Titel: Das gefrorene Lachen Eine Rezension von Christel Scheja |
Susanne Gerdom hat das Glück zu den Autoren zu gehören, die das ganze Spektrum ihres Schaffens ausloten und eigene Ideen verwirklichen zu können. Auch „Das gefrorene Lachen“ ist ein Roman, der sich nicht in eine Schublade einordnen lässt und thematisch weit weg vom Mainstream bewegt. Ein Zauberer überschreitet die Grenzen der Moral. Nur der Verrat seines Zauberlehrlings sorgt dafür, dass er aufgehalten wird. Doch er schwört vor der Verbannung Rache an dem jungen Mann. Viele Jahre später löst er diesen Schwur ein, und nicht nur Meister Laurenzio bekommt dies zu spüren. Ein ganzer Königshof verschwindet und lässt die Menschen entsetzt und verwirrt zurück. Kurze Zeit später durchstreift ein neuer Wanderzirkus die Länder. Hinter den Kulissen geht es jedoch anders zu als man denkt. Der Prinzipal regiert sein Ensemble mit harter Hand und auch einige seiner Untergebenen zeigen bei Fehlern und Schwächen keine Gnade. Darunter leidet auch Pippa, Tochter und Assistentin von Lorenzo, dem Jahrmarktzauberer und einer der wichtigsten Attraktionen des Zirkus. Wohl fühlt sie sich nur in der Nähe des stummen Riesen, den alle „Zarter Blütenzauber“ nennen. Der Koch ist der Inbegriff der Ruhe, seine Anwesenheit tröstlich und seine rätselhaften Gedichte berühren Pippas Seele. Doch da ist irgendwie noch viel, viel mehr, ein Geheimnis, das danach schreit gelöst zu werden. Und so macht sie sich mit August, den Lehrling des Clowns daran, die Rätsel zu lösen und der Wahrheit auf die Spur zu kommen.
„Das gefrorene Lachen ist magisch und mystisch wie eine Bühnenshow. Susanne Gerdom erzählt nicht nur ein fantastisches Märchen, sie beschwört auch die Magie herauf für die Wanderzirkusse bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts bekannt waren. Naiv und bunt auf der einen Seite die Wirklichkeit verleugnend sind sie im Hintergrund doch näher an der Realität als man vermuten mag. Hinter dem lächelnden Gesicht der Künstler steckt sehr viel Arbeit und manchmal auch Schmerz. Die Atmosphäre, die man den kleinen Unternehmen nachsagt scheint in jeder Beschreibung, jedem Satz zu leben, die Ängste, die manch ein Leser vielleicht aus der eigenen Kindheit mitgenommen hat, werden ebenfalls angesprochen. Das alles ist eingebettet in eine geheimnisvoll wirkende Fantasy-Geschichte, deren Verlauf erfahrene Leser durchaus ahnen können. Die Autorin macht auch keinen Hehl daraus, wer hinter dem Wanderzirkus steckt, sie beschäftigt sich viel lieber, wie die Menschen damit zurecht kommen, speziell ihre Heldin, und was sie daraus lernen. Spannung entsteht durch die vielen Rätsel, die immer wieder in den Raum geworfen werden. Denn es mag zwar klar sein, dass der Zauber am Ende gelöst wird – doch wie, das fügt sich nach und nach gelungen und vor allem logisch zusammen, denn die Autorin beginnt schon im Prolog mit dem Verteilen erster Hinweise Von den Charakteren am besten ausgearbeitet ist Pippa, die Tochter und Assistentin des Zauberers, die aktiv an der Handlung teilnimmt und nicht nur auf alles reagiert. Am Ende ist sie die Person an der alles hängt und die den Fluch letztendlich brechen muss. Aber auch die anderen Figuren entwickeln verschiedene Facetten und entwickeln sich erstaunlich gut weiter. Alles in allem ist „Das gefrorene Lachen“ ein ganz besonderer Fantasy-Roman, märchenhaft, versponnen und die Magie alter Zeiten heraufbeschwörend, aber weit davon entfernt sich in ein Schema pressen zu lassen. Allerdings sollte man sich schon auf die skurrilen Einfälle und die eigenwillige Sprache der Autorin einlassen können, um von der Geschichte völlig in den Bann geschlagen zu werden.