Titel: Der Nebelkönig Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Das Dienstmädchen Sallie, vierzehn Jahre alt, schuftet tagein, tagaus für ihren Schlossherrn. Entweder muss sie im Garten mithelfen, Unkraut zu jäten, oder sie fungiert, was häufiger stattfindet, in der Schlossküche als Küchenhilfe. Sallie ist ein Waisenkind, an ihre Eltern kann sie sich kaum erinnern. Die tägliche Tortur wird nur von ihren geheimen Besuchen in der Bibliothek gemildert, denn ihre Leidenschaft ist das Lesen. Uhl, der Biliothekar, verschafft ihr immer wieder neue und interessante Roman oder Sachbücher, mit denen sie aus ihrer tristen Welt in eine andere, buntere und fantasiereiche überwechseln kann.
Eines Tages muss sie aufgrund eines Zufalles die Rolle eines Serviermädchens für ihren Herrn Krikor übernehmen und dringt damit in den innernen Kreis einer Wahrheit, die für sie bis jetzt undenkbar gewesen ist. Während des Bankettes wird der Apotheker auf sie aufmerksam und versucht, sie in seine Dienste zu binden. Gleichzeitig lernt sie bei ihren Wanderungen durch das Schloss den im Keller lebenden Jungen Rezeop kennen. Diese Begegnungen und die Ereignisse im Schloss scheinen irgendwie mit Uhls Geschichte vom epischen Kampf des Nebelkönigs mit der Katzenkönigin zusammenzuhängen. Doch was hat ein vierzehnjähriges Waisenmädchen damit zu tun?
Die meist sanft verlaufende Fantasygeschichte von Susanne Gerdom provoziert kaum mit schnellen und übereilten Kämpfen, hastigen Rätsellösungen oder rasant eingeführten Charakteren. Stattdessen lädt sie den Leser oder die Leserin ein, Sallie auf einer Reise zu begleiten, die eigentlich nur vordergründig etwas mit einer Fantasygeschichte zu tun hat. Die Selbsterkenntnis und das stückweise Entdecken verborgener Wahrheiten, die Selbstreflektion ihres Ichs - hier erkennt sich auch die Zielgruppe des Buches, ab 14 Jahren, wieder. Die Pubertät verläuft gleichsam mit der Romanentwicklung, mit Sallie können sich junge Teens leicht identifizieren.
Zwar wirken manche Stellen des relativ schnell gelesenen Romanes etwas gezogen, jedoch schafft es Susanne Gerdom auch mit der Schilderung scheinbar profaner Alltagsereignisse, den Leser zu binden und ihn davon abzuhalten, den Roman beiseite zu legen.
"Der Nebelkönig" ist ein ruhiger Fantasyroman über die Nöte und die Entwicklung vor allem junger Mädchen und kann dieser Zielgruppe - vielleicht als Geschenk - wärmstens empfohlen werden.
Der Nebelkönig - die Rezension von Erik Schreiber