Titel: Der Hobbit Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Nun, da Peter Jackson auch mit „Der Hobbit“ die Vorgeschichte zum Herrn der Ringe verfilmt, ist J. R. R. Tolkiens Erstlingswerk voll im aller Munde. Der Carlsen Verlag nutzt dies um eine Neuausgabe des Comics aus den Jahren 1989/90 neu aufzulegen. Ich musste doch sehr grinsen, als ich folgenden Text meiner Rezension zur Erstausgabe dieses Comics von 20 Jahren gelesen hatte:
„Es ist erstaunlich, dass fast jeder, der den Herrn der Ringe gelesen hat, die Vorgeschichte dazu, Der kleine Hobbit, nicht kennt. Vielleicht liegt es daran, dass dieses Werk als Kinderbuch gedacht ist und sich so mancher Erwachsene als zu alt sieht, um sich damit zu befassen.“
Heute lesen Erwachsene vermehrt Jugendbücher und der Hobbit ist natürlich sehr präsent. Peter Jacksons Inszinierung als Trilogie in einem deutlich erwachseneren Format bewirkte auch, dass aus dem Buchtitel das Wort „kleine“ verschwunden ist und es nun nur noch „Der Hobbit“ heißt. Dies ist auch gut so, denn im Englischen kam dieser Größenbezug im Titel auch nicht vor. Für all die wenigen, die den Inhalt also noch nicht kennen hier eine kurze Zusammenfassung:
Liebevoll werden die Abenteuer des Hobbits Bilbo Beutlin beschrieben, der eigentlich, wie die meisten Hobbits, nichts von Abenteuern wissen wollte. Es ist Gandalf, der Zauberer, der Bilbo aus seinem geruhsamen Leben reisst und ihn in eines der größten Abenteuer verwickelt. Zwerge besuchen ihn, denen Gandalf eingeredet hat, Bilbo sei ein Meisterdieb. Und einen Dieb brauchen sie, denn es gilt einen Schatz zurück zu stehlen, den ein Drachen einst den Zwergen stahl. Als Bilbo zusagt, weiß er nicht, worauf er sich einlässt, denn Drachen sind ja bekanntlich äußerst unangenehme Zeitgenossen. Auf der langen Reise zu der Drachenhöhle hat er viele Abenteuer zu bestehen. Er begegnet Trollen, Riesen, Elben und Orgs. Am Ende muss er sich sogar als Diplomat beweisen und seine Entscheidungen zollen von Weisheit, die man ihm nicht zugetraut hätte.
Die Geschichte wurde von Charles Diron und David Menzel in drei Comicbänden meisterhaft umgesetzt. Die aktuelle Ausgabe bei Carlsen bringt nun alles in einem Band heraus. Die Cover der Deutschen Erstausgabe sind der Vollständigkeit halber unten zu sehen.
Auf 134 Seiten wird die Geschichte ausführlichst erzählt und was sich nicht zeichnerisch darstellen ließ, wurde in vielen Textpassagen eingefügt. So kommt es, dass man zum Lesen dieser Comicadaption ca. zwei Stunden benötigt. Man sieht, dass sich Charles Bixon und Sean Deming größte Mühe gegeben haben, die Handlung ohne Lücken in eine bildhafte Form zu bringen.
Heraus kam ein harmonischer und dynamischer Comic, der irgendwo zwischen Prinz Eisenherz und einem franko-beligischen Comic liegt. Die Zeichnungen von David Menzel sind im passendem Stil zur Geschichte. Die aquarellierten Tuschzeichnungen sind gut, detailgenau, zeitlos und ohne Leerräume im Hintergrund. Für diese Neuausgabe wurden die Zeichnungen neu eingescannt und digital verbessert. Im Klartext heißt dass, den Zeichnungen wurde mehr Farbtiefe und mehr Kontrast gegeben, denn die ursprünglichen Zeichnungen waren teilweise etwas blass und sind in dieser Form nicht mehr zeitgemäß (könnte aber natürlich auch am Druck von damals gelegen haben). Es wurden aber auch Panels und ganze Seiten neu gestaltet. Als Beispiel habe ich das untere Panel von Seite 33 der Neuausgabe mit der ursprünglichen Version verglichen. Hier werden alle Unterschiede offenbar (Oben ist die ursprüngliche Zeichnung zu sehen und unten die aus der aktuellen Ausgabe):
Es ist heute nicht mehr zeitgemäß, Panels so zu durchbrechen, wie Wenzel es mit Gandalf und seinem Pferd gemacht hat. Dies wurde korrigiert und im Gegenzug erhielt der Zauberer eine dynamischere Pose. Auffälliger ist jedoch, dass die Textpassagen nun in halbtransparenten Kästen untergebracht sind und nicht mehr in einem Meer aus Ocker verschwinden. Dies ist vor allem gegen Ende der Geschichte ein großes Problem, wenn sehr viel Text abgehandelt wird. Und natürlich fällt das viel professionellere Lettering auf, dass nicht, wie es auf dem ersten Blick scheinen mag, aus dem Computer stammte, sondern noch mit hoher Kunstfertigkeiten per Hand von Hartmut Klotzbücher gelettert wurde. Im Vergleich zudem ist deutlich der Unterschied in der Farbgebung und in der Schattierung zu sehen. Beide Zeichnungen weisen Vor- und Nachteile auf, aber insgesamt betrachtet sind die neuen Bilder besser und passender. Eines aber noch: Wenn man den linken Bildrand der neuen Zeichnung sich ansieht, dann wird ein Problem der neuen Ausgabe offenbar: Mein Scanner konnte das Bild nicht sauber wiedergeben, da der linke Teil sehr nahe am Bund war. Obwohl die Zeichnungen nicht verkleinert wurden ist das neue Format in der Höhe um ca. 1 cm und in der Breite sogar 2 cm kleiner. Dies bewirkt, dass der Abstand zum Seitenrand auf ein Minimum verkleinert wurde und vor allem der Abstand zum Bund ist leider oft zu gering.
Wie gesagt ist die Umsetzung sehr gelungen. Allerdings nahmen im letzten Drittel die vielen Textpassagen überhand und man merkte sehr wohl, welche Schwierigkeiten das Team hatte, den Band in diese 134 Seiten umfassende Comicadaption zu zwängen (zumal die ursprüngliche Aufteilung auf drei Bände eine weitere Ristriktion bedeutete). Die Comics erschienen in der Erstausgabe im Alpha-Comic Verlag ausnahmslos in einer Hardcoverausführung und umlaufendem Titelbild. Von diesen wurden leider nur das erste zu Beginn und das zweite am Ende abgedruckt. Überhaupt fehlt der ganze editionale Teil, der bei einer solchen Neuausgabe normalerweise enthalten wäre. Ansonsten aber ist die Neuausgabe sehr gelungen. Die Farben sind tief und satt und der Hochglanzdruck lässt keine Wünsche offen. Die Cover der Erstausgabe kann man unten betrachten.
Die Comicumsetzung ist aufgewendig und sehr gelungen. Im zeitlosen Stil wird eine zeitlose Geschichte erzählt. Zeichner David Wenzel war definitiv die richtige Person für das Projekt.
9 von 10 Punkten.
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