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Titel: Der falsche Ton Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Stanislas und Bertille haben sich in der Vergangenheit eingelebt und sind zu einen festen Bestandteil des mondänen, nonchalanten, gutbürgerlichen Landlebens des Sommers 1908 geworden. Während jedoch Bertille – begleitet von der Hausdame Prudence - relativ zurückgezogen das sommerliche Treiben eher verfolgt, als dass sie daran teilnimmt, unternimmt Stan regelmäßig kleine Ausflüge mit der geheimnisvollen Sasmira. Obgleich zwischen den beiden eine erotische Spannung herrscht und sich der junge Mann von der düsteren Schönheit Sasmiras angezogen fühlt, wird Stanislas seiner Bertille nicht untreu, kann allerdings auch nicht verhindern, dass in seiner Gefährtin die Eifersucht wächst; eine Eifersucht, die auch er zu fühlen beginnt, als ein französischer Lebemann, der eloquente, gutaussehende, joviale und brillante Charles-Henri auf dem Anwesen auftaucht und Jasmiras Aufmerksamkeit mit technischen Neuheiten wie einem Automobil und einem Flugzeug erregt.
Ein einschneidendes Erlebnis holt Stanislas schließlich auf den Boden der Tatsachen zurück und veranlasst ihn, nicht nur Bertilles Befindlichkeiten mehr Aufmerksamkeit zu widmen, verfällt das junge Mädchen doch zusehends auch körperlich, sondern auch die Rückkehr in ihre Zeit in Angriff zu nehmen. Zu diesem Zweck sucht er das Gespräch mit Prudence, die um die dunkle Magie weiß, die Sasmira umgibt, und die den uralten Fluch kennt, der die schwarzhaarige Frau so gefährlich für Menschen in ihrer Nähe macht.
Dieser zweite Band hinterlässt einen ambivalenten Eindruck, denn die Art und Weise, wie sich die beiden Zeitreisenden mit ihrer Situation zunächst widerstandslos arrangiert haben und arrangieren ist nicht nur verstörend, sondern im höchsten Maße unplausibel. So mutiert die moderne, junge, selbstbewusste Bertille zu einem ausstaffierten Hausmütterchen, ohne jeglichen emanzipatorischen oder intellektuellen Elan. Seltsam bzw. wenig nachvollziehbar kommt auch die Menschenleere des riesigen ländlichen Anwesens daher, dessen sommerliche Idylle – abgesehen von Prudence - keine Bediensteten oder – mit Ausnahme Charles-Henris – Besucher stören.
Hat man sich als Leser jedoch mit diesen Unstimmigkeiten abgefunden, so nimmt einen die zunächst federleichte, amourös knisternde Story schnell gefangen, die mit ihrem Fortschreiten zunehmend düstere und magische Untertöne erhält, auch wenn sie unterm Strich etwas spannungsarm und vorhersehbar inszeniert ist.
Wie schon im ersten Album ist es das leichte, beschwingte und atmosphärisch äußerst stimmige Artwork, das die kleineren Unstimmigkeiten mit seinem visuellen zeichnerischen und kolorativen „Sense of Wonder“ problemlos kaschiert.
Fazit: Eine zauberhaft leichte, sommerliche Liebesgeschichte mit einem Hauch von „Amour fou“ und Magie, die zwar nicht in jedem Detail plausibel und stimmig daherkommt, die aber hinreißen visualisiert ist.