Reihe: Grako Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Bis vor kurzem war der Historiker Michael Kirchschlager vor allem aufgrund seiner Sachbücher bekannt, welche wahrhaftige Schauergeschichten, "gar schröckliche" Kriminalfälle und andere Kuriositäten des Alten Europa zum Thema haben. Werke wie "Das Obscurum" oder "Kraken/Monster/Seemannsgarn" sind dem Liebhaber der Phantastik schon längst ein Begriff.
Während Kirchschlager in seinen bisherigen Kuriositätenkabinetten tatsächliche Fälle aus dem Bereich des Unheimlichen und Bizarren darstellte, auf die er in alten Archiven gestoßen ist, ist er nun selbst zum Verfasser schrecklicher und unheimlicher Erzählungen geworden, in deren Zentrum die phantastischen Abenteuer des Crako stehen, des Criminalkommissarius Seiner Majestät des Königs Friedrich Wilhelm I. von Preußen. Ihm zur Seite steht sein Adjutant Kosemaul, ein Mann, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt und in original "machteborjer" Mundart spricht.
Gleich in seinem ersten Fall hat es der Crako , dessen eigentlicher Name Freiherr Friedrich von Krosigk lautet, mit dem Gierfraß zu tun, einem schrecklichen Wesen, das halb Vampir, halb Werwolf ist. In einem Dorf in der Nähe von Königsberg verschwinden immer wieder junge Mädchen, deren verstümmelte Körper nach Tagen im Wald aufgefunden werden. Die abergläubischen Einwohner sind sich sicher, dass dies nur ein Werwolf getan haben kann. Der Crako , als Spezialist für das Übersinnliche und Unheimliche, bekommt den Auftrag, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Doch dies ist einfacher gesagt, als getan. Denn schon bald werden er und sein Andjutant selbst von diesem Ungeheuer bedroht...
Kirchschlagers erster Roman ist einfach grandios! Es handelt sich hierbei um eine hervorragende Mischung aus Horror und Krimi und erinnert in seiner Art an die phantastisch-historischen Romane von Leo Perutz ("Der Maquese von Bolibar", "Der schwedische Reiter"). Hinzu kommt das exakte historische Wissen um jene Zeit und besonders über den Alltag des frühen 18. Jahrhunderts, das Kirchschlager geradezu meisterhaft in seinen Roman mit einfließen lässt. So ergibt sich für den Leser zusätzlich zur Spannung der Geschichte ein detailliertes Bild der damaligen Epoche, das seinesgleichen sucht. Denn dies gelingt Kirchschlager auf so natürliche Weise, dass man als Leser gelegentlich der Meinung ist, der Roman selbst stamme aus dem Jahr 1730.
Ebenso faszinierend wie der Roman, ist die Figur des Crako . Dieser ist im Grunde genommen ein aufgeklärter Geist, doch schlummert in ihm weiterhin ein von Aberglauben beherrschtes Weltbild. Dieser "Konflikt" zwischen Rationalität und Irrglauben spiegelt sich einzigartig in seinem Charakter wider.
Für mich gehört "Der Crako und der Gierfraß " zu den besten und überzeugendsten Romanen, die sich im Bereich der Phantastik angesiedelt haben. Ein überaus spannendes und gruseliges Buch, das einem von der ersten bis zur letzten Seite in seinem Bann hält. Garantiert wird niemand das Buch vor dem letzten Kapitel aus der Hand legen