Reihe: Perry - Unser Mann im All |
Schon zu Ende der 60er Jahre versuchte die PERRY RHODAN-Serie im Medium Comic Fuß zu fassen. Mit Perry Rhodan im Bild versuchte man die Inhalte der frühen Romane in bunte Bildchen zu übertragen, was aber an der mangelhaften Umsetzung der Vorlage scheiterte. Dennoch wurde die Reihe auch von PR-Fans gelesen, allerdings mehr mit zwiespältigen Gefühlen. Gleichzeitig begann sich in dieser Zeit eine Comicszene zu etablieren, die sich nicht nur auf französische Comics wie Asterix beschränkte, sondern auch die amerikanischen Superheldencomics von DC und Marvel dem deutschen Leser etwas näher brachte. Grund genug auch für PR, einen neuen Weg zu beschreiten. So wurde die Konzeption einer PR-Comicserie komplett umgestellt. Perry - Unser Mann im All entstand.
Im Gegensatz zu der Vorgängerserie handelte es sich hier um Originalgeschichten, wobei die Konzeption im Verlauf der Perry-Reihe von William Voltz, Hans Kneifel, Peter Terrid und Dirk Hess übernommen wurde. Zeichnerisch setzte man anfangs noch auf die gleiche Qualität, die man schon bei Perry Rhodan im Bild bewundern konnte, was sich dann aber mit Band 37 schlagartig änderte. Zu diesem Zeitpunkt übernahm das italienische Studio Giolitti die grafische Gestaltung, das mit seinen sehr freizügigen Darstellungen die Aufmerksamkeit der deutschen Sittenwächter erregte. Immerhin handelt es sich bei einem Comic um etwas, was hauptsächlich von Kindern gelesen wird. Ein Irrglaube, der bis heute immer noch in einigen Köpfen verankert ist. Tatsächlich rekrutierte sich ein großer Teil der Leser aus dem Bereich der Zwölfjährigen, was den Verlag bewog, eine Art eigene Zensur durchzuführen. Aus nackter Haut wurden oft eng anliegende blaue Raumanzüge, die 'Anstößiges' verbergen sollten. Doch die PR-Fans nahmen die Comics mit sehr gemischten Gefühlen auf. Einige störte vor allem die totale Ablösung von der Serienhandlung, die in der Endphase des Erscheinens eintrat. Dabei wurden die Stories immer abstruser und die Zeichnungen immer mehr schlechte Kopien von Marvel Comics wie Dr. Strange oder Silver Surfer. Mit Band 129 wurde Perry - Unser Mann im All dann eingestellt.
Im Verlauf der nächsten Jahrzehnte entwickelte die Comicserie eine Art Eigenleben, denn ihre Beliebtheit unter den Sammlern wuchs und die Hefte wurden zu gesuchten Raritäten in Sammlerkreisen. Dies hatte zur Folge, dass Anfang der 90er Nachdrucke erschienen, die sich gut verkaufen. Mittlerweile werden die Perry-Hefte vom Norbert Hethke Verlag in einer Faksimile-Ausgabe, die für einen hohen Preis verkauft wird, neu aufgelegt.
Nachdem in der Vergangenheit mehrere halbherzige Versuche unternommen wurden, PR im Comicbereich zu etablieren, überraschte es um so mehr, als Anfang 2006 eine Fortführung der Perry-Serie angekündigt wurde. Dabei wollten die neuen Macher den Handlungsstrang der klassischen Reihe beenden, denn ihre Einstellung war so schnell erfolgt, dass man sie nicht mehr rund machen konnte. Im April 2006 war es dann soweit. Nach über 30 Jahren legte man mit Das Versteck im Hyperraum den abschließenden Band der alten Serie vor und gleichzeitig auch die Nullnummer der neuen Reihe. Zeichnerisch erinnert der Stil an die Arbeit von Studio Giolitti, wobei man sich nicht so stark an amerikanischen Vorbildern orientierte. Die Story selbst setzt dort an, wo Band 129 endete, und beschert dem Leser die Begegnung mit dem Gralmutanten. Gleichzeitig stellt man die Weichen für die Weiterführung mit neuen Geschichten. So erhält Perry Rhodan seinen Galornenanzug sowie eine orakelhafte Aussage über die Dinge, die noch kommen werden. Vertraut man dem Text der Macher auf der letzten Seite, will man sich im weiteren Verlauf etwas mehr nach dem Vorbild der Serie richten und klassische Elemente aus der Serie, wie beispielswiese die Aphilie, den Schwarm oder die SOL, in das Comic einbringen. Gleichzeitig verspricht man die Einführung von Alaska Saedelaere als eigene Figur. Hört sich schön an, doch alles steht und fällt mit der Qualität des Comics selbst.
Wie schon oben erwähnt, bedient man sich stilistisch dem klassischen Vorbild. Doch die Darstellung einiger Charaktere ist so gewöhnungsbedürftig wie die dreizehigen Dinosaurierfüße von Gucky, die recht merkwürdig aussehen. Atlan erinnert mehr an einen eindimensionalen Psychopathen, dessen Haare, je nach Stimmung, mal mehr oder weniger lang sind. Etwas billig geraten ist die Gralmutantin selbst, die dann doch etwas zu sehr filmischen Vorbildern wie SPECIES oder THE MUMMY RETURNS ähnelt, aber keine Sekunde deren Klasse erreicht.
Es ist sicher wohltuend für den Fan, eine Colorierung zu sehen, die sich von denen eines Mainstreamcomics deutlich abhebt, aber ein Look, der mehr an Holzmalstifte erinnert, ist auch nicht unbedingt das, was man sich unter kreativer Colorisation vorstellt. So wird aus einer ehemals grellbunten Geschichte etwas, was mit der Zeit deutlich gelitten hat und mehr an ein altes Biene-Maja-Heftchen erinnert, das 30 Jahre auf dem Speicher gelegen hat.
Sexuelle Anspielungen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Immerhin muss man ja dem Vorbild gerecht werden. Heutzutage hat man gegen gut gewachsene nackte Frauen in einem Comic wenig einzuwenden, doch wenn sich der gefundene Pilzdom als feuchtglänzender, erigierter Riesenpimmel entpuppt, ist das doch etwas befremdlich. Das Gefühl steigert sich dann noch etwas, wenn der Pilzdom kräftig auf Perrys Raumschiff CREST abspritzt. Im Text steht zwar etwas von "unbekannter Strahlung", aber irgendwie hat man einen Energiestrahl weniger flüssig in Erinnerung. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Schaut man sich Das Versteck im Hyperraum in seiner Gesamtheit an, so folgt dem anfänglich positiven Gefühl sehr schnell die Ernüchterung. Sowohl storytechnisch als auch zeichnerisch bleibt der Comic hinter den Erwartungen zurück. Das mag zum Teil auch daran liegen, dass man sich etwas zu sehr an dem angestaubten Original orientiert hat, um einen Brückenschlag zu einer neuen Serie zu schaffen. So entsteht der Eindruck eines halbherzigen Versuchs, einer toten Sache wieder Leben einzuhauchen. Schade, denn die Story hat ein sehr gutes Potential.