angenommen und sind dabei dem Genre treu geblieben, das sie am Besten beherrschen, dem Adventure. Entstanden ist „Satinavs Ketten“, welches in der limitierten Erstauflage als kleine Box auf den Markt gekommen ist.
Die Box begrüßt den Käufer mit einem Ausblick auf die Grafik im Spiel und verspricht jede Menge Inhalt, weshalb man sich nicht lange mit den Bildern aufhält, sondern sofort einen Blick in die Box wirft.Vier Sachen sind darin zu finden, das Handbuch, mit 18 Seiten Artbook mit Szenen und Orten aus dem Spiel, ein zweiseitiges Poster, auf der einen Seite das Cover des Spiels, auf der anderen Seite mit einigen Örtlichkeiten des Spiels, die Spiel-DVD und der Soundtrack auf einer eigenen CD.
Nach einem kurzen Blick ins Handbuch, in dem neben den Installationsschritten, einer kurzen Vorgeschichte, der Vorstellung der Charaktere und natürlich dem bereits erwähnten Artbook, auch eine Erläuterung zur Steuerung zu finden ist, beginnt man natürlich mit der Installation.
Die DVD wird eingelegt und bis auf ein paar Klicks die einen dazu bringen Steam zu installieren und ein Konto dafür anzulegen, heißt es dann erst einmal warten, denn anstelle von der DVD muss man zum Installieren des Spiels knappe 6 GB herunterladen. Man hat also genug Zeit die Informationen zur Steuerung genau durchzulesen, das Poster und die Bilder im Artbook anzuschauen und natürlich auch noch einmal die Hintergrundgeschichte durchzulesen, um sich mit dem Charakter vertraut zu machen, den man dann irgendwann steuern kann.
Der Charakter heißt Geron und der lebt in Andergast. Geron ist kein normaler Junge. Dem Waisenknaben wurde von einem düsteren Seher vom Scheiterhaufen herab prophezeit, dass er über ganz Andergast Unglück bringen wird. Seit dem Tag der Prophezeiung ist viel geschehen. Andergast blühte auf und sogar ein Frieden mit dem Erzfeind Nostria steht kurz bevor. Geron jedoch musste mit der Prophezeiung leben und war oft das Ziel übler Streiche und einiger Angriffe. Sein Adoptivvater Gwinnling zog ihn auf und lehrte ihm die Künste des Fallenstellens und des Jagens, was Geron im Lauf des Abenteuers noch oft helfen wird, den bei einer Krähenplage, wie sie in Andergast gerade herrscht, wird ein Fallensteller natürlich gebraucht.
Bevor Geron aber für Andergast auf Krähenjagd gehen darf muss er erst einen kleinen Wettstreit gewinnen. Auf halber Strecke setzt das Spiel, das mittlerweile installiert ist, ein. Geron wird von zwei Raufbolden gedemütigt und kann sich nur dank seiner Gabe, Geron ist Magiedilettant und kann Gefäße zum Platzen bringen, befreien. Während des Befreiens wird die Bedienung des Spiels eingeführt und kann ausprobiert werden, ohne zu viel Schaden für den Plot zu verursachen. Nachdem er sich befreit hat, muss Geron zu seinem Ziehvater und ihm beichten, was geschehen ist. Bei ihm erfährt er etwas mehr über die Krähenplage. Gleich nach dem Gespräch macht er sich auf den Weg zurück zum Wettstreit. Erste Rätsel müssen geknackt, erste Gegenstände gefunden und anschließend kombiniert werden, damit Gerons großes Abenteuer beginnen kann. Dieses Abenteuer führt ihn quer durch Andergast und darüber hinaus, lässt ihn neue Freunde finden und zwingt ihn clever gegen Orks, verfluchte Feen und gegen allerlei andere Widrigkeiten vorzugehen, bevor er schließlich, unter den wachsamen Augen der Zwölfe, die Ursache der Plage ausschalten und gegen das ihm prophezeite Schicksal ankämpfen muss.
Soviel zum Hintergrund und dem Abenteuer, das der gute Geron bewältigen muss, kommen wir zur Grafik, dem Sound, der Sprachausgabe, dem Spielspaß und den sonstigen Dingen, die an einem Computerspiel in der Welt von „Das Schwarze Auge“ interessant sind.
Handgezeichnete düstere 2D-Grafik mit Animationen, beides in HD Auflösung und absolut passend zur Geschichte, begleiten den Spieler die ganze Zeit. Im Hintergrund ist immer der Schauplatz gezeichnet, darunter befinden sich auch einige bekannte Schauplätze aus der „Das Schwarze Auge“-Spielwelt, und im Vordergrund bewegen sich die Figuren und Charaktere des Spiels. Hier ist die Grafik aufgrund der Bildgewalt wirklich gelungen und die Gegenstände, die man suchen muss, sind manchmal ganz schön gut verborgen und nur ein langsames Umherschauen und das Bewegen der Maus über den Bildschirm offenbaren dringend benötigte Gegenstände. Manchmal ist man für die Lupenfunktion, die Gegenstände anzeigt aber nur im Einsteigermodus verfügbar ist, wirklich dankbar. Beginnt man ein Gespräch, ändert sich die Grafik. Die Gesprächspartner werden in den Fokus genommen und der Hintergrund dabei ausgeblendet. Die Bewegung der Lippen ist dabei zwar nicht immer synchron, aber trotzdem absolut akzeptabel. Die dritte Art der Grafik finden wir schließlich im Intro, den Zwischensequenzen und im Outro. In diesen Sequenzen wird die Geschichte weitererzählt und mit stimmigen, gut gezeichneten Einzelbildern, die nacheinander eingeblendet werden untermalt.
Während des gesamten Spiels läuft im Hintergrund passende Musik und passende Soundeffekte tauchen an den richtigen Stellen auf und führen an der einen oder anderen Stelle durchaus zu kleinen Schreckmomenten. Die Musik stammt im übrigen vom dem Knights of Soundtrack und schon während der ersten Minuten des Spiels habe ich mich über die Soundtrack-CD gefreut, denn die Musik ist wirklich ansprechend. Die Stimmen der Charaktere und des Erzählers sind aber noch besser, was zum Einen an den guten Dialogen liegt und zum Anderen an der Auswahl der Sprecher. Für Geron konnte zum Beispiel Sache Draeger gewonnen werden und für Nuri, die zweite Hauptrolle, Stephanie Kichberger, beide haben bereits bei vielen Hörspielen und auch schon in einigen TV-Serien als Synchronsprecher mitgewirkt. Aber auch die anderen Sprecher wurden gut ausgewählt und haben die passenden Rollen erhalten.
Die Grafik, der Sound und die Sprachausgabe sind natürlich auch für den Spielspaß verantwortlich, aber da es sich um ein Point&Click Adventure handelt, müssen natürlich auch die Rätsel und das Kombinieren der Gegenstände, sowie die Logik des ganzen Spiels in den Blick genommen werden, um einen Gesamteindruck zu erhalten. In Gesprächen erhält Geron wichtige Informationen, Informationen, die es ihm ermöglichen, das Ziel der jeweiligen Szene zu erreichen. Es gilt also gut zuzuhören oder nachzulesen, welches Ziel man eigentlich gerade hat. Zum Glück gibt es dafür ein Tagebuch. Während einige Rätsel oder Aufgaben recht einfach sind und man ohne langes Überlegen auf die Lösung kommt, sind andere Rätsel oder Aufgaben um einiges komplexer und nur langes Ausprobieren und Überlegen führt zur Lösung.Ähnliches gilt auch bei der Verwendung und Kombinierung der Gegenstände. Bei einigen ist es sehr simpel, bei anderen beinahe schon zu weit hergeholt, um sofort drauf zu kommen. Aber wo wäre der Spaß, wenn man auf alles sofort kommen würde. Es ist sowieso viel zu schnell vorbei. 15 Stunden Spielspaß bietet das Spiel im Anfängermodus. Da sich die beiden Modi nicht voneinander unterscheiden, nur einige Hilfen werden ausgeblendet, dürfte das zweite Durchspielen im schwierigeren Modus um einiges schneller gehen. Enttäuscht ist man nach vielen tollen Rätseln und er tollen akustischen und grafischen Untermalung dann vom Ende, das viel einerseits viel schnell kommt und dann auch noch irgendwie ernüchternd ist, denn irgendwie hat man mehr erwarten und erhofft. Die Story und das Ende sind dabei keineswegs unlogisch sondern absolut nachvollziehbar aufgebaut und durchdacht. Der „Das Schwarze Auge“-Anteil ist spürbar, jedoch kann das Spiel auch ohne den Hintergrund bestehen. Einige Gags wird man aber nicht unbedingt verstehen, was aber den Spielspaß nicht bremst.
Fazit: „Satinavs Ketten“ ist ein tolles Spiel. Die Grafik ist ebenso überzeugend wie auch der Sound und die Sprecher. Die Soundtrack-CD kann gut im Hintergrund laufen, wenn man ein Brettspiel oder ein Rollenspiel spielt. Die restliche Ausstattung, also das Poster und das Artbook sind zwar in Ordnung und ein netter Zusatz, aber das hätte man auch besser hinbekommen können. Etwas störend ist die lange Installationszeit im Vergleich zur Spieldauer, da darf es bei Nachfolgespielen gerne etwas mehr vom Letzteren sein. Trotzdem ist das Spiel sein Geld wert und darf bei keinem Spieler fehlen.