Titel: Denn das Blut ist Leben Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
In den meisten Anthologien wird stets bewährtes und damit gleiches Material zusammengestellt, so dass sich im Grunde genommen die Herausgeber nicht darüber wundern müssen, dass sich Textsammlungen so schlecht verkaufen. Ein bisschen Originalität würde daher ganz gut tun.
Dass Recherche einen Sammelband attraktiv macht, beweisen immer wieder aufs Neue die Anthologien aus dem Festa Verlag. Frank Festa ist dabei jedes Mal wieder auf der Suche nach Stories, die bisher in noch keiner Anthologie anzutreffen waren oder äußerst selten dafür ausgewählt werden. Zusätzlich zeichnen sie sich dadurch aus, dass sie eine ausgewogene Menge an modernen und klassischen Autoren bereitstellen.
Dies zeigt wiederum die neue Sammlung von Vampirgeschichten, in denen sich Autoren wie Graham Masterton, Patricia N. Elrod, Brian Hodge sowie Karl Hans Strobl, Théophile Gautier oder H.P. Lovecraft die Klinke in die Hand geben. Was in keiner Vampiranthologie fehlen darf, ist natürlich Bram Stokers "Präludium" für seinen Roman "Dracula" mit dem Titel "Draculas Gast".
Überraschenderweise fand Festa auch eine Vampirstory des SF-Schreibers und "Sternenkönige"-Erfinders Edmond Hamilton. Seine Geschichte "Das Vampirdorf" erzählt von zwei Engländern, die auf ihrer Wanderung durch die Karpaten in einen eigenartigen Ort kommen, den es eigentlich gar nicht geben dürfte. Sehr originell sind auch die beiden Beiträge von Simon Clark "Vampir-Abschaum" und "Hotel Midnight", die es wirklich in sich haben.
Jedes Horror-Herz dürfte sicherlich höher schlagen, wenn der Name Hugh B. Cave genannt wird. Von diesem wunderbaren Horrorautor erschien bisher nur eine einzige Story-Sammlung unter dem Titel "Das Schnurren der Katze" auf Deutsch, und dies ist bereits fast dreißig Jahre her. In der Anthologie ist Cave mit seiner Geschichte "Stragella" vertreten, einer Mischung aus Abenteuer-, Geisterschiff- und Vampirgeschichte - mit Sicherheit einer der besten Beiträge in dieser Sammlung.
Mit Karl Hans Strobl ist auch die deutsche Phantastik der Jahrhundertwende vertreten, die den Stil der französischen Dekadenz aufnahm und weiterführte. Seine Erzählung "Das Aderlassmännchen" beschreibt geradezu plastische Bilder voller Grauen und Entsetzen. Sie beginnt recht witzig und harmlos, beinahe hoffmannesk, wandelt sich jedoch zunehmend in einen alptraumhaften Rausch, der auch heute nichts von seiner Wirkung verloren hat. Sie ist eine der kunstvollsten Beiträge in der Anthologie.
Fazit: "Denn das Blut ist Leben" ist eine gelungene Zusammenstellung klassischer und moderner Vampirgeschichten, die einige schaurigschöne Entdeckungen bereithält. Grusel-Freunde als auch Vampirexperten werden ihre Freude daran haben.