Serie / Zyklus: Kantaki - Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Mit "Der Zeitkrieg" schließt Andreas Brandhorst seine erste Trilogie aus dem Kantaki-Universum ab. Die ersten beiden Romane, "Diamant" und "Der Metamorph", sorgten hierzulande für einiges Aufsehen und fanden sich z.B. beide auf der Nominierungsliste für den Deutschen Science Fiction Preis 2005 wieder. Nun führt Andreas Brandhorst die Figuren und Handlungsfäden aus diesen beiden Romanen in dem abschließenden Roman zusammen.
Den Leser erwartet ein Feuerwerk von Ideen und Schauplätzen, die das gesamte Multiversum umfassen.
Wie vielleicht dem einen oder anderen noch in Erinnerung verblieben, wurde Valdorian von den Temporalen als Marionette benutzt und öffnete ihnen letztlich das Tor aus ihrem Zeitgefängnis, in dem sie und die Kantaki-Rebellen seit dem Ende des ersten Zeitkriegs ihr Dasein fristeten. Auf mehr oder weniger subtile Art und Weise gelang es ihnen, die Kantaki und ihre Verbündeten zu überlisten und tief in der Vergangenheit entscheidende Veränderungen vorzunehmen. So gewannen sie letztlich den zweiten Zeitkrieg und drängten die Kantaki und ihre Verbündeten an die Ränder des bekannten Universums. Der Widerstand steht mit dem Rücken zur Wand, und ausgerechnet jener, der all dies erst ins Rollen gebracht hat, scheint die letzte Hoffnung des Widerstandes zu sein.
Zusammen mit Esmeralda und Diamant, seiner heimlichen Liebe, wird Valdorian auf eine Mission geschickt, die als letzte Hoffnung angesehen wird.
Näher möchte ich auf die eigentliche Handlung gar nicht eingehen, die hier sowieso nur sehr rudimentär wiedergegeben werden kann. Zuviel geschieht auf den unterschiedlichen Handlungs- und Zeitebenen. Der Autor blickt nicht nur auf die Charaktere aus den ersten beiden Romanen, sondern auch auf deren Ebenbilder in einigen anderen Universen. Zu Beginn des Romans wird sogleich eine Diamant, die in einer nicht sehr stabilen Zeitebene existiert, von den Schergen der Temporalen erschossen. Der Leser bekommt so gleich einen vor den Latz geballert, denn erst in den nachfolgenden Kapiteln erschließt sich ihm, dass der Autor mit mehreren Zeitebenen spielt.
Die Handlung ist insgesamt rasant erzählt, und die Charaktere sind differenziert ausgearbeitet. Hier macht sich die schriftstellerische Routine des Autors einfach bemerkbar. Schwierigkeiten dürfte der oberflächliche Leser bei der Fülle von Zeitebenen und Handlungsfäden bekommen. Brandhorsts Handlungsort ist das gesamte Multiversum und der Hintergrund wird auch entsprechend im Roman ausgebreitet. Spielte sich die Handlung der ersten beiden Romane noch auf überschaubaren Handlungsorten ab, so schöpft Brandhorst hier aus dem Vollen und packt das gesamte Universum in einen Roman hinein. Dies stört schon ein wenig den Lesefluss, und als Leser fragt man sich, ob solch ein umfassendes Setting tatsächlich notwendig gewesen wäre. Man fragt sich zurecht, was danach noch kommen kann, denn der Autor deutete bereits an, dass weitere Werke aus dem Kantaki-Universum folgen könnten.
Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, den Handlungsrahmen nicht ganz so allumfassend zu gestalten, sondern sich mehr auf die einzelnen Charaktere zu konzentrieren. So wäre der Roman vom Umfang her sicherlich um einiges kürzer geraten und dabei von der Handlung her konzentrierter geworden. Gerade der erste Roman der Trilogie, den ich mittlerweile für den stärksten halte, überzeugte vor allem durch seine beiden Hauptfiguren. All die Leser, die auf große Weltenentwürfe stehen, dürften sich an dieser Trilogie erfreuen können.
Anerkennenswert ist auf alle Fälle Andreas Brandhorsts Gesamtleistung, mit der er deutlich unter Beweis gestellt hat, dass es auch hierzulande exzellente SF-Autoren gibt.