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Titel: Dein Blut auf meinen Lippen Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Von Verona nach Transsylvanien:
Dein Blut auf meinen Lippen von Claudia Gabel ist eine Neuauflage des Shakespeare-Klassikers Romeo und Julia. Zwei Personen, die einander lieben und nicht zu einander finden können, weil sie verfeindeten Sippen angehören, den Capulets und den Montagues. Julia, Tochter des Lords der Vampirfamilie der Capulets, in der sie mit sechzehn Jahren zum vollwertigen Vampir werden soll, weigert sich, standesgemäß Graf Paris zu heiraten. Ihr nobler Charakter gibt ihr zudem vor, dass sie kein Vampir werden und Blut trinken will. Julia Capulet sträubt sich dagegen, das grausame Ritual zu vollziehen, einen Menschen zu fangen und bis zum letzten Tropfen Blut leer zu saugen. Eine Weigerung wird sie aber zum Hungertod führen. Ihre Mutter Lady Capulet dagegen ist Vampir mit Leib und Seele, und so führen beide den üblichen "Teenager-Krieg", den jede Familie mit Kindern kennt. Gleichzeitig verliebt Julia sich Hals über Kopf in den jungen Romeo und bringt damit nicht nur ihr eigenes Gefühlsleben durcheinander. Denn Romeo ist ein Mitglied der vampirjagenden Menschen und gehört der Familie der Montagues an. Allerdings nimmt Romeo seinen Beruf als Vampirjäger nicht sehr ernst. Auf dem Weg zu einem Fest der Capulets schleicht er sich heimlich an und lernt Julia kennen. Im Grunde geht es um die Liebe zwischen Julia und Romeo, deren Familien miteinander verfeindet sind. Auf der einen Seite die mächtige Vampirfamilie, die Capulets, auf der anderen Seite die Gegenspieler, die Montagues. Beide geben sich nichts, denn sie sind gewalttätig und brutal. Die Capulets gegen die Menschen, die Montagues gegen die Vampire.
Dein Blut auf meinen Lippen hält sich in den wichtigsten Punkten an die Handlung, die William Shakespeare vorgibt, bringt lediglich als Horror-Variante die Vampire mit ein, die jedoch in keiner Weise irgendeinen Horror auslösen. Die Spannung eines Bram Stoker mit seinem Dracula kommt nie auf. Auch die Stimmung von Romeo und Julia verliert sich in der Erzählung, die auf eine ganz andere Weise endet. Damit ist das vorliegende Buch nur eine weitere Erzählung, die sich in die Reihe der Vampir-Liebes-Romane einreiht. Mit der abwechselnden Sichtweise der Hauptpersonen ist das Buch dennoch recht interessant. Herausgehoben aus einem Meer ähnlicher Texte wird Dein Blut auf meinen Lippen nur durch die sehr dichte Anlehnung an William Shakespeare. Mit Klischees wurde nicht gespart, und so findet sich fast jedes Vorurteil, das man sich nur denken kann. Die Geschichte bietet wenig Neues oder gar etwas ansatzweise anderes.
Fazit: Die Originalgeschichte ist eine Tragödie und dadurch bekannt geworden. Das Buch spielt ähnlich dem Original etwa um 1462, daher wirkt die Sprache im Vergleich zur heutigen Umgangssprache veraltet, aber, im Kontext gesehen, passend. Dennoch werden viele Leser genau dies bemängeln. Das hier ist eine Lovestory mit Happyend. Der wohl größte Nachteil der Erzählung neben dem sehr einfachen Schreibstil.