Seminararbeit im Fach Medien von Lena Braun |
Vergleich allgemein
Bei beiden Filmen findet man Zusammenhänge, Parallelen, aber auch verschiedene Darstellungen der Fabrikarbeiter. Um diese darzulegen, wird im Folgenden ein allgemeiner Vergleich ausgearbeitet.
Ein auffallender Unterschied bei der Darstellung der Fabrikarbeiter ist die Arbeitskleidung. Während in „Metropolis“ die Arbeiter alle eine einheitliche Kluft tragen, sind die Arbeiter in „Modern Times“ verschieden gekleidet. In „Metropolis“ verstärkt die einheitliche Kleidung den Eindruck, dass alle Fabrikarbeiter nicht mehr wie Individuen, sondern wie eine Nummer von vielen behandelt werden. Hierfür kann man in der Szene (11) einen Beleg finden.
Eine Parallele in beiden Filmen ist, dass jeder Arbeiter für genau einen Arbeitsschritt zuständig ist, der immer wieder wiederholt werden muss. Außer einem Vorarbeiter, der die Geschwindigkeit der übrigen Arbeiter kontrolliert, sind alle anderen gleich. Jeder führt eine Tätigkeit aus, die keinen geistigen Anspruch erhebt, sondern nur körperliche Arbeit abverlangt. Jeder Arbeiter ist Teil einer großen Maschine, die nur durch die Tätigkeit der Arbeiter am Laufen gehalten wird. Diese Darstellung taucht immer wieder in “Metropolis“ auf. Besonders eindrücklich wird dies in Szene (12) gezeigt. Hier wird deutlich, dass die Menschen mehr Maschine als Individuum sind. Zum Vergleich nun die Tätigkeit in „Modern Times“.
Hier findet man Szenen, in denen die Arbeiter als hirnlose Maschinen dargestellt werden. Eine Reihe von Fabrikarbeitern steht hier allerdings an uns bekannten Maschinen, während es in „Metropolis“ fiktive Maschinen einer großen „Herzmaschine“ sind, die alles am Leben erhält.
In „Modern Times“ müssen die Arbeiter im Akkord an einem Fliessband arbeiten und immer die gleiche Tätigkeit ausüben. Auch hier sind die Arbeiter durch stupide Tätigkeit nicht länger eigenständig denkende Menschen, sondern durch die einheitlich anspruchslose Arbeit zu einem Teil in einem
Zahnrad geworden. Hierfür findet man eine Szene, die diesen Umstand auf drastische Art und Weise zeigt. Der „Tramp“ wird in eine Maschine gezogen und von riesigen Zahnrädern verschluckt. Anstatt sich zu befreien, arbeitet er im Inneren der Maschine weiter und zieht Muttern an (13). Er ist also schon Teil der Maschine geworden.
Zur Zeit der Einführung der Fliessbandarbeit hat auch die Einführung der Stechuhr eine große Rolle gespielt. Die festen Arbeitszeiten sind in beiden Filmen tragend.
In „Metropolis“ müssen die Arbeiter in einer vorgegebenen Zeit arbeiten, nämlich 10 Stunden. Zum Schluss sind die Fabrikarbeiter mit ihrer Kraft so am Ende, dass sie sich vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten können. natürlich ist auch die zeitliche Festlegung der Arbeit ein weiterer Schritt vom Menschen zur Maschine, wobei dieser Aspekt bei Fritz Lang noch eindrucksvoller dargestellt wird. Hier gibt es niemand der den Arbeitern sagt, wann ihre 10 Stunden vorbei sind. Es gibt nur noch eine große Uhr, die den Arbeitern zeigt, wann sie ihr Soll erfüllt haben. Von den Menschen wird immer mehr erwartet sich wie eine Maschine zu geben - mit innerer Uhr und nur darauf bedacht ihre Arbeit zu verrichten.
In Chaplins Film gibt es jedoch eine Stechuhr. Jeder Arbeiter besitzt eine Karte, die er zu Beginn und Ende der Arbeit in die Stechuhr steckt. So wird hier die Arbeitszeit kontrolliert.
Wenn man nun diese Thematik in der Darstellung von „Metropolis“ und „Modern Times“ vergleicht, so fällt auf, dass die Arbeiter in Chaplins Film noch nicht in dem Maß als Maschinenmenschen dargestellt werden, denn Charlie Chaplin stellt noch eine Stechuhr dar, um die Arbeit zu kontrollieren, während Lang in seinem Film die Arbeiter schon so zur Maschine hat werden lassen, dass nur noch eine normale Uhr benötigt wird, nach der sich die Arbeiter richten.
Vergleich unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Filmgenres
Einen wichtigen Punkt im Vergleich der Fabrikarbeiter in den Filmen stellen die zwei verschiedenen Filmgenres dar.
„Metropolis“ kann in die Art der Science Fiction Filme eingereiht werden. Unter Science Fiction versteht man „fantastische Literatur utopischen Inhalts auf naturwissenschaftlich-technischer Grundlage“ (14). Das Wort Science Fiction entstammt der englischen Sprache.
„Modern Times“ hingegen ist in das Genre der Tragikomödie (also ein „Drama, in dem Tragik und Komödie eng miteinander verknüpft ist“ (15).) einzuordnen.
Fritz Lang stellt in seinem Film die Fabrikarbeiter nicht als einzelne Individuen dar. Hier wird das Augenmerk auf die Masse der Arbeiter gelenkt. Die Arbeiter tragen keine Namen sondern Nummern. Diese Tatsache verstärkt den Eindruck der Masse. Chaplin hingegen veranschaulicht in seinem Film die Szenerie der Fabrikarbeiter anhand eines Mannes, dessen Tätigkeit er besonders hervorhebt. Hier liegt der Schwerpunkt darauf, die eintönige und stupide Tätigkeit der Fabrikarbeiter komödiantisch herauszuarbeiten, während Fritz Lang in “Metropolis“ durch die Darstellung der monotonen Arbeit die reale Bedrohung durch die Maschinen in seinem Horrorszenario für den Betrachter Wirklichkeit werden lässt.
In „Modern Times“ wird dies besonders deutlich in der Szene, in der der „Tramp“ als Versuchsobjekt dazu benutzt wird, während seiner Arbeit von einer Maschine gefüttert zu werden um die Produktivität zu steigern (16). Hier werden die Arbeiter anhand eines Einzelschicksals dargestellt. (16)
In „Metropolis“ hingegen soll die utopische Note herausgearbeitet werden. Die Fabrikarbeiter symbolisieren in diesem Film kalt und grausam die minderwertigen Wesen, die wie Tiere für ihre Herren schuften, ohne selbst als Menschen mit Herz und Gefühlen zu gelten. Dieser Kunstgriff lässt ahnen, wie es zukünftig sein könnte. Dies wird dadurch verdeutlicht, dass die Geschichte
von „Metropolis“ im Jahr 2000 spielt, während die Geschichte von „Modern Times“ ohne zeitliche Angaben auskommt, weil hier der Schwerpunkt auf einer rein komödiantischen Ausarbeitung beruht, die für ihre Aussagefähigkeit keine Zeitangabe benötigt.
(14), (15): Duden in 12 Bänden, Bd. 5, Fremdwörterbuch, Dudenverlag
(16): Modern Times, Charlie Chaplin, 10min17;